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| Ein  Frauenroman über das Krimischreiben
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Kajsa Ingemarsson ist inzwischen  mit sieben Titeln auf dem deutschen Büchermarkt vertreten. Fünf davon sind  klassische Frauenromane, die viel gelesen werden: Ihr vorletztes Buch "Es  ist nie zu spät für alles" stand im Mai 2010 auf Platz 12 der Spiegel  Taschenbuch-Bestsellerliste.
  Ingemarssons letztes Buch  "Das große Glück kommt nie allein" ist ein Krimi, obwohl weder Titel  noch Covergestaltung dies vermuten lassen. Heldin ist die Krimischriftstellerin  Stella Friberg, eine leicht neurotische Enddreißigerin, reicher Leute Kind und  durch den kommerziellen Erfolg ihrer Bücher selbst schwerreich. Stella sitzt  gerade am abschließenden zehnten Band einer Serie historischer Kriminalromane  um die Privatdetektivin Franciska Falke, die im Stockholm des ausgehenden 19.  Jahrhunderts elegante Kriminalfälle löst.
  Das Buch ist geschickt gebaut:  Die Ich-Erzählerin Stella berichtet, was ihr während der Arbeit am Krimi alles  widerfährt. Parallel dazu können wir den Fortgang des Krimis verfolgen, in dem  Franciska einem Geheimnis auf die Spur kommt, das das schwedische Königshaus in  den Grundfesten erschüttern könnte, und auch noch das Rätsel ihrer Herkunft  löst.
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 Die Komplexität des  Krimischreibens, also das Verhältnis zwischen Autorin, Stoff, Verlag,  Marketingstrategien, Boulevardpresse und den Erwartungen der Leserinnen, ist  präzise beschrieben. Dennoch wirkt "Das große Glück kommt nie allein"  befremdend, etwa wenn Stella vor sich selbst die Berechtigung anspruchsloser  Unterhaltungskrimis und ihrer hohen Einkünfte verteidigt, und zwar mit einem  zynischen Blick auf die gänzlich unglamourösen Leben ihrer Leserinnen. Zynismus  ist die einzige tiefe Emotion, die Kajsa Ingemarsson ihrer Heldin gestattet.  Ansonsten begegnen wir – typisch für einen Frauenroman – jeder Menge Klischees.  Die Krimihandlung schließlich ist derartig süßlich und sentimental, daß sich  die Leserin nicht sicher ist, ob es sich nicht doch um eine Persiflage handelt.
          
          Vielen Dank an Dr. Kerstin Herbst aus Berlin
© Mai 2010 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien 
 "Der  russische Freund" 
          von Kajsa Ingemarsson
 "Der  russische Freund" 
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Kajsa Ingemarssons "Der russische Freund" spielt im Agentenmilieu, ist aber einer Bridget Jones näher, als einem Spion, der aus der Kälte kam. Wer sich jedoch auf die etwas gefühlvollere Kombination von Agentenflair einerseits und Liebe und Leidenschaft andererseits einlässt, wird sich gut und spannend unterhalten fühlen.
          
Wer Spionage- oder Agentenroman sagt, denkt vor allem an Autoren wie John le Carré, Ian Fleming oder Frederick Forsyth. Aber Autorinnen? Zuletzt sorgte die Italienerin Liaty Pisani 2002 für Furore, als sie mit "Die Nacht der Macht" in die Männerdomäne des Agentenromans eindrang. Nun, fünf Jahre später, liegt mit Kajsa Ingemarssons "Der russische Freund" - so jedenfalls der Verlag - ein Agententhriller aus der Feder einer skandinavischen Autorin vor. Das ist umso erstaunlicher, als die 42jährige Schwedin bis dato vor allem durch Romane à la "Bridget Jones" ("Vermisse dich jetzt schon", "Liebe mit drei Sternen", "Eins, zwei, drei - beim vierten bist du frei") in Erscheinung getreten ist. Doch sind ihre Voraussetzungen, in diesem Genre Fuß zu fassen, nicht die schlechtesten, arbeitete die freie Drehbuchautorin, Schauspielerin und Programmleiterin doch zuvor sechs Jahre für die schwedische Sicherheitspolizei, wo sie mit allen Fragen rund um Russland beschäftigt war. Außerdem hat sie Russisch, Polnisch und Jura studiert.
 Eher Lifestylethriller als Agentenroman
 Eher Lifestylethriller als AgentenromanIn Interviews schweigt sich Kajsa Ingemarsson zu ihrer Tätigkeit für den Sicherheitsdienst vor allem aus - Obwohl schon seit etlichen Jahren nicht mehr für die Behörde tätig, unterliegt sie, was ihre damalige Arbeit betrifft, noch immer der Geheimhaltung. Und auch in "Der russische Freund" rückt sich nicht so richtig mit Insiderwissen heraus, hat man das Gefühl. Stattdessen überlagern die diversen Ehe- und Beziehungsprobleme aller Protagonisten die eigentliche Agentenstory und machen aus "Der russische Freund" eher einen Lifestylethriller als einen Spionageroman. Die Geschichte spielt zwar im Milieu der Geheimpolizei, aber mit einem klassischen Agententhriller hat Kajsa Ingemarssons Roman nicht viel gemein. Sie bleibt gefühlvoll, wo es anderswo knallhart und actionreich hergeht.
 Herz ist Trumpf
 Herz ist TrumpfKatja Löfdahl beispielsweise, die junge Ministerin für Entwicklungsfragen, kämpft mit ihren Schuldgefühlen gegenüber Mann und Tochter, während sie versucht, einen ersten, gescheiterten Geldtransfer an ein tschetschenisches Kinderheim unter Verschluss zu halten. Entgegen aller Warnungen nämlich hat die junge Ministerin durchgesetzt, ein Kinderheim in Tschetschenien mit Millionenbeträgen aus schwedischen Steuergeldern zu unterstützen.
| Buchtipp | 
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Nachdem der erste Geldtransfer gescheitert ist, muss Henrik Hamrén, der sein Dasein als unscheinbarer Beamter im Außenministerium fristet, da er seine Diplomatenkarriere einst aus Liebe opferte, nach Moskau reisen, wo er das restliche Geld in bar übergeben soll - inklusive einer Schutzgebühr an zwielichtige Gestalten, die garantieren, dass der Rest des Geldes nun auch tatsächlich in Tschetschenien ankommt. Derweil beginnt seine junge Frau Maria eine amour fou mit dem Russen Viktor Rybkin, eben besagtem russischen Freund ihres Mannes ...
 Bridget Jones mit Agentenflair
 Bridget Jones mit AgentenflairDiese Beziehungsverflechtungen nehmen der Agentengeschichte immer wieder ihre Dynamik, und die mangelnde Fokussierung auf einen eindeutigen Hauptcharakter führt dazu, dass alle Figuren, die eine tragende Rolle spielen - Katja, Maria, Henrik und 
Viktor -, etwas eindimensional und zuweilen konturlos bleiben.
Vor allem die Gegenseite bleibt gesichtslos, was möglicherweise Absicht ist, denn die Verhältnisse und Seilschaften sind und bleiben bis zum Schluss undurchsichtig. Weder Freund noch Feind sind eindeutig zu identifizieren, doch wenigstens der titelgebende russische Freund, Viktor Rybkin, hätte im Verlauf der Geschichte etwas mehr an Statur und Identität gewinnen können. Maria, Henriks Frau, die sich auf eine Affäre mit Rybkin einlässt, bleibt leider auch ein wenig zu sehr im "Bridget-Jones"-Stereotyp verhaftet. Selbst die taffe Ministerin Katja Löfdahl entwickelt sich nicht vollständig zu einem eigenständigen, uniquen Charakter, trotz dass eigentlich alle wichtigen Figuren das erzählerische Potential hätten, durch eine stärkere Fokussierung auf nur einen Hauptcharakter lebendiger und charismatischer zu werden.
          
          Doch schlecht ist der Roman nicht. Kajsa Ingemarsson versteht durchaus unterhaltend und zielorientiert zu erzählen. Man darf nur keinen typischen Spionageroman erwarten. Im Vergleich zur härteren Gangart ihrer männlichen Kollegen schlägt die Schwedin eben etwas leisere Töne an, ohne aber jemals langweilig zu werden. Zuweilen plätschert es halt etwas mehr, wo es anderswo dahinbraust und strömt. Wer aber auf ein bisschen schwedisches Bridget-Jones-Gefühl in Kombination mit Agentenflair steht, kommt bei "Der russische Freund" voll auf seine Kosten, und ich bin sicher, dass Kajsa Ingemarsson dem vielstimmigen Chor skandinavischer Spannungsliteratur eine neue, ganz eigene Tonart hinzufügen wird, die noch an Ausdruckstärke und Volumen gewinnen kann.
          
          Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
© Mai 2007 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien