| Annika Bryn wuchs als Kind eines Norwegers und 
                einer Schwedin in Stockholm auf. Sie studierte Komparatistik, 
                Film, Soziologie und Theaterwissenschaften. Bereits mit neun Jahren fing sie an, zu schreiben, auf der Schreibmaschine 
                ihrer Mutter. "Ich war neugierig und wollte wissen, wie es 
                für meine Personen weitergeht", erzählt die heutige 
                Journalistin. Mit dem Zwei-Finger-Such-System entstanden so die 
                ersten Geschichten, Gedichte und "experimentelle Prosa-Stücke", 
                so die Autorin.
 
 Mehr und mehr wurden psychologische Fragestellungen für Annika 
                Bryn wichtig: Wie und warum entstehen Konflikte? Wie sind wir 
                Menschen beschaffen und warum handeln wir so, wie wir handeln? 
                Was macht Gewalt mit uns? Wie beeinflusst sie uns?
  Gewalt ist für Annika Bryn monoton, trostlos 
                und verhindert menschliche Entwicklung. Annika Bryn bezeichnet 
                sich selbst als "immun" gegen Massensuggestion und das 
                Geräusch von marschierenden Stiefeln. Als Siebenjährige 
                habe sie auf dem Boden des großmütterlichen Hauses 
                in Norwegen gelegen und über den Zweiten Weltkrieg gelesen: 
                "Våre falne" (Unsere Gefallenen), fünf dicke 
                Lederbände mit kleinen Schwarz-Weiß Fotos von Gefallenen, 
                zu Tode Gefolterten, in Konzentrationslagern Ermordeten.
 Etliche ihrer norwegischen Verwandten waren in der Widerstandsbewegung, 
                versteckten Saboteure. Ihr norwegischer Großvater war Kapitän. 
                Sein Schiff wurde von den Nazis bombardiert und sank. Unter den 
                Toten Annika Bryns Großvater. Der Vater geht daraufhin in 
                den Untergrund, schließt sich der norwegischen Widerstandsbewegung 
                an, flieht nach Schweden und lernt dort schließlich Annikas 
                Mutter kennen. Die verhilft Norwegern und Dänen zur Flucht, 
                darunter viele Juden. Am Tag der Befreiung, im April 1945, heiraten 
                Annika Bryns Eltern, im Herbst 1945 wird Annika Bryn geboren. 
                Den Sommer verbringen die Eltern im ebenfalls befreiten Oslo. 
                Annikas Mutter verkauft Bilder an Zeitungen, ihr Vater verhört 
                Quislingar, norwegische Überläufer.
 
 Die Großmutter blieb während des gesamten Krieges in 
                Norwegen, in Sandefjord an der norwegischen Südküste. 
                Bis in die 60er Jahre hinein verbringt Annika Bryn jeden Sommer 
                dort. Der Krieg war nach wie vor sehr präsent; in der Erinnerung 
                der Großmutter, in den Erzählungen der Dorfbewohner; 
                Bilder und Geschichten von Bomben, die fallen, von Menschen, die 
                verschwinden, von der Angst, zu reden und schließlich Bilder 
                vom langen Zug der ausgehungerten, flüchtenden, sich zurückziehenden 
                Deutschen, die ihre sterbenden Pferde vor dem Fenster der Großmutter 
                verzweifelt zum Weitergehen zu peitschen versuchen.
 
 
 
                  
 
                    | Buchtipp |  
                    |  |   Seit dem Ende ihres Studiums arbeitet Annika Bryn als freie Journalistin. 
                Nicht immer reichte das Auskommen. Dann hat Annika Bryn auch als 
                Putzfrau oder Forscher gearbeitet, "und alle Jobs haben mir 
                etwas über die Menschen beigebracht und wie wir uns zueinander 
                verhalten". Ihre bevorzugten Themen als Journalistin und 
                Autorin sind Gerechtigkeit, Solidarität und Respekt gegenüber 
                den Menschenrechten. In ihrer Freizeit trainiert sie Aikido, "ein 
                freundlicher und wohl ausbalancierter, japanischer Kampfsport".
 Weitere Informationen über die Autorin finden Sie hier: www.annikabryn.com/de
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