Tove Klackenberg ist wie Anne  Holt Juristin – aber leider nicht so wortgewandt wie ihre norwegische Kollegin.
        Schwedens Norden riecht nach  Selbstgebranntem und Schnupftabak, nach von Motorschlitten benzingeschwängerter  Luft und nach Männerschweiß und echter Männerfreundschaft unter Elchjägern –  jedenfalls wenn man Tove Klackenbergs Roman „Selbstjustiz“ gelesen hat. Die  50jährige Autorin und Richterin lässt kaum ein Klischee aus, um sich das karge  Nordschweden für ihre Geschichte gefügig zu machen. Ebenso klischeebeladen ist  auch ihre Protagonisten Svea Duval Lindström, eine junge, unsichere, dazu  schwarze Staatsanwältin, die es in das männlich geprägte Milieu von Östersund  und Sveg verschlägt und die sich hier natürlich beweisen muss. Folgerichtig ist  sie vermeintlich die einzig Wackere, die es wagt, dem uralten Konflikten  zwischen den Sami und den schwedischen Bauern auf den Grund zu gehen, der  scheinbar hinter diversen Sabotagakten liegt, die seit einiger Zeit in Sveg und  Umgebung verübt werden. Und sie ist auch fast die einzige, die eine Verbindung  zwischen den Sabotagevorfällen und einigen Unfällen – zum Teil mit Todesfolge –  zieht, die ausgerechnet immer diejenigen Männer trifft, die für frühere Taten  eigentlich vor Gericht gehört hätten, aber nie schuldig gesprochen wurden. Zwischendurch  wird Svea noch von einem viel älteren Polizisten verführt und merkt erst, dass  sie schwanger ist, wenn selbst der unbedarfteste Leser es längst verstanden hat.
        
 Tove Klackenberg kann ihren juristischen  Hintergrund nicht verleugnen
 Tove Klackenberg kann ihren juristischen  Hintergrund nicht verleugnen 
        Dazwischen bietet Tove Klackenberg dröge  Juristenprosa und referiert ausführlich die Geschichte der Landenteignung der  Sami durch die Schweden und des damit verbundenen Unrechts und Konflikts. Das  ist eigentlich gar nicht uninteressant, da überwiegend völlig unbekannt, aber  einen spannenden Krimi macht 
        
        Tove Klackenberg daraus leider nicht. Dabei  erhielt die Autorin für ihren Erstling um Staatsanwältin Svea Duval Lindström (
Påtaglig  risk att skada) bereits 2002  den Debütantenpreis der Schwedischen Krimiakademie. Doch „Selbstjustiz“ fehlt  es an Charakteren und einer spannenden Geschichte, die gefangen nehmen, die  beim Lesen alles um einen herum vergessen lassen. Die dem Plot zugrunde  liegende Intrige – das Unrecht gegen die Sami – wird viel zu rechtstechnisch  und damit unpersönlich und steril geschildert. Der Transfer in eine spannende,  fiktionalisierte Story gelingt ganz einfach nicht. Stereotyp bleiben auch die Personenschilderungen.  Weder Svea noch ihr Freund Melvin oder Rechtsanwalt Björnberg, der eigentlich  doch das Zeug zu einem recht kauzigen Typ hat, werden im Verlauf der Geschichte  so richtig lebendig. Alles in allem bleibt „Selbstjustiz“ trotz guter Ansätze und  Ideen einfach zu sachlich und zu schematisch in seinen Handlungs- und  Personenschilderungen, um als Krimilektüre wirklich zu überzeugen – es sei  denn, man mag eine spröde, nüchterne, juristisch geschulte Sprache. Tove  Klackenberg kann ihren Hintergrund als Juristin – anders als Anne Holt – leider  zu wenig ablegen, um ins Autorinnenfach zu wechseln.
        
        
        
Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
        © April 2007 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
        
        
                  
                  
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