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| Blinde Leidenschaft
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"Der  Archäologe Breck Parkman untersucht nahe San Francisco die Überreste einer  einstigen Hippiekommune, die 1969 abbrannte. Was er dort findet? Bierdosen,  Schallplatten, Geschirr und andere Alltagsgegenstände." (Notiz aus der Süddeutschen  Zeitung)
          
        Ein Merkmal, welches Viktor Arnar Ingólfssons  Kriminalromane zu einem erfreulichen Leseerlebnis macht, ist seine Liebe zum  Detail, welches er beim Schreiben an den Tag legt. Das ist natürlich eine Qualität,  die man von guter Literatur erwarten kann, aber was mich an Ingólfssons  Schreiben reizt, ist seine Fähigkeit, ungewöhnliche Details heraufzubeschwören.  Sozusagen das Kleinste im Kleinen zu beschreiben. Besonders sieht man diese  Qualität, wenn Ingólfsson sich mit der Vergangenheit befasst und es ist genau  in diesen Kapiteln, in dem sein Stil wirklich zu sich selbst findet. Seine  Inszenierung sich vollkommen öffnet, von der Gesamtbetrachtung bis zum aller  kleinsten Detail. Und solche Details sorgen dafür, dass die Geschichte den  Leser noch lange nach dem Beenden des Buches verfolgt.
        
        Zur Handlung des Buches. Im Büro des isländischen  Botschafters in Berlin sitzt ein feister, pädophiler Großindustrieller. Seine  Eingeweide hängen heraus und ein rasiermesserscharfes Jagdmesser steckt in  seinem Magen. Er ist tot. Am vorangegangenen Abend war er der Gast des  Botschafters zusammen mit sechs anderen isländischen Männern und der Frau des  Botschafters. Wer wollte diesen zwielichtigen Mann aus dem Weg haben? Und wie  gelang es dem Täter mit dem Messer durch die scharfen Sicherheitseinrichtungen  der Gebäude der nordischen Botschaften zu schlüpfen? Birkir Li Hinriksson,  Gunnar Maríuson und Anna Ðorðardóttir werden nach Berlin gesandt, um die  Mordermittlungen aufzunehmen. Die Ermittlungen liegen im Zuständigkeitsbereich  der isländischen Behörden, denn die Botschaft ist exterritoriales Gebiet. Es  entwickelt sich ein klassischer Whodunit mit allen seinen Merkmalen: ein  überschaubarer Tatort, sehr wenig beteiligte Personen, die aber alle ein Motiv  zu haben scheinen. Trotzdem stellt sich der Fall als sehr schwierig heraus, weil  keine klaren Beweise gefunden werden. Nach drei Tagen kehrt das Ermittlerteam  nach Reykjavik zurück, da unterdessen alle Gäste der unerwarteten Party sich  ebenfalls wieder auf Island befinden. Die Beamten versuchen, alle Gäste  aufzufinden, um Informationen darüber zu erhalten, was in der Mordnacht  wirklich in der Botschaft geschehen ist. Es wird noch verwickelter, als der  stellvertretende Botschafter nach seiner Rückkehr von Berlin nach Island  spurlos verschwindet. Und dann geschieht ein weiterer Mord. Die Beamten finden  heraus, dass einige der Gäste gemeinsame Wurzeln in einer Hippiekommune haben,  die 1975 niedergebrannt ist. In den Flammen starb eine Bewohnerin, Sunna,  eine hoffnungsvolle Musikerin. Der Mordfall  scheint auf irgendeine Art und Weise mit diesem Fall verbunden zu sein.        
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 In diesem Buch treffen wir auf das gleiche Personal,  welches schon im Buch "Tod im Morgengrauen" ermittelt hat. Die beiden  grundverschiedenen Ermittler, Gunnar, der deutsch stämmige Genußmensch und  Birkir, der vietnamesisch isländische Asket, versuchen jeweils auf ihre Art den  Fall zu lösen.
          
          In seinem Kriminalroman verbindet Viktor Arnar den  traditionellen Kriminalroman mit dem "Mystery"-Format, das die Leser  von Agatha Christie und anderen Kriminalschriftstellern kennen. Dem Leser wird  eine bestimmte Gruppe von Verdächtigten vorgestellt, und die Rolle der  Kriminalpolizei ist es, herauszufinden, wer das Verbrechen verübt hat. Je weiter  die Geschichte voranschreitet, um so mehr scheint es, dass jeder ein Motiv und  auch die Gelegenheit hatte, den Mord zu verüben, gerade wie in den besten  Kriminalgeschichten. Der Verdacht fällt auf eine Person nach der anderen. Auf  die Polizei wartet eine komplizierte Aufgabe, um den Täter schließlich zu  ermitteln - sie müssen sich tief in die Vergangenheit begeben, um die Lösung zu  finden.
          
          Viktor Arnar ist einer der Schriftsteller, die auf  Island die sogenannte Kriminalroman-Welle angestoßen haben und er demonstriert  mit seinem neuen Roman "Späte Sühne" dass er immer noch einer der  besten Kriminalschriftsteller auf Island ist. Als Ingólfsson vor ungefähr einem  Jahrzehnt mit "Engin spor" als Kriminalschriftsteller zurückkehrte,  nachdem er zwanzig Jahre zuvor debütierte, war es offensichtlich, dass er nicht  daran interessiert war, "traditionelle" Kriminalromane zu schreiben.  Er bevorzugt es, seine Bücher als "Rätselkrimis" einzuordnen.  "Afturelding" (Tod im Morgengrauen), der als traditioneller  Polizeiroman bezeichnet werden kann, auch durch die Aktionsequenz am Ende, war  daher ein wenig anders. In den zwei Kriminalromanen "Das Rätsel von  Flatey" und "Haus ohne Spuren" spielt dagegen die Vergangenheit  eine große Rolle. Nun kombiniert Ingolfsson zwei Facetten: auf der einen Seite  hält er an dem Polizeiroman mit der vertrauten Besetzung fest, während er auf  der anderen Seite dem Mordfall eine eigene überraschende Wendung gibt. Wie man  es von jeder guten Kriminalgeschichte erwarten kann, gibt es eigentlich zwei Geschichten,  zwei Verbrechen geschehen, die geschickt miteinander verflochten sind.
          
          Ich denke, dass "Sólstjakar" (Späte Sühne)  in vielerlei Hinsicht besser ist als "Afturelding", vor allem wegen  der Hintergrundgeschichte, die sehr wichtig ist für die Handlung. Er schreibt  weiter an seinen zentralen Figuren, besonders die zwei Freunde Birkir, dem  Vietnamesen und Gunnar. Viktor Anar beschreibt diese auch mit ihren scharfen  Gegensätzen. Die Beschreibung von Birkir ist vornehm und weich, ausgerichtet  auf seinen ziemlich eigenen und nüchternen Charakter, während Gunnar  übertrieben gezeichnet ist, immerwährend am Essen und nunmehr, in diesem Buch,  immer in der Klemme sitzend. Im Laufe der Handlung wird Gunnar immer mehr  demoliert. Oder wie er es selbst ausdrückt: "Ich brauche nur aus dem Haus  zu gehen, und schon passiert mir was." Einer der Höhepunkte ist die  herrliche finale Szene, die kurz davor steht, in eine totale Parodie ab zu rutschen,  aber doch noch die Kurve bekommt, ehe sie in den Klamauk abstürzt, da Viktor  Arnar es schafft, die Parodie rechtzeitig herauszunehmen. Ingólfsson ist  bekannt dafür, dass er sein Augenmerk auf Vorgänge und Umgebungen legt, und in  "Späte Sühne" enttäuscht er nicht. Er hat offensichtlich ein gutes  Auge für Schilderungen von Gegebenheiten, ein Gespür für den Ablauf einer  Geschichte und Viktor Arnar verwebt Gegenwart und Vergangenheit zu einer  glaubwürdigen Handlung.
          
        Den die Vergangenheit ist nie vorbei.
          
        
          Vielen Dank an Jürgen Ruckh aus Esslingen
© Oktober 2010 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
 "Haus ohne Spuren" von Viktor Arnar Ingólfsson
 "Haus ohne Spuren" von Viktor Arnar Ingólfsson|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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Ich möchte hier nicht noch einmal auf die  Veröffentlichungsgeschichte des Buches in Island zurückkommen. Dies kann man in  meiner ersten Besprechung des Buches nachlesen. (siehe etwas weiter unten) Es ist aber sicherlich  interessant nachzulesen, wie wenig Vertrauen, die isländischen Verleger in  diese Gattung der Literatur hatten. Ganz anders nun heutzutage. Jedes Jahr  werden es immer mehr isländische Autoren, die Kriminalromane in Island  veröffentlichen. Es ist deshalb sehr schön und dem Lübbe Verlag sei Dank  gesagt, dass dieser Kriminalroman von Viktor Arnar Ingolfsson "Haus ohne  Spuren" nun endlich auch in Deutschland erschienen ist.
          
        Angelegt ist der Roman als ein großes Rätsel im  klassischem Stil. Es ist der 18. Januar im Jahre 1973 als ein Mann von  mittlerem Alter tot auf dem Boden seines Wohnzimmers in einer großen alten Villa  im vornehmen Stadtteil Birkihlíð in Reykjavik gefunden wird. Die Ursache des  Todes ist eine tödliche Schußwunde in der Brust. Die Polizei beginnt mit ihren  Ermittlungen. Diese ergeben bald, daß der plötzliche Tod von Jacob Kieler jr.,  dem Tod seines Vaters sehr ähnlich ist, wenn nicht sogar exakt gleich. Auch  dieser wurde mit einer tödlichen Schußwunde gefunden, am gleichen Platz, im  gleichen Haus, ungefähr dreißig Jahre früher, im Jahre 1945. Auch dieser Tod  wurde von der Polizei untersucht, blieb aber damals unaufgeklärt, da der Mörder  nicht ermittelt werden konnte. Und noch etwas Erstaunliches kommt zu Tage: es  wurde dieselbe Tatwaffe verwendet.
        
        Schon die Villa ist merkwürdig. Sie gleicht einem  Museum. Nichts darin ist seit dem zweiten Weltkrieg verändert worden. Viele  Möbel sind sogar noch älter. In diesem Haus wohnte Jacob Kieler junior allein.  Eigenbrötlerisch und kontaktarm. Kurz vor seinem Tod kaufte er die Anteile an  dem Haus von den anderen Familienmitgliedern auf.
        
        Die zwei Todesfälle scheinen miteinander verbunden  zu sein. Nicht nur, da es sich um Vater und Sohn handelt, sondern auch wegen  der sich gleichenden Umständen, wie sie zu Tode kamen. In dem Buch werden zwei  Geschichten parallel erzählt. Eine spielt zwischen 1910 und 1945 und wird uns  erzählt durch die Eintragungen in ein Tagebuch. Die andere beschreibt die  Ermittlungen der Polizei, die Verhöre und, wie üblich bei Ingólfsson, befasst  er sich sehr ausführlich mit den Polizisten.
        
        Aber befassen wir uns  zuerst mit dem Tagebuch. Dieses wurde geschrieben  von Jacob Kieler, dem Vater. Er war ein Ingenieur, wie dann später auch sein  Sohn, und ein großer Bewunderer von Zügen, träumte er doch von einer Zugstrecke  auf Island. Sein Traum war eine Eisenbahnstrecke von Reykjavik nach Akureyri.  In dieser Nebengeschichte, eröffnet durch die Tagebücher, welche aus erster  Hand die Situation in Europa vor dem 2. Weltkrieg und die Zeit während des  Krieges in Island beschreibt, nutzt Viktor Arnar das Potential der  Kriminalgeschichte, um mehr als nur eine Kriminalgeschichte zu erzählen. Der  zeitliche Hintergrund von "Engin spor" ist teilweise die späte  industrielle Revolution in Island und man erfährt einiges über die  Industrialisierung Island. Die Tagebücher spielen hierbei eine wichtige Rolle  und geben dem Roman eine historische Dimension. Sie treiben aber auch die  Erzählung voran und halten den Schlüssel zur Lösung bereit. Sie geben Hinweise,  weshalb das Schicksal des Schreibers einen solchen Verlauf genommen hatte. Mit  den Tagebüchern des Ingenieurs Jacob Kieler wird auch die technische  Entwicklung auf Island in diese Kriminalgeschichte verwoben und schlußendlich  ist es "Ingenieurskunst", wenn man so will, die den Schlüssel zur  Lösung liefert.
          
          Es gibt eine Menge von aufschlußreichen  Beschreibungen in dem Roman über die Planung von Eisenbahnstecken, welche eine  faszinierende und spannende Geschichte in der Ge-schichte ist, so seltsam diese  auch zu sein scheint. In der Literatur ist ein „Zug“ meistens gleichbedeutend  mit „Leben“, und zwei Männer verlieren ihr Leben in dieser Geschichte. Keine  „Spuren“ werden auf dem Schauplatz des Verbrechens hinterlassen. Viktor Arnar  Ingólfssons Erzählung, ist eine wohl gesponnene Kriminalgeschichte, ebenso klar  in der Erzeugung von Atmosphäre, in der Beschreibung der damaligen Zeit sowie  in der Entwicklung der Charaktere. Das Polizeiteam ist gut ausgesucht und  überzeugend. Ausführlich werden diese eingeführt, ihre persönliche  Lebenssituationen, ihr Werdegang, ihre Hoffnungen, Wünsche und Ängste. Unter  diesen Polizisten ist auch Jóhann, der in forensischer Wissenschaft ausgebildet  ist, ein Beruf, der eine Neuerung für die isländische Polizei zu dieser Zeit  darstellt. Der Roman erzählt aber noch weitere Geschichten. Zum einen über das  Leben des Bruders von Jacob Kieler senior, Matthías. Dieser, der Musiker ist,  hat während der dreißiger Jahre in Deutschland gelebt. Und die  Erlebnisse von Matthías Kieler in der Zeit der  Naziherrschaft sind nicht unerheblich für die Handlung. Und eine etwas skurrile  Geschichte,  befasst sich mit der  Installation eines deutschen Königs in Island. Die Ermittlung in dem aktuellen Mordfall  ist meistens auf einen Ort beschränkt, auf Reykjavik, mehr aber noch auf das  Haus in  Birkihlíð. Beide Todesfälle sind  mit diesem Haus, mit diesem einen Raum verbunden. Wenn auch die Ermittler vor  allem in Reykjavik arbeiten, so dehnt sich doch die Familienhistorie bis nach  Deutschland, England und Amerika aus.
          
          Viktor Arnar ist sehr erfolgreich in seinem Ziel,  den Kriminalroman voran zu bringen; er bringt es fertig, den isländischen  Kriminalroman auf eine andere Ebene zu heben, und indem er dies vollbringt,  hinterläßt er einen unauslöschlichen Eindruck. "Haus ohne Spuren"  bietet was jeder „Whodunit“ bieten sollte: eine unerwartete Wendung am Ende. Es  zeigt uns zwei Menschen, die an den äußeren Umständen aber auch an sich selbst  gescheitert sind. Und als Bonus, wird uns ein epischer Einblick gewährt, in die  Komplikationen eines eigenbrötlerischen und obsessiven Geistes. Und man kann  sich der Meinung des Polizisten Jóhann nur anschließen, der meint: "Man  wird diese Familie nur schwer vergessen können."
          
          Der Schluß des Buches mag für Leser, die sich mit  der Geschichte Islands nicht so gut auskennen (vor allem mit der Geschichte der  Vulkanausbrüche) etwas rätselhaft sein. Aber an diesem Morgen des 24. Januar  1973 brach auf der Insel Heimaey ein Vulkan aus, in dessen Folge die Insel  evakuiert wurde und ein neuer Vulkan entstand - Eldfell (Feuerberg). Die  Naturkatastrophe löste die Tragödie um die Familie Kieler ab.
          
          Viktor Arnar war so freundlich, dem Literaturportal  schwedenkrimi.de ein kurzes Interview zu seinem neuen Buch zu gewähren. Gerne  haben wir die Gelegenheit ergriffen, um ihm Fragen zu der Geschichte der  Eisenbahn auf Island, zu seiner Arbeit an diesem Buch, über Tagebücher und über  Obsessionen zu stellen. Das Interview finden Sie hier. Vielen Dank auch an die Übersetzerin Coletta Bürling. Sie hat die Antworten von  Viktor Arnar ins Deutsche übersetzt. In diesem Zusammenhang haben wir auch Sie interviewt, das komplette Interview finden Sie hier.
          
          Vielen Dank an Jürgen Ruckh aus Esslingen
© Juli 2007 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
 "Bevor 
          der Morgen graut" von Viktor Arnar Ingólfsson
 "Bevor 
          der Morgen graut" von Viktor Arnar Ingólfsson|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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"Niemand weiß, wie meine Realität 
          aussieht". Dies sagt der wohl erste isländische Serienkiller 
          in der Literatur und wahrscheinlich auch in der isländischen Gegenwart. 
          Dieser Killer macht mit der Schrotflinte Jagd auf Jäger, die im 
          herbstlichen Morgengrauen im Ansitz sind auf Gänse. Unvermittelt 
          kommen diese Jäger selbst in die Rolle der Jagdbeute, werden von 
          Jägern zu Gejagten, kommen in eine Situation, die sie nicht beherrschen 
          können. Verlieren die Kontrolle über die Ereignisse. Sie müssen 
          den nackten Kampf um ihr Leben aufnehmen. Sie geraten an einen Killer, 
          der Menschen jagt, weil sein Instinkt ihm befiehlt, zu töten. Wie 
          die Jäger Gänse, Fische und Rentiere töten. Drei Jäger 
          werden ermordet und die Kriminalpolizei wird in ein tödliches Katz 
          und Maus Spiel verwickelt, ein Spiel, in dem der Killer lange Zeit die 
          besseren Karten hat. Bis zum tödlichen Ende.
          
          Viktor Arnar Ingólfsson beschreibt die Geschehnisse protokollartig. 
          Die Geschichte beginnt an einem Donnerstag, den 21.September um 6.10 
          Uhr und endet eine Woche später fast exakt um die gleiche Zeit. 
          Die Morde geschehen im herbstlichen Morgengrauen und führen uns 
          über die Insel. Ermittelt wird in Reykjavik und in Akureyri. Ausführlich 
          werden uns die ermittelten Kriminalbeamten vorgestellt. Unter anderem 
          der Hauptkommissar Magnús Magnússon, die Beamten Simon, 
          Dóra und Anna und andere. Und dies erinnert sehr stark an die 
          Polizeiromane von Ed McBain, und an das 87. Polizeirevier. An Carella, 
          Meyer und Co.
          
          Jede beteiligte Beamtin und jeder Beamte bekommt sein Kapitel, man erfährt 
          etwas über ihr jeweiliges Privatleben, bekommt Einblicke in ihre 
          Lebensläufe, die Vorlieben, Stärken und Schwächen. Zum 
          Beispiel wird uns Anna Þórðardóttir, vom Erkennungsdienst, 
          über die Ermittlungen eines bizarren Selbstmordes näher vorgestellt. 
          Wie Viktor Arnar Ingólfsson sagt, ist der Selbstmord ähnlich 
          einem Suizid, von dem er gehört hat. Ein Mann, den er kennt, fand 
          jemanden, der sich auf eine ähnliche Weise in einem Auto erhängt 
          hat. Nur, so sagt Viktor, hat er versucht, es mehr dramatisch zu schildern. 
          Weiter erzählt er, daß die Übersetzerin es sehr schwer 
          hatte, den Aufbau zu verstehen, aber er denkt, daß sie es zum 
          Schluß doch noch richtig ins Deutsche gebracht haben.        
| Buchtipp | 
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 Es werden, wie bei Ed McBain, authentische Polizisten vorgestellt. Keine 
          Einzelgänger sondern eine Gruppe, die mehr oder weniger harmonisch 
          funktioniert. Dadurch hat der Leser die Erfahrung des Miterlebens. Nicht 
          einer trägt die ganzen Ermittlungen, sondern jede einzelne Ermittlung, 
          ergibt schlußendlich das ganze Bild. Viktor Arnar Ingólfsson 
          erklärt, daß er vor 20-30 Jahren viele Bücher von Ed 
          McBain gelesen hat, so wie viele Autoren, die nun Kriminalromane schreiben, 
          die man dem Genre der "Police procedurals" zuordnen kann. 
          Aber, so führt er aus, dachte er nicht speziell an die Romane über 
          das 87.Polizeirevier, als er seinen Roman schrieb. Und meine Frage, 
          ob es ein Zufall ist, daß die Opfer Jäger also "Hunter" 
          sind und McBain das Pseudonym von Evan Hunter! ist bejaht er: "Ein 
          bloßer Zufall".
          
          Zwei Kriminalbeamte sind es aber, welche die Hauptermittlungen 
          tragen. Es sind einmal Birkir Li Hinriksson, ein Isländer vietnamesischer 
          Abstammung, mit einer Vorliebe für klassische Musik und Marathon 
          und Gunnar Mariuson, der eine deutsche Mutter hat, und gerne Bier mit 
          deutschem Kümmerling trinkt, ein Alkoholproblem hat und seinen 
          Lebensfrust auslebt, indem er dauernd am Essen ist. Um diese zwei Ermittler 
          gruppiert sich die Ermittlergruppe, die sich auf die Suche nach dem 
          Killer macht. Sie tun dies nicht fehlerlos, aber das macht sie nur natürlicher.
          
          Und so stellt Viktor Arnar Ingólfsson ein Personentableau auf, 
          das es in der isländischen Kriminalliteratur noch nicht gibt. Zwei 
          Außenseiter, schon von ihrer Abstammung her, die aber sehr gut 
          miteinander können. Zwar Eigenbrötler, aber sie funktionieren 
          doch als Team und im Team. Mit einer Prise Ironie und Humor ausgestattet. 
          Dazu kommt, daß in einigen Abschnitten auch über das Schreiben 
          von Kriminalromanen reflektiert wird. Über die Rolle des Zufalls 
          in Kriminalromanen und in der Wirklichkeit zum Beispiel oder auch wie 
          Kriminalbeamte beschaffen sein sollten (dürfen Kriminalbeamte ein 
          langweiliges Privatleben haben?). Dies geschieht, indem Ingólfsson 
          einen Schriftsteller, Emil Edilon, einführt, der seit Jahren an 
          einem Kriminalroman schreibt. Dieser, ein Freund von Gunnar Mariuson, 
          hilft den Beamten bei ihren Ermittlungen und beim Bier wird so mancher 
          Gedanke über den Kriminalroman an sich und die "Realität" 
          ausgetauscht.
          
          Zwar ist die Lösung des Falles für einen geübten Krimileser 
          nicht schwer aber Viktor Arnar Ingólfsson versteht es doch geschickt, 
          falsche Spuren zu legen, die einen zweifeln lassen und man doch überlegt: 
          "So könnte es auch sein". Bis es zur Konfrontation kommt 
          und der Leser am Ende alle Verstrickungen entwirren kann. Es ist eine 
          spannende Geschichte mit, wie bereits gesagt Humor, Ironie (auch ein 
          wenig Selbstironie) und so bleibt man gerne bis zum Schluß bei 
          Gunnar Mariuson und Birkir Li Hinriksson und ihren Ermittlungen. Und 
          wie Viktor Arnar Ingólfsson sagt, hat er mit "Bevor der 
          Morgen graut" Personen eingeführt, von denen er hofft, sie 
          wieder einmal verwenden zu können. Was zu wünschen wäre.
          
          Nebenbei sagte Viktor noch, wird bei Lübbe im nächsten Jahr 
          sein Buch "Engin spor" erscheinen. Dieses, noch vor "Das 
          Rätsel von Flatey" erschienen ist in Island sehr gut aufgenommen 
          worden Man darf also gespannt sein.
 "Das Rätsel 
          von Flatey" von Viktor Arnar Ingólfsson
 "Das Rätsel 
          von Flatey" von Viktor Arnar Ingólfsson|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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Im Frühjahr 1960 jagen drei Männer Seehunde 
          in der Nähe der Insel Flatey, als sie zufällig einen verwesten 
          Körper auf einem der unzähligen verlassenen Eilande im Breidafjörður 
          finden. Etwas ist rätselhaft daran, wie er zu Tode kam, es ist 
          für sie sehr seltsam, wie der Mann hier gestrandet sein konnte. 
          Kein Schiffbruch ist geschehen, kein Boot wird gefunden, und kein Mann 
          aus dem Gebiet wird vermisst. Ein kürzlich bestellter Notar, dessen 
          einziges Ziel im Leben es ist, ein "Bürohengst" zu werden, 
          wird zur nahegelegenen Insel Flatey gesandt, um den Fall zu untersuchen 
          und einen Report darüber zu schreiben, aber er ist sehr gegen diese 
          Mission. Bald wird ein weiterer Körper auf Flatey gefunden, aber 
          diesmal ist das Bild eines Adler in den Rücken des Opfers eingeritzt 
          worden, den sogenannten "Blutadler", in der altertümlichen 
          Tradition der Wikinger. Doch, da er seine Pflicht erfüllen muß, 
          und begleitet vom örtlichen Gesetz auf der Insel, und er schnell 
          herausfindet, dass die Bewohner fasziniert sind vom "Buch von Flatey", 
          eines der längsten mittelalterlichen Manuskripte, eine Art Lesebuch 
          oder Sammlung, welche die "Sagen der Könige von Norwegen", 
          die "Geschichten der Isländer" und die "Sage der 
          Grönländer" und andere Geschichten enthält. "Das 
          Buch von Flatey", mit 225 Folioblättern die umfang-reichste 
          altisländische Handschrift, wurde um 1328-1387 von zwei Schreibern 
          für einen wohlhabenden nordisländischen Bauern produziert. 
          Sie enthält vor allem Prosawerke aus den Textgruppen der Isländer- 
          und Königssagas und gilt als eine Art mittelalterliche Hand-bibliothek. 
          In zwei der Königssagas wiederum finden sich eine Vielzahl von 
          kürzeren Erzählungen, die sich um die Herrscher Olaf Tryggvason 
          und Olaf den Heiligen ranken.
          
          Das Rätsel von Flatey selbst ist ein Puzzle, das mit dem Buch verschmolzen 
          ist. Die Lösung und der Weg zu dieser Lösung wird in den Fall 
          mit einbezogen, als sich der Tote, als ein dänischer Professor 
          herausstellt, der Flatey besuchte, um sich mit der Umgebung dieses großartigen 
          Buches vertraut zu machen und um zu versuchen, das Rätsel zu lösen. 
          Er war einer der dänischen Gelehrten, die alles versuchten, um 
          zu verhindern, daß das mittelalterliche Manuskript von Dänemark 
          an Island zur Pflege und Konservierung ausgehändigt wird. Die Geschichte 
          spielt im Jahre 1960 als die Diskussion über dieses Buch am aufgeheizesten 
          war, und auf diesem Weg vermengt Viktor das Manuskript selbst und ihr 
          "Fall" in die Geschichte
          
          Wie in "Engin spor" ist die Geschichte in zwei miteinander 
          verwobenen Teilen erzählt, in denen der zeitgenössische Schauplatz 
          und Kapitel über das "Das Buch von Flatey" abwechseln, 
          doch diese Kapitel stellen den Schlüssel des Rätsels bereit. 
          Sie werden auf eine Art und Weise präsentiert, daß der Leser 
          weiß, daß zwei Leute an dem Puzzle beteiligt sind, aber 
          der Leser weiß bis zum Ende nicht, wer diese sind. Zu jeder Zeit 
          sind die Ereignisse aus den Zitaten vom "Buch aus Flatey" 
          auf die Ereignisse, die in der Haupthandlung spielen, abgestimmt. Der 
          Schauplatz ist außerordentlich gut ausgesucht, wie schon in "Engin 
          spor", und Viktor Arnar beschreibt die kleine Gemeinschaft auf 
          Flatey so lebhaft, daß der Leser fühlt, daß er "literarisch" 
          präsent ist. Charaktere, Häuser und das tägliche Leben 
          des Dorfes, alles ist erfüllt mit einem freundlichen und mühelosen 
          Gefühl einer Vergangenheit, um aber nie Zuflucht zur Nostalgie 
          zu nehmen, das so oft historische Dichtung ausmacht, oder das "Zurückschauen" 
          in vergangene Zeiten. Nutzlos zu sagen, das jede Art von mysteriösen 
          Ereignissen geschehen, ein anderer Mann wird tot aufgefunden, dieses 
          Mal auf einem Friedhof, er wurde auf eine eigentümliche Weise verstümmelt, 
          bekannt aus den Sagen; ein sogenannter Blutadler wurde in seinen Rücken 
          geschnitten, und diese Form der Verstümmelung ist im "Buch 
          von Flatey" beschrieben. Auf diesem Weg wird darauf hingedeutet, 
          daß die Mörder klug und belesen sind, da sie kleine kranke 
          Kopien einiger Todesarten aus den Sagas übernehmen. Es kommt auch 
          ans Licht, daß es auf der Insel Menschen gibt, die mit dem Professor 
          verbunden sind, und wenn die Geschichte alle Arten aufgedeckt hat, wie 
          die Menschen in diesem Fall miteinander verbunden sind, stellt sich 
          heraus, auf welche unerwartete Weisen dies der Fall ist. Logischerweise 
          ist alles so, wie es in einer Detektivgeschichte sein soll. Die Vergangenheit 
          der Menschen, die in die Geschichte verstrickt sind, wird mit diesem 
          Fall vermischt, welcher schließlich gelöst wird, so gut es 
          geht.
          
          Es ist offensichtlich, daß in den zwanzig Jahre, die zwischen 
          den zwei Romanen von Viktor Arnar und den nächsten zwei (es sind 
          genau zwanzig Jahre zwischen dem ersten und dem dritten, 1978/1998 und 
          zwischen dem zweiten und dem vierten, 1982/2002), die Ausarbeitung von 
          Form und Stil sich konstant verändert hat. Wir müssen hoffen, 
          dass er uns nicht weitere zwanzig Jahre warten läßt, bis 
          er seine nächsten zwei Romane veröffentlicht.
 "Haus 
          ohne Spuren" ("Engin spor") von Viktor Arnar Ingólfsson 
          (1998/1999/ deutsch Mai 2007)
 "Haus 
          ohne Spuren" ("Engin spor") von Viktor Arnar Ingólfsson 
          (1998/1999/ deutsch Mai 2007)|  |   HIER DIREKT BESTELLEN | 
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Obwohl die Veröffentlichungsgeschichte von "Engin 
          spor" nur teilweise bekannt ist, möchte ich sie kurz behandeln. 
          Victor Arnar hat sein Manuskript an ein paar Verlage verschickt und 
          hat unterschiedliche Kommentare zurückerhalten, viele davon waren 
          ihm wohl gewogen, aber niemand war genügend davon überzeugt, 
          daß Manuskript zu veröffentlichen, so daß er schließlich 
          den Roman selbst veröffentlichte. Dies geschah 1998, im Jahr bevor 
          Arnaldur Indriðason seinen ersten Kriminalroman "Synir duftsins" 
          veröffentlichte. Im gleichen Jahr erschien Stella Blómkvists 
          (ein/e unbekannte/r Autor/in, der/die unter Pseudonym veröffent-licht) 
          erster Roman als Paperback, und dann natürlich das jährliche 
          Werk von Brigitta Halldórsdóttir. Obwohl Arnaldurs und 
          Stellas Bücher einiges an Leserschaft fanden, waren die Verleger 
          sehr zögerlich darin, Vertrauen in den Erfolg dieser Romanform 
          zu setzen. Arnaldur konnte seinen zweiten Roman , "Dauðarósir" 
          veröffentlichen, aber "Engin spor" erhielt keine Aufnahme 
          durch die Verleger - bis die selbst veröffentlichte Auflage unter 
          den Lesern ein Erfolg wurde, zu recht, da es ohne Zweifel der beste 
          Kriminalroman in diesem Jahr war. (Und tatsächlich, der beste Kriminalroman 
          zweier Jahre, denn es wurde bis zu "Mýrin" von Arnaldur 
          Indriðason, der im Jahre 2000 veröffentlicht wurde, kein Kriminalroman 
          der vergleichbar gewesen wäre mit "Engin spor" veröffentlicht). 
          Ein Jahr später, wurde er als Paperback im Verlag Mal og menning 
          wieder veröffentlicht, einer der Verlage, der den Roman ursprünglich 
          abgelehnt hat. Ohne die Verleger kritisieren zu wollen, zeigt diese 
          Geschichte, wie erst kürzlich noch die isländische Kriminalliteratur 
          als nicht beständig bezeichnet wurde, und wie wenig Glauben die 
          Verleger in den Erfolg der isländischen Krimischreiber hatten.
          
          Aber nun zum Roman selbst:
          Ein großes Mordrätsel im klassischem Stil. Ein Rätsel 
          "der verschlossenen Tür" wie bei Edgar Allan Poes berühmter 
          Erzählung "Der Doppelmord in der Rue Morgue", mit der 
          Poe zum Begründer der modernen Detektivgeschichte wurde. Es ist 
          früh im Jahr 1973 und ein Mann von mittlerem Alter wird tot auf 
          dem Boden seines Wohnzimmers in einem vornehmen großen alten Haus 
          im vornehmen Stadtteil Birkijlid in Reykjavik gefunden. Die Ursache 
          des Todes ist eine tödliche Schußwunde in der Brust. Die 
          Polizei beginnt mit ihren Ermittlungen. Diese ergeben bald, daß 
          der plötzliche Tod von Jacob Kiefer jr., sehr ähnlich ist, 
          wenn nicht sogar exakt gleich, den Umständen, wie sein Vater zu 
          Tode kam. Den auch er wurde mit einer tödlichen Schußwunde 
          gefunden, am gleichen Platz, im gleichen Haus, ungefähr dreißig 
          Jahre früher, 1945.Auch dieser Tod wurde von der Polizei untersucht 
          blieb aber ebenfalls unaufgeklärt, da der Mörder nicht gefunden 
          wurde.Diese zwei Fälle scheinen miteinander verbunden zu sein. 
          Zwei Geschichten laufen parallel: eine spielt zwischen 1910 und 1945 
          und wird erzählt durch die Eintragungen in ein Tagebuch. Dieses 
          Tagebuch wurde geschrieben von Jacob Kiefer, dem Vater. Er war ein Ingenieur, 
          so wie sein Sohn und ein großer Bewunderer von Zügen, träumte 
          er doch von einer Zugstrecke durch die Stadt Reykjavik. In dieser Nebengeschichte, 
          eröffnet durch die Tagebücher, welche aus erster Hand die 
          Situation in Europa vor dem 2. Weltkrieg und die Zeit während des 
          Krieges in Island beschreibt, nutzt Viktor Arnar das Potential der Kriminalgeschichte, 
          um mehr als nur eine Kriminalgeschichte zu erzählen. Der zeitliche 
          Hintergrund von "Engin spor" ist teilweise die späte 
          industrielle Revolution in Island, bei denen die Tagebücher eine 
          wichtige Rolle spielen und dem Roman eine historische Dimension geben, 
          aber auch die Erzählung vorantreibt und den Schlüssel zur 
          Lösung bereithält. Auf diesem Weg ist die technische Entwicklung 
          in Island in diese Kriminalgeschichte verwoben und schlußendlich 
          ist es "Engineering", das den Schlüssel zur Lösung 
          liefert.
          
          Es gibt eine Menge von aufschlußreichen Beschreibungen in dem 
          Roman über die Planung von Eisenbahnstecken, welche eine faszinierende 
          und spannende Geschichte in der Geschichte ist, so seltsam diese auch 
          zu sein scheint. In der Literatur ist ein "Zug" gleichbedeutend 
          mit "Leben", und zwei Männer verlieren ihr Leben in dieser 
          Geschichte, hinterlassen keine "Spuren" auf dem Schauplatz 
          des Verbrechens doch die Eisenbahnschienen erstrecken sich über 
          die Landschaft, daher der gut überlegte Doppelsinn des Titels.
          
          In "Engin spor" nimmt Viktor Arnar einen komplett neuen Ansatz 
          in der Form vor und zog es vor, seine Verbrechen nicht mehr in der allzu 
          fernen Vergangenheit geschehen zu lassen, in den frühen siebziger 
          Jahren. "Flateyjargáta" spielt auch in der Vergangenheit, 
          oder in den früheren sechziger Jahren, und es muß gesagt 
          werden, daß diese ziemlich maßvolle und ländliche Fassade 
          der Vergangenheit besser zu Viktor Arnar paßt als der zeitgemäße 
          Glanz seiner frühen Werke. Zur gleichen Zeit ist Viktors Geschichte 
          eine wohl gesponnene Kriminalgeschichte, ebenso klar von der Erzeugung 
          der Atmosphäre und der Charaktere. Das Polizeiteam ist gut ausgesucht 
          und überzeugend, hauptsächlich die Hauptperson Jóhann, 
          der in forensischer Wissenschaft ausgebildet ist, ein Beruf, der eine 
          Neuerung für die isländische Polizei zu dieser Zeit darstellt.
          
          Die Mordgeschichte, der Mörder ist mit einem Raum verbunden, die 
          Ermittler arbeiten in Reykjavik, doch die Familienhistorie dehnt sich 
          bis nach Deutschland aus. Der Autor ist sehr erfolgreich in seinem Ziel, 
          den Kriminalroman voran zu bringen; er bringt es fertig, den isländischen 
          Kriminalroman auf eine andere Ebene zu heben, und indem er dies vollbringt, 
          hinterläßt er einen unauslöschlichen Eindruck. "Engin 
          spor" bietet was jeder "Whodunit" bieten sollte: eine 
          unerwartete Wendung am Ende. Und als Bonus, wird uns ein epischer Einblick 
          gewährt, in die Komplikationen eines eigenbrötlerischen Geistes.
 "Heitur 
          snjór" von Viktor Arnar Ingólfsson (1982)
 "Heitur 
          snjór" von Viktor Arnar Ingólfsson (1982)|  |  | 
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Ebenso ein zeitgenössisches Werk wie "Dauðasök", 
          beschreibt "Heitur snjór" in ähnlicher Weise die 
          Unschuld Islands angesichts der großen weiten Welt. Die Story 
          handelt über Drogen, wie im Titel schon angedeutet. Der Roman beginnt 
          in der Wüste Nordafrikas und beschreibt, wie das Opium vom Mittleren 
          Osten in die Türkei geschmuggelt wird und von da in die USA und 
          nach Europa. Die Hintergrundrecherche ist geschickt gemacht, und dies 
          ist auch bei "Dauðasök" der Fall. Viktor Arnar erschafft 
          hier um die Ereignisse in Nordafrika eine glaubhafte Atmosphäre. 
          Im nächsten Kapitel finden wir uns in New York wieder, wo es der 
          Polizei endlich gelingt, einen Dealer zu fassen, und einen Dealerring 
          aufzubrechen. Dies bringt einen isländischen Schmuggler und Dealer 
          namens Arnþor in Schwierigkeiten und er flieht zurück nach 
          Island mit ein paar Kilogramm reinem Heroin. Nach einigem Überlegen 
          entschließt er sich, den Stoff in Island zu verkaufen und die 
          weitere Geschichte erzählt die Geschehnisse darüber. Zusammen 
          mit der Erzählung über Arnþor, nun ein neu gewandelter 
          Playboy, hören wir nun eine Geschichte über eine ziemlich 
          normale Gruppe von Jugendlichen, die Opfer der Drogensucht werden, die 
          genauso beginnt, wie es heute beschrieben wird: sie werden angefixt 
          durch eine kostenlose Probe.
          
          Obwohl der Roman in vielen Dingen interessant ist und viele Dinge voraussah, 
          die heutzutage eingetroffen sind, ist die Geschichte nicht so gut ausgeführt 
          wie in "Dauðasök", besonders was die Welt der Jugendlichen 
          betrifft, die unnötigerweise flach ist, und ihr Verhalten ist nicht 
          immer ganz glaubhaft - aber das Maß der Glaubwürdigkeit ist 
          das übliche Kriterium, um eine solche Erzählung bewerten zu 
          können.
          
          Wie in "Dauðasök" ist die Geschichte kurz und im 
          zweiten Teil führt der Autor ein ganz gutes Team von Polizisten 
          ein, die ein wenig dem Team gleichen, das später in "Engin 
          spor" auftaucht. Für sich gesehen, gleichen die früheren 
          Geschichten mehr den Büchern von Brigitta Halldórsdóttir, 
          als den jüngsten populären Kriminalromanen, wie zum Beispiel 
          die von Arnaldur Indriðason, Árni Þórarinsson 
          und Stella Blómkvist, und natürlich Viktors eigenen neuesten 
          Romanen. Wie Brigitta gibt Viktor seinen Geschichten einen bestimmten 
          Zauber und eine Dramatik, indem er sie teilweise im Ausland spielen 
          läßt und diese Schau-plätze im Kontext von internationalen 
          Verbrechen behandelt, wie Terrorismus und Drogen. Der Stil ist also 
          gleich, die Geschichten sind im traditionellen Schreibstiel der populären 
          isländischen Romane gehalten. Es muß hinzugefügt werden, 
          daß Brigitta ihr erstes Buch 1983 veröffentlicht hat. Dies 
          erfolgt direkt auf das oben erwähnte, kleine Wellen in der literarischen 
          Landschaft schlagende, auftauchen von "Pulp" in Island. Es 
          ist keine Überraschung, daß auch Viktors Romane keine große 
          Aufnahme fanden, da Brigitta heutzutage eine mehr oder weniger bekannte 
          Autorin ist. Solche dramatischen Thriller scheinen zu der Frauendichtung 
          zu gehören - dennoch ist es interessant anzuführen, dass Árni 
          Þórarinssons neuester Kriminalroman, "I upphafi var 
          morðið" geschrieben zusammen mit Pall Kristinn Pálsson 
          (2002), sich vom Stil von Brigittas Art von Kriminalerzählungen 
          unterscheidet, und daß es nun scheint, daß dieser Unterschied 
          langsam an Anerkennung gewinnt.
          
          Zwanzig Jahre später...
          
          ... aber nicht ganz, erscheint 1986 eine Kurzgeschichte von Viktor Arnar 
          in einer Sammlung, die nach einem Kurzgeschichtenwettbewerb, veranstaltet 
          vom Reykjaviker Kunstfestival, veröffentlicht wurde. Die Kurzgeschichte 
          heißt "Slossmæjer" und ist eine Art Thriller. 
          Eine Frau ruft nach einem Schlosser, um die Tür zu dem Haus ihres 
          Großvaters zu öffnen, da sie von dem alten Mann seit über 
          einer Woche nichts mehr gehört hatte, und er auf kein Telefon oder 
          Türklingel antwortet. Abgesehen von dieser Geschichte bleibt es 
          um Viktor sechzehn Jahre lang ruhig, bis "Engin spor" 1998 
          zur angenehmsten und überraschendsten Entdeckung wurde.
        
 "Dauðasök" 
          von Viktor Arnar Ingólfsson (1978)
 "Dauðasök" 
          von Viktor Arnar Ingólfsson (1978) |  |  | 
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In "Dauðasök" ist die Rolle der 
          Beamten minimal und es ist nicht erst am Ende der Geschichte, daß 
          der Leser herausfindet, daß er derjenige ist, der die Handlungskette 
          von Anfang an durchschaut. Diese Ereignisse sind die aktuellen terroristischen 
          Akte, die sich zur damaligen Zeit meistens in Flugzeugentführungen 
          äußerten. Deutsche waren besonders in den damaligen Terrorismus 
          involviert und der Roman spielt teilweise auch in Deutschland. Ein deutscher 
          Polizeibeamter ist in einem Einsatzkommando, daß dem Terrorismus 
          ein Ende setzen soll. Bei seinen Ermittlungen verfolgt er eine junge 
          Frau, die nach Island flieht. Ein anderer Erzählstrang bezieht 
          ein Gerücht ein, welches ein Attentat auf die Deutsche Botschaft 
          in Reykjavik vorhersagt und ein frisch verheiratetes isländisches 
          Paar, auf ihrem Weg in die Flitterwochen. Als der deutsche Polizeibeamter 
          in Island ankommt, hat er keine Papiere, die seine Identität ausweisen 
          und er wird prompt verhaftet. Er bringt es fertig zu entkommen und greift 
          die Terroristen an, aber da sein Anschlag ungeschickt ist und auf Missverständnissen 
          darüber basiert, wie die Dinge wirklich stehen, treibt er die Dinge 
          nur an und er wird selbst auf dem Weg zum Flughafen mit einer Busladung 
          Fahrgäste entführt. Der letzte Teil des Buches beschreibt 
          die Geiselnahme und die Konsequenzen daraus.
          
          Die Geschichte ist sehr kurz und es ist mehr eine Novelle als ein Roman. 
          Obwohl man an einigen Stellen merkt, daß es das Werk eines "Neulings" 
          ist, ist der Stil unangestrengt und die Erzählung interessant, 
          besonders gilt dies für die ziemlich gute Kombination einer internationalen 
          Terroristmusangst und der Position Islands in dieser Zeit. Und es ist 
          auch deshalb interessant, weil sich an den Terrorismus zu erinnern, 
          gerade in dieser Zeit, die Erkenntnis bringt, daß er nicht etwas 
          Neues ist, sondern sich nur die Methoden geändert haben und die 
          Haltung dazu.