Die beiden norwegischen Elitesoldaten Aronsen und 
          Sylow erhalten von Kommandeur Sørsæther, einem abgehalfterten 
          und delinquenten Befehlshaber, den Auftrag, die russisch-irakische Atomphysikerin 
          Raina Smirnowa aus Alma Ata, Kasachstan, zu entführen. Auftraggeber 
          sind die Amerikaner, die in Smirnowa den lebenden Beweis für Saddam 
          Husseins Bedrohung der Welt durch Atomwaffen sehen. Gleichzeitig bekommt 
          der New Yorker Journalist Guther, ebenfalls einigermaßen abgehalftert 
          und versoffen, Wind von der Sache und beginnt mit seiner Recherche für 
          die New York Post. Es erscheint ein Artikel in der Netversion der Zeitung, 
          der Aronsen und Sylow das Leben kostet. Sie sind verraten worden. Es 
          kommt zum Showdown zwischen Verräter und Rächer.
Leitartikel für Armee-Fans
        Bis es allerdings soweit ist, muss sich der Leser durch gut zwei Drittel 
          des Buches quälen. Ausführlich, allzu ausführlich, werden 
          alle Hintergründe des vermeintlichen Krimiplots dargelegt, inklusive 
          der gesamten norwegischen Verteidigungspolitik und des Aufbaus der norwegischen 
          Streitmacht. Wer nicht gerade ein Armee-Fan ist, wird hier schon gähnend 
          das Buch zur Seite legen. Erstaunlich auch, wie top-aktuell und gleichzeitig 
          unendlich langweilig ein Buch sein kann. Irak-Krieg hin, Irak-Krieg 
          her, "Abendlied in Alma Ata" wird nicht spannend. Es ist viel 
          zu langatmig erzählt und dient vor allem dem Autor als politisches 
          Forum. Dies ist gute skandinavische Tradition, doch hätte Jon Michelet 
          hier besser daran getan, einen Leitartikel denn einen Krimi zu schreiben. 
          Denn die Geschichte will sich einfach nicht entwickeln. Als dann endlich 
          Schwung in die Sache kommt - Aronsen und Sylow geraten in einen Hinterhalt 
          und kommen dabei um; das sei hier verraten, denn es besteht kaum Spoiler-Gefahr 
          -, wird das Ende auf gerade mal etwa 20 Seiten kurz, knapp und wiederum 
          völlig unspannend abgehandelt.
        
        
                  
                  
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Spannende und unterhaltsame Krimilektüre wäre es dagegen 
          gewesen, wenn Jon Michelet die ersten 90-100 Seiten auf 10-20 Seiten 
          zusammengekürzt und von da aus seine Suche nach dem Verräter 
          entwickelt hätte. So aber bleibt eine nichts sagende Story vor 
          zwar top-aktuellem Hintergrund, die aber weder neue Einsichten bringt 
          - oder bin ich bloß drüber eingeschlafen? - noch ein paar 
          spannende und unterhaltsame Stunden. Sorry, Jon Michelet, aber ein guter 
          Krimi geht anders - und das weißt du eigentlich auch.
          
        
Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
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