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"Meine Frau und ich haben uns auf die andere Seite der Hütte 
        gesetzt. Da ist es ruhig und angenehm warm, die Sonne wird durch die Kiefernzweige 
        gemildert. Aber Herr Persson, Sie müssen meine Frau begrüßen!" 
        Ich war schon auf dem Weg um die Ecke. Konnte es möglich sein, dass 
        das Paar gefunden hatte, wonach ich auf Lindö schon so lange vergeblich 
        gesucht hatte, ein Plätzchen, wo es weder zu kalt noch zu warm war? 
        Frau Burlin hatte sich erhoben und stand neben ihrem Stuhl, und die Sonne 
        leuchtete in ihrem Haar, und das Kleid umschloss den langen, gut gewachsenen 
        Leib, und die Zeit war stehengeblieben, und sie war nach wie vor schön. 
        Nicht glamourös schön wie ein Mädchen aus einem Film, aber 
        reif, charaktervoll, vollendet schön.
        
        Ich musste dort wie ein Idiot gestanden und geglotzt haben.
        
        "Was schauen Sie denn so erstaunt?" lachte sie. "Sie haben 
        mich bestimmt schon im Film gesehen, die sind jetzt alt genug fürs 
        Fernsehen."
        
        Einer Frau Komplimente über vergangene Schönheit zu machen ist 
        wie Blumen auf eine Bahre zu legen. Hier war es angeraten, sich an das 
        Jetzt und die Zukunft zu halten.
        "Aber warum spielen Sie nicht mehr? Sie sind jetzt schöner als 
        in Ihren Filmen!" rief ich aus, errötete und dachte verwirrt, 
        mein Gott, was fasele ich da nur, und Gott sei Dank habe ich den Mantel 
        und mein schulmeisterliches Äußeres, sonst hätte sie mich 
        vermutlich für den Wüstling der Insel oder für einen vom 
        Winde verwehten Gigolo emeritus gehalten.
        "Danke 
 danke vielmals! Aber das stimmt wirklich nicht!"
        "Doch, Kerstin, es stimmt. Herr Persson hat ganz recht."
        Herr Burlin hatte den Arm um seine Frau gelegt und sah sie zärtlich 
        an. "Ich setze besser die Sonnenbrille auf, damit Sie so lange wie 
        möglich Ihre Illusionen bewahren können", lachte Frau Burlin 
        und durchwühlte ihre Handtasche. Nur drei Stühle standen an 
        der Hauswand, so dass der Staatsminister mit dem Blaubeergebüsch 
        vorlieb nahm.
        
        "Kerstin, wir können auch gleich die große Neuigkeit verraten, 
        oder?" ...
|  | Der 
              Mord in Harpsund Gebundene Ausgabe 233 Seiten Stegemann Verlag Erscheinungsdatum: 2002 ISBN: 3980803732 Übersetzung: Dagmar Mißfeldt Orginaltitel: "Harpsundmordet" | Kurzbeschreibung  Justizminister scheint er durch Zufall geworden 
                  zu sein, der Staatsminister, der im Personenregister als »politische 
                  Unschuld mit fünfzehn Kindern« charakterisiert wird. 
                  Durch Zufall und mit der ihm eigenen energischen Verwirrung löst 
                  der Staatsminister einen Mord, der in seinem Umfeld geschieht. 
                  Erzählt und kommentiert wird die Geschichte von Vilhelm Persson, 
                  der seinen Schwager nicht immer ganz freiwillig bei dessen Abenteuern 
                  und unorthodoxen Ermittlungen begleitet. | 
 Leseprobe aus "Der Mord in Harpsund"
 
          Leseprobe aus "Der Mord in Harpsund"Anwalt Lindencrona, der sich als kleiner, glatzköpfiger Herr mit 
        vorstehenden Augen und schriller Stimme erwies, empfing uns sehr zuvorkommend, 
        obwohl wir unangemeldet kamen. Ein Klient von bäuerlichem Äußeren 
        und offensichtlich in die Klauen der Justiz geraten, so daß Lindencrona 
        sich nicht zu zieren brauchte, wurde in das Wartezimmer expediert und 
        wir aufs Sofa komplimentiert.
        
        Der Anwalt hob an, den Staatsminister wegen eines neuen Gesetzes zu loben, 
        das er an den Mann gebracht hatte, und der Staatsminister erkundigte sich, 
        ob Anwälte wie Verbrecher nicht manchen Punkt zu beanstanden hätten. 
        Doch der Kahlköpfige versicherte, es sei durchweg gut und stellenweise 
        sogar vortrefflich.
        Anschließend wurde das schnelle Ableben des Fabrikdirektors erwähnt, 
        und wir schüttelten in einer Minute des Anstandes unsere Köpfe 
        in der Verwunderung über die Hinfälligkeit des Lebens und die 
        Unsicherheit des Daseins, bis der Staatsminister mit einer Miene wie unter 
        seinen Juristenkollegen üblich vorpreschte und nach dem Testament 
        und dem Vermögen des Verstorbenen fragte.
        "Ja, ich weiß nicht, ob ich 
"
        
         Der 
        Anwalt ordnete ein wenig seine Stifte. Aber dann legte er entschlossen 
        los, als sei er zu der Überzeugung gelangt, es komme einem Provinzanwalt 
        nicht zu, vor seinem Justizminister Geheimnisse zu hegen.
Der 
        Anwalt ordnete ein wenig seine Stifte. Aber dann legte er entschlossen 
        los, als sei er zu der Überzeugung gelangt, es komme einem Provinzanwalt 
        nicht zu, vor seinem Justizminister Geheimnisse zu hegen.
        
        "Einen vollständigen Überblick über die finanziellen 
        Verhältnisse des Fabrikdirektors Lindberg habe ich mir nicht verschafft, 
        doch soviel erlaube ich mir zu sagen, daß es gut, sehr gut darum 
        bestellt ist. Zum einen hat er eine sehr ansehnliche Pension von seiner 
        alten Firma bekommen,zum anderen hat er Aktien in einem Nennwert von rund 
        einer Million Kronen besessen. Das Grundstück wird auf einhundertfünfzigtausend 
        Kronen geschätzt, kann aber beim Verkauf mit Sicherheit das Doppelte 
        einbringen. Auf welche Summe sich seine Bankguthaben belaufen, wage ich 
        nicht zu sagen, ich nehme aber aus guten Gründen an, daß sie 
        nicht unbedeutend sein werden."
        Der Anwalt hatte sich über Wertpapiere und Anlagen verbreitet, als 
        verkoste er einen edlen Wein.
        "Ein Testament hingegen liegt nicht vor! Nein, wirklich nicht. Aber 
        Gott weiß, daß ich nichts unversucht gelassen habe, um ihn 
        dazu zu bewegen. Es ist in der Tat merkwürdig, wie leichtsinnig sogar 
        alte, gewiefte Geschäftsmänner in diesen Dingen sind!"
        Anwalt Lindencrona legte bei diesen Worten die Hände zusammen wie 
        zu einem Gebet um Geduld und Kraft im Kampf gegen die rohe, juristisch 
        ungebildete Masse.
        "Es bedeutet natürlich, daß der Sohn alles erbt?"
        
        
| Buchtipp | 
|  | 
 "Selbstverständlich. Erst vergangenes Frühjahr habe ich 
          das Thema zur Sprache gebracht, als ich den Herrn Fabrikdirektor anläßlich 
          einer Aktienemission aufgesucht habe. Ich habe ihn darauf hingewiesen 
          - selbstverständlich mit sehr viel Taktgefühl -, daß achtzig 
          Jahre ein hohes Alter seien und ich mich fragte, ob er nicht einige Freunde 
          mit einer Erinnerungsgabe bedenken wolle. Der Zustrom und die Stimmung 
          bei der Beerdigung pflegen sich in der Tat ganz anders zu gestalten, wenn 
          ich den Trauernden unter der Hand dergleichen habe mitteilen können, 
          doch der alte Herr hat gesagt, ja, geschrien, ist wohl der passendere 
          Ausdruck - für sein Alter hat er ein wirklich bewunderswert starkes 
          Organ gehabt -, daß achtzig Jahre nicht der Rede wert seien und 
          der Arzt ihm mitgeteilt habe, daß er mindestens an die neunzig Jahre 
          alt werde.
          
          Ich habe jedoch nicht lockergelassen und ihn darauf hingewiesen, daß 
          er wenigstens an seine alte Schwester denken solle, die ihm all die vielen 
          Jahren eine treue Stütze gewesen ist und die kein eigenes Vermögen 
          hat. Es ist doch selbstverständlich, daß der Junge Mommy 
          dort wohnen läßt, so lange sie will, hat er geantwortet. 
          Und mit Geld wird er auch nicht knauserig sein, wenn es notwendig 
          sein sollte, da können Sie ganz sicher sein. Im übrigen hat 
          sie eine Leibrente von dreitausend Kronen bekommen, als ich die Fabrik 
          verkauft habe.
          
          Davon und von der Altersrente lebt sie gut und bei mir wohnt sie natürlich 
          mietfrei. Na ja, als ich aufgebrochen bin, habe ich alles Fräulein 
          Lindberg erzählt mit dem Hintergedanken, sie werde ihrem Bruder vielleicht 
          gut zureden. Aber sie ist richtig böse geworden und hat gesagt, ich 
          müsse ihr versprechen, ihn nicht aufzuregen, indem ich abermals solche 
          Dinge zur Sprache bringe. Und über mich brauchen Sie sich nicht 
          den Kopf zu zerbrechen, Herrn Lindencrona, ich werde ganz bestimmt vor 
          Adolf dahingehen. Und sollte es anders kommen, dann weiß ich, wo 
          mein Platz ist. In Ädelstas Altersheim. Ich habe protestiert, 
          aber da hat sie mir die Hand auf den Arm gelegt und etwas gesagt, über 
          das ich oft nachgedacht habe, vor allem heute: Lieber Herr Lindencrona, 
          ich kenne die Menschen. Glauben Sie mir, mein Bruder liegt noch nicht 
          einmal unter der Erde und da verkauft Ejnar schon das Haus und bringt 
          mich ins Altersheim. Heute Mittag 
"
          Anwalt Lindencrona ordnete abermals seine Stifte. Bei der Wahl, zu reden 
          oder zu schweigen, verfiel er auf einen schönen Kompromiß und 
          wahrte die anwaltliche Schweigepflicht, indem er die Stimme senkte.
  "Heute mittag, ja, erst vor wenigen Stunden, hat mir Herr Bankdirektor 
          Lindberg hier gegenübergesessen. Er war äußerst angespannt, 
          mußte wegen wichtiger Besprechungen am morgigen Tag zurück 
          nach Stockholm. Im Vorfeld wollte 
          er darum so viele geschäftliche Angelegenheiten wie möglich 
          hier in Ädelsta erledigen. Er wollte wissen, wieviel sein Vater hinterlassen 
          habe, und hat eine Aufstellung über Aktiva verlangt und dann gefragt, 
          ob seine Tante Kündigungsschutz genieße. Ich habe ihm erzählt, 
          wie die Dinge stehen, daß sie in diesem Punkt nicht vom Mietgesetz 
          geschützt werde und daß er als Alleinerbe die Verfügungsgewalt 
          über das Grundstück besitze. Und dann, meine Herren, hat er 
          verlangt, ich solle das Haus sofort zum Verkauf anbieten!"