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 "Eiseskälte" von Arnaldur Indriðason
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 "Frevelopfer" von Arnaldur Indriðason
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 "Kälteschlaf" von Arnaldur Indriðason
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 "Codex Regius" von Arnaldur Indriðason
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 "Codex Regius" von Arnaldur Indriðason
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 "Todesrosen" 
          von Arnaldur Indriðason
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 "Frostnacht" 
          von Arnaldur Indriðason
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Es ist Mitte Januar. Die Weihnachtszeit ist vorbei  und eine eisige Faust hielt die Erde umklammert. Ein eisiger Wind heult und pfeift  um die Häuser von Reykjavik. Reykjavik wird zur "Winterstadt" zu  "Vetraborgin", wie der Roman im isländischen Original heißt. Und so  düster, so frostig und kalt wie das Wetter, ist auch die Handlung des siebten  Falles von Erlendur, Sigurður Óli und Elinborg. Ein Junge, wird tot im  Hinterhof eines Mietblockes gefunden. Festgefroren an der Erde an seinem  eigenen Blut. Zuerst ist unklar, ob ein Unfall geschehen ist oder ob es sich um  einen Mord handelt. Ein Mord aus fremdenfeindlichen Motiven, da es sich bei dem  toten Jungen um ein Zuwandererkind handelt?
          
        Der Junge, halb isländischer, halb thailändischer  Abstammung, ist erstochen worden. Das Messer ist verschwunden. Ebenso sein  älterer Bruder. Sofort leitet die Polizei eine großangelegte Suche ein und  befragt die Bewohner des Mietblockes, die Mitschüler und Lehrer an der Schule,  als sie herausbekommen hatten, wer der Junge war. Elías war sein Name. Elías,  wie der biblische Prophet. Schnell stellt sich heraus, dass es an der Schule latente  Fremdenfeindlichkeit gibt. Bei den Lehrern und bei den Schülern. So gerät ein  Lehrer stark unter Verdacht, der sich sehr massiv gegen Ausländer geäußert  haben soll. Aber Erlendur glaubt nicht so richtig an dieses Motiv. Aber es  scheint kein anderes zu geben. Und so ergibt sich eine mühevolle Polizeiarbeit.
        
        Der Fall des toten Jungen geht Erlendur besonders an  die Nieren. Ein kleiner Junge, der fast so alt wie sein verschwundener Bruder war,  als er diesen im Schneesturm verlor. "Erst jetzt, als er in seiner eigenen  Wohnung allein mit sich und der nächtlichen Stille war, wurde ihm klar, was für  einen tiefen Eindruck der tote Junge heute bei ihm hinterlassen hatte." Es  erschüttert Erlendur und trotzdem ist er nicht ganz bei der Sache. Eine Frau ist  verschwunden und auch dieser Fall liegt ihm sehr am Herzen. Erlendur hat den  Ehemann im Verdacht, dass dieser seine Frau ermordet hat. Und fast macht Erlendur  einen Fehler. "Er hatte einen kapitalen Fehler begangen und gegen die  Grundregel verstoßen, die er immer hochgehalten hatte. Die erste Regel, die  Marian Briem ihm beigebracht hatte. Nichts ist so, wie du glaubst, dass es ist.  Er war sich seiner viel zu sicher gewesen, zu überheblich." Seine Hybris,  wie Erlendur es selber nennt, hatte ihn und fast die Ermittlungen auf Abwege  geführt.
          
          In diesem Buch beschäftigt sich Arnaldur Indriðason  vor allem auch mit Sigurður Óli. Man erfährt in "Frostnacht" viel  über die Vergangenheit von Sigurður, über seine Gedanken, über seine Probleme  (seine Frau möchte ein Kind adoptieren) und es ist vor allem auch Sigurður, der  die Ermittlungen weiterbringt. Indriðason nimmt sich in diesem Buch viel Zeit,  um Sigurður Óli zu charakterisieren. Óli ist nicht mehr so eindimensional, so  nebensächlich wie in den anderen Büchern. Er bekommt eine Vergangenheit, die  ihn nicht mehr so negativ zeigt. Natürlich erfährt der Leser auch wieder mehr über  die Herkunft und die Geschichte  Erlendurs. Zum ersten Mal kann man die Gegend ungefähr  lokalisieren, wo er geboren wurde. Er stammt aus dem Osten von Island, was ja  schon bekannt ist aber nun erfährt man, dass er in der Nähe von Eskifjörður  geboren worden ist. Man erfährt, wann und wie er zum ersten Mal mit einem  Verbrechen in Berührung gekommen ist. Auch die Beziehung mit Valgerður geht  weiter.
          
          Ein Hauptthema in diesem neuen Kriminalroman ist die  Ausländerfeindlichkeit. Das Ressentiment gegenüber den Ausländern. Diese  Ausländerfeindlichkeit ("Island gehört uns. Nicht irgendwelchen Ausländern."),  diese Gefühlskälte wird durch die Beschreibung des Winterwetters verstärkt.  Reykjavik wird zur "Winterstadt". Kalt und abweisend. Alle  mitmenschlichen Gefühle sind eingefroren. Kein Platz ist mehr für Wärme und  Mitmenschlichkeit. Vor allem unter Kindern und Jugendlichen nehmen die Probleme  zu. Das andere Thema ist die Einsamkeit der Menschen. Niran, der Bruder des  toten Jungen ist nicht nur allein, sondern auch fremd in dieser Welt der Kälte.  Die verschwundene Frau, die ihre Kinder wegen eines anderen Mannes verlassen  hat. Sigurður Óli, der nicht mit seiner Frau über die Adoption reden kann und sich  hinter der Arbeit versteckt. Marian Briem, der einsam stirbt und natürlich  Erlendur, dem es immer noch schwerfällt, sich anderen Menschen gegenüber zu  öffnen und der auch immer noch von Schuldgefühlen geplagt wird. Alle sind sie  einsam und können sich nicht mitteilen.
          
          Mehrere Nebengeschichten werden erzählt. Einmal die  Geschichte der verschwundenen Frau. Dieser Fall wird mehr oder weniger "gelöst",  führt Erlendur aber fast in die Irre. Eine Geschichte über einen vermutlichen  Päderasten bleibt offen. Dieser Mann bewohnte die Nachbarwohnung des ermordeten  Jungen und verschwindet spurlos, bevor die Polizei hinter seine Identität  kommt. Und ebenso dürfen seine Tochter Eva, die sich scheinbar etwas von ihrem  Drogenkonsum erholt hat und sein Sohn Sindri nicht fehlen. Sindri, der in der  Vergangenheit seines Vaters im Osten von Island herumstöbert und der damit auch  seine Schwester ansteckt. Und Marian Briem stirbt. Sein alter Mentor bei der  isländischen Polizei, bei dem er sich oft Rat geholt hatte, stirbt einsam und  allein. Dieser Tod bringt Erlendur dazu, wieder tief in die Vergangenheit zu  blicken und über das Leben an sich nachzudenken: "Erlendur stand in der  Kälte neben dem Grab und suchte nach dem Sinn von allem, von Leben und Tod. Wie  immer fand er keine Antworten. Es gab keine endgültige Antwort auf die lebenslange  Einsamkeit der Person, deren Überreste sich in der Urne befanden. Oder auf den  Tod seines eigenen Bruders vor vielen Jahren. Oder darauf, weshalb Erlendur so  war, wie er war, und weshalb Elías erstochen wurde. Das Leben war ein ungeregeltes  Gewirr von Zufällen, und die bestimmten die menschlichen Schicksale wie  Unwetter, die unverhofft hereinbrachen und Vernichtung und Tod mit sich  brachten."
          
          Es ist wieder ein Roman, der mit "feinem  Pinselstrich" das Bild der heutigen isländischen Gesellschaft zeichnet.  Kein Gesamtbild, sondern einen Ausschnitt, so wie er auch in anderen  Kriminalgeschichten der Erlendur-Reihe Facetten dieser Gesellschaft gezeigt  hat. Und fügt man diese verschiedenartige Ausschnitte zusammen, so erhält man  ein immer größer werdendes Bild der heutigen isländischen Gesellschaft. Und der  Mord? Er ist so sinnlos, wie es viele Morde sind.
          
          Vielen Dank an  Jürgen Ruckh aus Esslingen
© Juli 2007 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien          
 "Engelsstimme" 
          von Arnaldur Indriðason
 "Engelsstimme" 
          von Arnaldur Indriðason|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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Kurz vor Weihnachten wird der Portier eines Hotels in einem Weihnachtsmannkostüm 
          ermordert aufgefunden. Ein neuer Fall für den knurrigen Komissar 
          Erlendur und seine Kollegen der Kripo Reykjavik. Um den Fall zu untersuchen 
          quartiert sich Erlendur kurzerhand in das Hotel ein, wohl auch um sich 
          ein wenig der trübseligen Vorweihnachtsstimmung alleine Zuhause 
          zu entziehen. Das Hotel wird also quasi zur Bühne, auf der sich 
          das ganze Drama abspielt. Man fühlt sich erinnert an alte Mrs Marple 
          Spielfilme, die oft auch an einem Ort spielten, die Verdächtigen 
          also eng beisammen waren. Und so wird auch zunächst die gesamte 
          Hotelbelegschaft, angefangen vom Zimmermädchen bis hin zum Hotelmanager 
          unter die Lupe genommen, die sich teilweise verdächtig benehmen. 
          Unter Verdacht gerät schließlich ein englischer Hotelgast, 
          der sich sehr für den Verstorbenen interessierte. Der Portier war 
          nämlich in seiner Kindheit ein viel versprechender Chorknabe, bis 
          er durch den Stimmbruch sein einzigartiges Talent verlor. Erlendur befragt 
          auch die Schwester und den Vater des Opfers, die sich seltsam gleichgültig 
          der grausamen Tat gegenüber verhalten. Nach und nach erfährt 
          man von der unglücklichen Kindheit des begabten Jungen, der schließlich 
          als einsamer Mensch im Keller des Hotels hauste. Indridason lässt 
          Erlendur viele verschiedene Spuren verfolgen, die doch allesamt im Nichts 
          verlaufen. Eine Rolle spielt wieder einmal die Beziehung zu seiner Tochter 
          Eva Lind, die ihn regelmäßig im Hotel besucht. Seit ihrer 
          Fehlgeburt, bei der sie beinahe selbst gestorben wäre, sind sich 
          Erlendur und seine Tochter näher gekommen. In "Engelsstimme" 
          beginnt sich langsam so etwas wie eine Beziehung zwischen den beiden 
          zu entwickeln, vielleicht auch weil Erlendur sich ihr öffnet und 
          ihr von einem prägenden Erlebnis aus seiner Kindheit berichtet.
          
        Mit Erlendur hat Indridason einen Ermittler geschaffen, der noch einsamer, 
          gequälter und trauriger ist als alle Van Veeterens und Wallanders 
          zusammen. Vielleicht ist "Engelsstimme" auch ein kleiner Aufbruch 
          für Erlendur, sich wieder neu auf Menschen einzulassen. Dies war 
          dem Portier verwehrt geblieben, der, wie es sich am Ende herausstellt, 
          Opfer unglücklicher Umstände wurde.
          
          Mit "Engelsstimme" ist Indridason wieder einmal ein herausragender 
          Roman geglückt, der tiefe Einblicke in menschliche Abgründe 
          aufweist. Wie weit geht ein Mensch um seine Ziele zu verwirklichen? 
          Wie verzweifelt kann ein Mensch sein um zu bestimmten Handlungen getrieben 
          zu werden? Und wie sehr bestimmen uns die Erlebnisse unserer Kindheit 
          und machen uns zu den Menschen, die wir sind? Dies alles sind Fragen, 
          die angeschnitten werden, letztlich aber unbeantwortet bleiben.
 "Kältezone" 
          von Arnaldur Indriðason
 "Kältezone" 
          von Arnaldur Indriðason|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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Der See Kleifarvatn hat Jahrhunderte auf Arnaldur Indriðason 
          gewartet. Dieser rätselhafte See, der kommt und geht in seiner 
          unheimlichen Dunkelheit, hat nichts weniger verdient, als Indriðasons 
          Talente, um die passende Atmosphäre aus Angst und Kummer zu erschaffen. 
          Wie bei dem Nordermýrin Bezirk (wo der Roman "Mýrin" 
          spielt), der nie mehr der Stadtteil von Reykjavik im Gedächtnis 
          der Leser sein wird, der er einmal war, so wird der See Kleifarvatn 
          Teil der isländischen Literatur. Isländer sind daran gewöhnt, 
          daß ihr Land durch gewaltige Erdbeben, gedehnt, aufgespalten und 
          heftig zerrissen wird durch wahllos ausbrechende Vulkane. Aber jeder 
          war überrascht, als ein großer See anfing, in einem langen 
          Spalt zu verschwinden, der durch ein Erdbeben verursacht wurde. Der 
          auslaufende See ist eine Eigenartigkeit, sogar nach isländischen 
          Verhältnissen und hat Herden von neugierigen Schaulustigen an die 
          unfruchtbaren Gestade des Sees gelockt.
          
          "Wenn du dein Ohr auf den Boden legst, kannst du hören, wie 
          der See ausläuft. Es klingt wie Wasser, das den Abfluß hinunterläuft."
          
          Der See Kleifarvatn, der ungefähr 6 Kilometer lang und 2,3 Kilometer 
          breit war, ist durch den Spalt drastisch geschrumpft. Jetzt ist er nur 
          noch 2,5 Kilometer lang und ungefähr 1,8 Kilometer breit. Dies 
          geschah im Jahr 2000. Der ca. 10 qkm große und bis zu 97 m tiefe 
          Kleifarvatn ist der drittgrößte See des Südlandes und 
          wird markant eingerahmt von der steilen, schroffen Felswand des Sveifluhals 
          im Westen und den weicheren, abgerundeten und grüneren Abhängen 
          einer Hochebene und der Vatnshlið im Osten. Der See entstand durch 
          das Absinken des Bodens. In mehrjährigen Intervallen ändert 
          er seinen Wasserstand. 
Zu Beginn der Geschichte wird ein Skelett mit einem 
          russischen Sender in seiner Nähe auf dem ausgetrockneten Seegrund 
          vom Kleifarvatn gefunden. Es ist schon sehr früh offensichtlich, 
          daß das Skelett alt ist, und alles deutet darauf hin, daß 
          das Verbrechen zur Zeit des Kalten Krieges stattfand. Zur gleichen Zeit, 
          als Erlendur und seine Begleiter sich in die Zeit zurückversetzten, 
          in die sie verschiedene Hinweise führen , erzählt der Autor 
          eine andere Geschichte aus den Sechzigern, welche sich allmählich 
          der Gegenwart nähert. Zum Schluß der Geschichte bekommt man 
          das Gefühl, daß am Ende des Buches sich die Handlungsfäden 
          so verweben, daß, wen der Leser das Buch zuklappt, er reicher 
          an Erfahrung ist, und sogar ein bißchen klüger in den verschiedenen 
          Geschehnisse der politischen Geschichte in den fünfziger und sechziger 
          Jahre.
          
          Indriðasons Fähigkeit Geschichte aus der Vergangenheit mit 
          der fortschreitender Spannung der Gegenwart in eine komplexe Geschichte 
          zu verweben, zusammen mit den zusätzlichen persönlichen Geschichten 
          der Hauptpersonen aus den früheren Büchern, führt zu 
          einer einzigartigen Vertrauenswürdigkeit.
          
          Eine Zeitlang war es ein Klischee der Kritiker, wenn ein neues Buch 
          von Indriðason erschien, immer zu verkünden: "Indriðasons 
          bestes Buch bis heute!" Aber "Kleifarvatn" ist 
          Indriðasons bestes Buch bis heute - einige von Indriðason eingeschobene 
          Geschichten sind das Beste, was er je geschrieben hat. Zum Beispiel, 
          gibt es da den absolut köstlichen Abschnitt im Buch von einem Mann, 
          der ständig Sigurdur Olí anruft. Und es ist ein Zeichen 
          von Indriðasons Klugheit als Romanschreiber, das so eine Geschichte 
          in seiner Ausführung nie komplett ist, was für einen weniger 
          guten Schreiber sehr verführerisch wäre.
          
          Es wird gesagt, daß die Gattung "Thriller" eine Art 
          "Ersatz" für eine leichtverständliche Erziehung 
          in der modernen Gesellschaft sei. Indriðason erfüllt diese 
          Anforderungen mit einem großartigen Hintergrund über die 
          Stimmung während des Kalten Krieges; linke Studenten aus Island, 
          die in den "himmlischen Staat" des kommunistischen Ostdeutschlands 
          zum studieren gingen; und die moralische Einschüchter-ung und persönliche 
          Bespitzelung, die damals so allgegenwärtig war.
          
          "Ich war drei Mal in Leipzig, um meine Bücher vorzustellen," 
          sagt Indriðason in einem Interview. "Auf meinen Reisen durch 
          die Stadt besuchte ich auch das Stasi-Museum. Dort war es, wo ich die 
          Idee bekam, einen Roman über den Kalten Krieg zu schreiben, der 
          gut vorstellbar, in Leipzig spielen könnte. Island ist mit Leipzig 
          historisch und kulturell verbunden, da Isländer während des 
          Kalten Krieges dort studierten. Um diese Zeit las ich in der Zeitung, 
          daß der Wasserspiegel des Sees Kleifarvatn gefallen sei, und ich 
          erinnerte mich daran, daß eine Spionageausrüstung dort 1973 
          gefunden wurde. Das war der Funke für die Idee, wie der Roman beginnen 
          sollte, welcher vor meinem geistigen Auge nach und nach zu einer "Kalten 
          Krieg" - Geschichte wurde, mit Spionen, Liebe, Verrat und der ganzen 
          Chose. Auch arbeitete ich wieder mit verschwundenen Menschen im Roman, 
          wie ich es schon in meinen früheren Büchern getan habe, da 
          vermißte Personen seit langer Zeit von besonderem Interesse für 
          mich sind, und auch sicherlich Erlendurs Hauptinteresse sind.
          
          Erlendur, Elinborg und Sigurdur Óli treffen 
          wir wieder in guter Form an. Indriðason fährt damit fort, die 
          Charaktere weiter auszuformen und ihre Geschichte dem Leser weiter zu 
          erschließen, und es scheint so, daß sie sich entwickelt 
          haben und etwas aus den vorherigen Erfahrungen gelernt haben. Es kann 
          nicht gesagt werden, daß sie ihre Fehler und Überspanntheiten 
          verloren hätten, welche der Autor dafür nutzt, nicht nur zu 
          zeigen, daß sie menschlich und schwach sind, sondern auch als 
          Aszendent im Laufe der Ereignisse. Jedermann und jede Person, auch die, 
          welche in der Geschichte nur marginal vorkommen bleiben einem im Gedächtnis. 
          Auch dies muß als eines der Stärken des Autors Indriðason 
          festge-halten werden. Niemand ist zu unbedeutend oder zu geringfügig, 
          um sich von einer Charakterbeschreibung zu befreien. Vielleicht mehr 
          als in seinen früheren Büchern, spiegelt sich in Kleifarvatn 
          wieder, wie detailliert der Autor seine Aufmerksamkeit dem kleinsten 
          Detail gewidmet hat, die nicht direkt mit der Geschichte verbunden sind 
          aber nichtsdestotrotz die Geschichte vertiefen; Neben-personen haben 
          sich mehr Bedeutung erworben. "Wen ich mich setzte um zu schreiben, 
          weiß ich nicht genau, was passieren wird, " sagt Indriðason. 
          "Als ich mit diesem Buch anfing, hatte ich die Themen der vermißten 
          Menschen und die des "Kalten Krieges". Als die tatsächliche 
          Arbeit am Buch begann, kamen die anderen kleinen Geschichten. Tag für 
          Tag saß ich am Computer, versuchte an etwas zu denken und schrieb; 
          ich steckte in der Geschichte fest und versuchte, mich selbst zu disziplinieren. 
          Ich habe immer versucht sogenannte "Nebengeschichten" zu schildern, 
          um den Roman auszudehnen und "Nebendarsteller" um das Menschentableau 
          zu vergrößern. Zur gleichen Zeit passe ich darauf auf, ein 
          klares Bild der Handlung an sich zu behalten, welche sich in diesem 
          Buch um den gewaltigen Schock dreht, der sich in dem Leben einer Person 
          ereignet, die entdeckt, daß ein geliebter Mensch verschwunden 
          ist. Wie reagiert diese Person, was tut sie/er? Gibt sie/er ihm/ihr 
          die Schuld dafür? Ist sie/er schuldig? Ist es möglich, sich 
          an einem gewissen Punkt wieder von dem Schock zu erholen? Glücklicherweise, 
          sagt Indriðason, weiß ich die Antworten nicht aus eigenen 
          Erfahrungen, aber ich versuche, mich in den Fußspuren derjenigen 
          zu bewegen, die damit umzugehen hatten und versuche mir den Schrecken 
          vorzustellen, den solch ein Mensch erdulden mußte und dann, wie 
          sie/er in seinem Leben weitermacht.
          
          Indriðason versucht noch einmal in diesem Buch einen anderen Stil 
          der Kriminalerzählung und beweist wieder einmal, daß die 
          isländische Kriminalliteratur nichts Unmögliches ist, wenn 
          man sie auf die richtige Art und Weise angeht. Es gibt keinen Versuch, 
          aus Island ein fremdes Land zu machen; es ist glaubhafter, daß 
          der Roman in seiner eigenen "wahren Farbe" daherkommt ohne 
          die rätselhafte Spannung auszulassen, das den Roman ausmacht. Manchmal 
          ist die Handlung vielleicht vorhersehbar, aber dies macht nichts: manchmal 
          ist es sogar ein Mittel, um darauf aufmerksam zu machen, wie Ereignisse 
          unabwendbar sein können und wie Macht und Stärke von Menschen 
          genommen werden kann.
Das Verschwinden ist eines der Hauptthemen in Arnaldur 
          Indriðasons Büchern, da sie von besonderem Interesse in den 
          Untersuchungen des Kriminalbeamten Erlendur sind, der unbestreitbar 
          die Haupt-person in den meisten Büchern von Indriðason ist. 
          Erlendurs Interesse an vermissten Personen hat seine Wurzeln in schmerzhaften 
          Kindheitserinnerungen; sein jüngerer Bruder verschwand auf der 
          Hochheide in den östlichen Fjorden in schlechtem Wetter, während 
          er selbst, zusammen mit seinem Vater, mit knapper Not entkommt. Dieses 
          tragische Ereignis lebt weiter in Erlendur, ist Teil seiner Persönlichkeit 
          und erklärt einige Dinge in seinem Verhalten. Und andere "Verschwundene" 
          hinterlassen ihre Spuren in seinem Leben, so wie er bei seiner Scheidung 
          selbst aus dem Leben seiner zwei Kinder verschwand, Eva Linda und Sindri, 
          als sie noch sehr jung waren. Als sie später - und jeder für 
          sich - nach ihm suchen, scheint der Abstand zwischen ihnen und ihrem 
          Vater unüberbrückbar, da er beladen ist mit ungelöster 
          Schuld, Ablehnung und Gewissensbissen, Kummer und schlechten Gefühlen.
          
          Und so spielt auch wieder Erlendurs besonderes Interesse, alte Fälle 
          vermisster Personen, eine spezielle Rolle in dieser Geschichte. Menschen 
          tauchen auf und verschwinden wieder (gerade so wie der See) und der 
          Nebel der Zeit lichtet sich für eine kurze Zeit, so daß die 
          vergessene Zeit plötzlich zum Vorschein kommt. Die Zeit hält 
          an, Ungewißheit wird zu einem laufenden Zustand, die Wirklichkeit 
          zu einer Möglichkeit unter vielen. Die Verschwundenen haben ein 
          besondere unvergeßliche Anwesenheit und es ist nicht möglich, 
          sie abzuweisen - sie sind Lebendig und Tod zur gleichen Zeit (und erinnern 
          einen an Schrödingers Katze). Und manchmal ist es auch gerade so, 
          als ob sie niemals existiert hätten. 
Schrödingers Katze ist ein beliebtes Beispiel um ein Phänomen anschaulich darzustellen, das in der Quantenmechanik als "Überlagerung von Zuständen" bekannt ist. Ende der 20er Jahre entstand um den dänischen Wissenschaftler Niels Bohr die bis heute verbreitete Kopenhagener Deutung. Danach führt die Messung durch einen "bewussten" Beobachter dazu, daß das Teilchen, das sich zuvor in einem Überlagerungszustand befand, abrupt in einen der möglichen Zustände "springt" (Kollaps der Wellenfunktion). Diese Deutung führte zu dem paradoxen und immer noch häufig zitierten Gedankenexperiment von Schrödinger aus dem Jahr 1935 - der Ortszustand wird durch die Meßgröße "tot" oder "lebendig" ersetzt: In einer nicht einsehbaren Kiste ist eine Katze eingesperrt (Schrödingers Katze), die einem Überlagerungszustand aus "lebend" und "tot" ausgesetzt ist. Die Frage ist nun, in welchem Zustand sich die Katze nach einer gewissen Zeit befindet, wenn man nicht in die Kiste hineinschaut - analog zur Frage nach dem quantenmechanischen Zustand eines Systems, solange man keine Messung an ihm vornimmt. Als Antwort auf diese Frage wird gegeben, daß die Katze sowohl gleichzeitig lebendig als auch tot ist. Erst wenn man die Kiste öffnet, manifestiert sich der Zustand in einer 100% lebendigen oder 100% toten Katze. Erst die Messung durch einen bewussten Beobachter führt dazu, daß die Katze entweder lebendig oder tot ist.
Der Handlungsstrang, das private Leben von Erlendur 
          Sveinsson, ist eine der Nebenhandlungen in Indriðasons Büchern, 
          wie der Leser weiß, aber es ist ein wichtiger Faden, da dieser 
          Faden ein Buch mit dem anderen verbindet - und den Leser mit Erlendur. 
          Mit jedem Buch lernt der Leser mehr über Erlendurs Hintergrund, 
          und das Bild von ihm vertieft sich. Das gleiche trifft auch auf seine 
          Kollegen, Sigurdur Olí und Elinborg zu: Stück für Stück 
          werden Beschreibungen der beiden eingefügt und wie bei Erlendur, 
          werden sie dem Leser vertrauter.
          
          Doch trotz dem unbestreitbaren Interesse der Leser an dem Polizistentrio 
          und ihrem Privatleben, ist es natürlich immer das Verbrechen, das 
          im Mittelpunkt steht und tatsächlich die Hauptgeschichte jedes 
          Buches bildet. Unzweifelhaft ist es, wie Eulen nach Athen zu tragen, 
          zu wiederholen was jedermann weiß - dass Indriðason mit jedem 
          Buch gewachsen und gestärkt worden ist. Seine Hauptstärken 
          scheinen drei zu sein: Erstens - es gab enorme Fortschritte in Indriðasons 
          Schreibstil seit seinem ersten Buch bis zu seinem neuesten. Zweitens 
          - er verharrt nicht in einer vorherbestimmten Formel, vielmehr scheint 
          es so, daß er versucht, die verschiedenen Formen innerhalb der 
          Thrillertradition zu untersuchen, und er ist in zunehmenden Maße 
          geschickter darin geworden, viele verschiedene Handlungsfäden zusammen 
          zu weben, viele Geschichten parallel zu erzählen. Drittens - Indriðason 
          hat es extrem gut geschafft seine Geschichte in der isländischen 
          "Wirklichkeit", wie wir sie kennen, anzusiedeln. Der letzte 
          Punkt ist unzweifelhaft der wichtigste, und die Skepsis, daß dies 
          sehr wahrscheinlich der Grund sein könnte, warum die Kriminalliteratur 
          solange gebraucht hat, in der isländischen Literatur Fuß 
          zu fassen.
          
          Auf die Frage, ob ein Autor die "Krankheiten" einer Gesellschaft 
          aufnehmen sollte, antwortet Indriðason:
          "Ja, irgendwie gehe ich davon aus. Ist ein Mensch ein Autor, muß 
          diese Person denken, sie/er hat eine irgendwie geartete Botschaft. Ich 
          finde, ich habe etwas verständlich zu machen und ich habe gezeigt, 
          daß ich die Herausforderung der Gesellschaft in der ich lebe, 
          aufgenommen habe. Ich tue es kontinuierlich und bleibe auf der Spur, 
          was in der Gesellschaft passiert. Jedoch möchte ich nicht nur das 
          abdecken, was in den Medien berichtet wird. Ich möchte auch in 
          den Mittelpunkt stellen, was außerhalb des Rampenlichts geschieht. 
          Zum Beispiel schreibe ich viel über die Familie. Über kaputte 
          Familien. Familien, die bestehen sollten, es aber nicht tun. Und schließlich 
          schreibe ich über das Milieu, Häuser, Straßen, das Wetter, 
          Reykjavik und Island. Ich versuche die Realität in meinen Büchern 
          widerzu-spiegeln. Sonst hätte ich das Gefühl, sie hätten 
          weniger Wert."
          
          Wie bereits angeführt sind in Kleifarvatn, wie in seinen früheren 
          Werken, vermisste Personen der Mittelpunkt, aber der Rahmen ist mehr 
          im Einklang mit der Kriminalgeschichte. Die Geschichte ist aufgebaut 
          auf zwei Hauptthemen. Eines ist die Geschichte über das Auffinden 
          eines Skelettes am See Kleifarvatn und die Versuche der Polizei herauszufinden, 
          wer die dazugehörige Person ist. Die andere ist die Geschichte 
          über einen jungen isländischen Studenten in Ostdeutschland 
          in den sechziger Jahren. In beiden Geschichten, verschwinden Menschen 
          und in beiden wälzen sich die Geliebten der verschwundenen Personen 
          in Kummer, und es braucht Zeit, dies zu heilen. Es sind Geschichten 
          von Menschen, die verschwinden - aber die niemals ganz verschwinden, 
          da ihr Schicksal nicht klar ist. Und die Ängste, derer die Leben, 
          ist etwas, daß Erlendur sehr gut versteht.
          
          Mehr wird von der Handlung hier nicht erzählt, außer anzumerken, 
          daß es bewundernswert ist, wie gut Indriðason die Diskussion 
          über den Kalten Krieg in den letzten Jahrzehnten nutzt und wie 
          sein Text in verschiedenen Richtungen deutet: "heiße" 
          Themen in der Gesellschaft, auf jüngste Naturkatastrophen, in die 
          Geschichte, in die Literatur. Er erzählt eine Fabel aus Hoffnungen 
          und Enttäuschungen, aus zer-brochenen Träumen und Verrat und 
          webt alle diese Geschichten gekonnt zusammen. Ohne Zweifel ist "Kleifarvatn" 
          Indriðasons bestes Buch, der Stoff der Geschichte ist völlig 
          in der Wirklichkeit Islands verwurzelt - und in diesem Fall - auch in 
          der internationalen Realität der verlorenen Visionen des Sozialismuses, 
          dem Mißbrauch der Macht, Mord und Unterdrückung in Osteuropa 
          zur Zeit des Kalten Krieges.
          
          Diese Handlungsfäden sind in diesem Roman auf eine einfache Weise 
          miteinander verwoben, in beidem, in der Erschaffung von Charakteren 
          und in der Handlung, um eine düstere doch aufrichtige Kriminalgeschichte 
          zu schreiben, die nichtsdestoweniger eine Betrachtung einer Überprüfung 
          der Vergangenheit, der Liebe, des Verlustes und der Sehnsucht ist.
 "Tödliche 
          Intrige" von Arnaldur Indriðason
 "Tödliche 
          Intrige" von Arnaldur Indriðason|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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Ich machte Fehler. Ich tappte in eine Falle nach der 
          anderen. Manchmal bereitwillig. Tief in mir, wußte ich, dass die 
          Fallen da waren und wußte, dass sie gefährlich waren, aber 
          ich wußte doch nichts. Manchmal sagte ich zu mir, dass ich mich 
          immer wieder selbst auf die Fallen einließ, so oft es nur ging."
          
          Ein junger Rechtsanwalt sitzt in Untersuchungshaft und erinnert sich 
          an eine verhängnisvolle Begegnung mit Bettý, die eines Tages 
          in einem enganliegenden Kleid und einer goldenen Kette um ihren Knöchel, 
          bei ihm erschien. Und wenn sie lächelte...
          
          Ein neuer und fesselnder Krimi von Arnaldur Indriðason. Es ist eine 
          besonders spannende, aufregende und raffinierte Geschichte über 
          eine Femme Fatale - ein wenig im Geiste eines klassischen amerikanischen 
          Krimis, aber mit unerwarteten Abstechern aus dem Genre. Die ersten Vergleiche, 
          die einen beim Lesen anspringen, sind vielleicht "The Postman always 
          rings twice" oder "Double Indemnity" von James M. Cain, 
          welche beide großartig verfilmt wurden.
          
          "In diesem Buch verfuhr ich nach einem speziellen Rezept, dass 
          uns allen aus dem "Film Noir" vertraut ist, aber zur gleichen 
          Zeit, versuchte ich, den Leser damit zu überraschen, die Dinge 
          ein wenig anders zu machen" sagt Arnaldur. "Meine vorhergehenden 
          Kriminalgeschichten waren mehr in der skandinavischen Tradition, ich 
          nahm einen melancholischen Polizisten, konstruierte einen Platz für 
          ihn in einer isländischen Kulisse, und erschuf dann eine Vergangenheit 
          für ihn, die erklärte, warum er so wurde, wie er ist. Ich 
          brach mit dieser Tradition, als ich "Gletschergrab" schrieb, 
          einen internationalen Thriller. Nun richtete sich mein Interesse westwärts 
          zu den Vereinigten Staaten und tauchte ein, in die gute alte aufregende 
          und mehr unterhaltsame Tradition der amerikanischen Kriminalliteratur 
          und versuchte, diese in einer isländischen Kulisse wieder auferstehen 
          zu lassen. .... Ich habe über Dreierbeziehungen und über den 
          Überfluss geschrieben, der immer größer wird und der 
          in der Reichweite von immer mehr Menschen liegt, da die Menschen immer 
          reicher werden, als jemals zuvor in der Geschichte Islands. Die Frage 
          ist nun: Wie weit sind die Menschen bereit zu gehen, um sich Geld zu 
          beschaffen? Haben wir nun ein gewisses Stadium erreicht, wenn eine Geschichte 
          wie Bettý, wirklich geschehen kann?"
          
          Der Leser schlüpft in Arnaldurs Buch mit der größten 
          Unbefangenheit, da der Erzähler ein äußerst sympathischer 
          Kerl ist. Der Erzählton ist leicht melancholisch und das hilft, 
          sich in die Geschichte hineinzuversetzen. Das ist bisher wahrscheinlich 
          das beste von Arnaldur geschriebene Buch und das erste von seinen Büchern, 
          das einen "Ich" Erzähler hat. "Es war wirklich vergnüglich 
          aus der Sicht einer Person zu erzählen," sagt Arnaldur. "Es 
          ist ein ganz befreiender Vorgang eine Geschichte so zu erzählen 
          und er öffnet alle Möglichkeiten, um den Handelnden von "innen" 
          zu beschreiben. Aber zur gleichen Zeit, erfordert diese Art von "Noir" 
          Geschichte einen besonderen Stil. Er ist in einem direkten hartgesottenen 
          Ton geschrieben, aber ohne ihn ins extreme zu treiben, so das es auch 
          etwas "weichere" Momente gibt. Diese Geschichte ist über 
          eine Person, die Verluste erleidet, Verrat und dämonische Liebe 
          und natürlich formt das den Stil des Textes. Und es handelt auch 
          von Selbstvorwürfen und von Fragen, welche die Hauptperson so nachdrücklich 
          verhöhnen: Wie konnte ich zulassen, dass dies mir passieren konnte? 
          Was ist in mir, dass mich so weit gebracht hat? Wer bin ich?
          
          Dieses Buch unterscheidet sich von Indriðasons vorherigen Büchern. 
          Anstatt sich auf die traditionelle Figur des Kriminalbeamten zu konzentrieren, 
          und uns einen Blick in das Leben eines Polizisten zu liefern, ist die 
          Hauptperson nun ein Rechtsanwalt, der, für die meiste Zeit der 
          Geschichte, namenlos bleibt. Deshalb wird die Geschichte von einem straffen 
          Erzählton angetrieben, den Arnaldur Indriðason von der ersten 
          Zeile an durchhält. Die Geschichte wechselt mühelos zwischen 
          der Gegenwart und der Vergangenheit, während die Geschichte allmählich 
          ein Bild des Erzählers heraufbeschwört. Die Handlung ist raffiniert 
          geschrieben mit ein paar unerwarteten Wendungen.
          
          Der Ton der Geschichte ist sofort festgelegt, da die Hauptperson eines 
          Verbrechens verdächtigt ist, und in Haft genommen wird. Natürlich 
          ist der Rechtsanwalt stark beansprucht und ängstlich, und das bedeutet, 
          das wenig Raum bleibt für Sarkasmus und Ironie, dass oft das Schreiben 
          von Indriðason charakterisiert. Das Thema ist nicht finsterer wie 
          in seinen vorherigen Büchern, aber da die Geschichte in der Ersten 
          Person erzählt wird, von einer Person, die in einer hoffnungslosen 
          Situation ist, gibt es nicht viel Raum für Leichtigkeit. Der Autor 
          versorgt uns mit einer lebendigen Darstellung von der Vereinsamung des 
          Rechtsanwalts, die Klaustrophobie und Verzweiflung. Und die erzählende 
          Person ist so überzeugend gezeichnet, dass der Leser in keinem 
          Moment an seiner schlimmen Lage zweifelt.
          
          Indriðason zeichnet ein ebenso lebendiges Porträt von Bettý, 
          eine klassische Femme Fatale, die nicht so oberflächlich und offen 
          ist, wie sie ursprünglich zu sein scheint. ... Die Rolle der Femme 
          Fatale, jedoch, hat sich im Laufe der Zeit entwickelt und verändert. 
          Bettý ist das Verbindende, und die Beherrscherin des Erzählers 
          und das Schicksal weiterer Menschen. Obwohl sie uns durch den verzerrten 
          Filter, aus den sich vor Liebe verzehrenden Augen des Erzählers, 
          offenbart wird, schafft es der Autor dennoch, ein differenziertes Portrait 
          von ihr für den Leser zu schaffen, der ein wenig Sympathie für 
          sie aufbringt, für eine ruhelose Frau, die meistens nur an sich 
          selbst denkt. Bettý ist ein Risiko, das es Wert ist, aufgenommen 
          zu werden. Für beide: seinem Autor und seinem Leser. Es ist ein 
          psychologischer Thriller, in dem der Schwerpunkt in der inneren Spannung 
          und gekonnten Erzählung liegt. Die Handlung ist perfekt ausgespielt, 
          und, als eine Femme Fatale, wird Bettý unzweifelhaft im Gedächtnis 
          vieler Leser bleiben, auch weil diese Geschichte eine interessanter 
          Schritt in der Entwicklung von Arnaldur Indriðason als Autor ist.
 "Menschensöhne" 
          von Arnaldur Indriðason
"Menschensöhne" 
          von Arnaldur Indriðason|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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Ein grausiger Mord steht am Anfang dieses im weiteren 
          Verlauf eigentlich sehr beschaulichen Thrillers. Ein alter Lehrer stirbt 
          gefesselt im Feuermehr seines selbst in Brand gesteckten Wohnhauses. 
          Bedächtig und mühsam entwickeln sich die Ermittlungen des 
          Kriminalistenpaares Erlendur und Sigurður Óli nach der Vergangenheit 
          des toten Lehrers. Vermutungen, versteckte Behauptungen und schweigende 
          Kollegien machen die Suche nach Ursachen, Gründen, Motiven mühsam.
          
          Der zur fast gleichen Zeit in den Selbstmord gestürzte Insasse 
          einer psychiatrischen Klinik, Daniel scheint zunächst ein ganz 
          eigener Fall zu sein. Erst sein höchst verunsicherter Bruder Pálmi 
          stellt eine Verbindung her, nachdem er erfuhr, dass der alte Lehrer 
          in den letzten Wochen mehrmals seinen aus dem Fenster gesprungenen Bruder 
          besuchte.
          
          Als aufkommt, dass Lehrer Halldór offensichtlich einige pädophile 
          Übergriffe auf Schüler vornahm, scheint die Geschichte klar. 
          Das lähmt auch etwas den Spannungsbogen. Zu eindeutig und einfach 
          wirkt alles und auch die sich ergänzend ergebenden Erinnerungen 
          verschiedener Mitwissender lassen wenig Raum für andere Erklärungsmodelle. 
          Erst als man erfährt, dass nahezu alle Schüler einer bestimmten 
          Sonderklasse inzwischen verstorben sind, erahnt man etwas komplexere 
          Hintergründe. Die zu damaliger Zeit merkwürdige Verabreichung 
          von Lebertranpillen an die Klasse des ermordeten Halldórs verwundert 
          dann doch und schon scheint es doch augenfällig, wer vermutlich 
          hinter den mysteriösen Todesfällen steckt.
          
          Aber auch das sorgt nur bedingt für die Aufklärung, denn gegen 
          Ende des Romans bekommt er einen gänzlich unerwarteten und auch 
          bizarr anmutenden Schub, der leider etwas oberflächlich und plötzlich 
          daherkommt. Das sich durch die neue Wendung entwickelnde Ende wirkt 
          etwas zu krass aufgesetzt und nur gering glaubwürdig. Irgendwie 
          passt es nicht mehr so ganz zum Duktus der bisherigen Geschiche, wenngleich 
          es ein denkbarer Aspekt wäre. Doch das hätte eine detailliertere 
          Recherche und einen weniger schlichten Aufbau nötig gemacht. Das 
          tatsächliche Ende wirkt harmlos, ist es jedoch in keiner Weise, 
          da es keine Position zu dem Geschehen bezieht. Diese ethische Selbstbewertung 
          wollte der Autor aber möglicherweise provozieren.
          
          Die Protagonisten von "Menschensöhne" sind ausgeprochen 
          differenziert charakterisiert. Treffend erfasst er insbesondere die 
          Gefühle und Sehnsüchte der beiden Brüder, den schizophrenen 
          im entrückten Zukunftswahn und den anderen im depressiven Selbstzweifel 
          und selbstbedauernden Schuldgefühl. Es scheint aber auch ein präziser 
          Einblick in die Lebenswirklichkeit der anderen Menschen auf der nordatlantischen 
          Insel zu sein, eine Beschreibung der Melancholie eines Landes voller 
          Zukunftshoffnung und -ernüchterung. Es ist ein düsterer, wolkenverhangener 
          Roman ohne jeglichen Freudensausdruck, traurig, still und in gewisser 
          Weise hilflos.
          
          Trotz aller Langsamkeit ist das erst jetzt veröffentlichte Erstlingswerk 
          des sehr erfolgreichen Autors ein ausreichend spannender Roman über 
          das inzwischen schon mehrfach aktiv gewesene und interessant kombinierte 
          Ermittlerduo, welches die anfallenden Aufgaben angeht und in auf beschauliche 
          aber erfolgreiche Weise löst.
        
 Beklemmend 
          - beklemmender - "Todeshauch" von Arnaldur Indriðason
Beklemmend 
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Am Stadtrand von Reykjavik wird ein menschliches Skelett 
          gefunden. Vieles deutet darauf hin, dass es dort schon eine Weile vergraben 
          liegt. Erlendur und seine Kollegen der Reykjaviker Kripo sind mit dem 
          Fall betraut und versuchen herauszufinden, wer in früherer Zeit 
          in der Gegend des Skelettfundes wohnte und etwas darüber wissen 
          könnte. So spüren sie die Schwester eines Mannes auf, der 
          dort ein Ferienhäuschen besaß. Sie weiß Mysteriöses 
          zu berichten. Die Verlobte ihres mittlerweile verstorbenen Bruders sei 
          eines Tages spurlos verschwunden und nie wieder gesehen worden. Dies 
          ist die erste Fährte, der Erlendur folgt. Aus Trauer um seine Verlobte 
          bezog der Bruder das Häuschen nie, sondern vermietete es während 
          des zweiten Weltkrieges als Wohnungen knapp wurden. Nur mühevoll 
          lässt sich rekonstruieren, dass dort einmal eine Familie mit drei 
          Kindern wohnte, von der man aber kaum etwas weiß. Dies ist die 
          zweite Spur. Der Leser ist Erlendurs Ermittlungen stets einen Schritt 
          voraus, denn gleichzeitig zur linearen Erzählung wird von eben 
          dieser Familie und ihrem Leben berichtet. Dies sind die intensivsten 
          und beklemmendsten Momente, geht es doch um Misshandlung in der Ehe. 
          Indridason schildert die körperlichen und weitaus schlimmeren seelischen 
          Qualen der Mutter so exakt, dass man am liebsten eingreifen würde, 
          um dem Ganzen eine Ende zu bereiten. Geschickt nähern sich diese 
          Rückblenden immer mehr dem Stand der Ermittlungen, bis es zur Überschneidung 
          kommt und die Hintergründe der Tat schließlich gleichzeitig 
          offengelegt werden. Genauso wie das Skelett, das in mühevoller 
          Arbeit freigelegt wurde. Und so nähert man sich einem Ende, das 
          nicht versöhnt und keine Hoffnung anbietet. Die Sünden der 
          Vergangenheit können nicht gesühnt werden und das Böse 
          wird bleiben. Ebenso hoffnungslos scheint die Lage von Erlendurs Tochter 
          zu sein, die im Koma liegt und Erlendur selbst in tiefe Gewissensnöte 
          stürzt. So erfährt man auch Dinge aus seiner Vergangenheit, 
          die seinen zynischen Blick auf das Leben ein bisschen erklärbarer 
          machen.
          "Todeshauch" ist zudem nicht nur ein Kriminalroman, sondern 
          auch ein Stück Zeitgeschichte über Island während des 
          zweiten Weltkrieges. Sehr empfehlenswert.
 "Menschensöhne" von Arnaldur Indriðason
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Die Geschichte beginnt mit dem Selbstmord von Daniel, 
          ein 40 Jahre alter Patient in einer Nervenheilanstalt in Reykjavik. 
          Gleichzeitig verbrennt sich ein älterer Lehrer, ein Mann, der Daniel 
          in den sechziger Jahren unterrichtet hat, der aber erst kürzlich 
          damit begonnen hat, Daniel in der Klinik zu besuchen. Als Daniels Bruder 
          herauszufinden versucht, was die beiden verband, findet er zu seinem 
          Entsetzen Beweise für ein Medikamenten Testprogramm an Kindern, 
          welches schrecklich schief ging.
          
          Hier tauchen schon Erlendur und Sigurdur Ólí auf. "Ein 
          klassisches Polizeiduo", meint Arnaldur. Sigurdur Ólí 
          ist jung, dynamisch und unkompliziert, während er Erlendur als 
          altmodischen, patriotischen Einzelgänger beschreibt, der isländische 
          Geschichte und Geschichten liebt und an seiner Arbeit leidet. "Jeder 
          Fall verfolgt seine Seele, macht ihn brummig, deprimiert und desillusioniert." 
          Dazu muß Erlendur noch sein eigenes Päckchen tragen: Er ist 
          geschieden, der Sohn ist Alkoholiker, die Tochter drogensüchtig.
          
          "Ich glaube, ich habe aus purem Zufall einen Krimi geschrieben, 
          es war keine bewusste Entscheidung. Erst als mein erster Roman fertig 
          war, stellte ich fest, dass man ihn als Krimi bezeichnen konnte." 
          Meint Arnaldur mit leichtem Understatement, denn sein Erstling "Synir 
          duftsins" auf deutsch "Menschensöhne", war gleich 
          ein großer Erfolg. Erschienen 1997. "Meine Detektive sind 
          sicher auch unter dem Einfluss von Kriminalfilmen entstanden, von denen 
          ich vielleicht berufsbedingt (er war von 1986 bis 2001 für die 
          größte Tageszeitung des Landes, Morgunblaðið, als 
          Filmkritiker tätig) mehr gesehen habe, als für mich gut war."
          
          Sie ähneln dem klassischen Polizeiduo: der erfahrene, behäbige 
          Ältere und der dynamisch, progressive Jüngere. Doch letztlich, 
          so stellt Indriðason klar, seien Erlendur Sveinsson und Sigurdur 
          Ólí typische Isländer. "Vor allem Erlendur: 
          altmodisch, nationalistisch, düster, melancholisch. Einer, der 
          abends in seiner Wohnung sitzt, Dokumentarfilme schaut oder historische 
          Erzählungen liest."
 "Gletschergrab" 
          von Arnaldur Indriðason
"Gletschergrab" 
          von Arnaldur Indriðason|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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Washington - Der amerikanische Geheimdienst 
          CIA hält eine große Zahl von Akten über Nazi-Verbrecher 
          zurück. Eine Arbeitsgruppe des US-Kongresses verlangt seit drei 
          Jahren vergeblich die Herausgabe von mehreren hunderttausend Seiten. 
          Nach Angaben von Mitarbeitern des Kongresses ist der Geheimdienst zwar 
          verpflichtet, nach einem 1998 erlassenen Gesetz dem Kongress alle Seiten 
          aus den geheimen Naziakten zugänglich zu machen. Das Gesetz werde 
          von der CIA allerdings in ihrem Sinne interpretiert, hieß es. 
          (Süddeutsche Zeitung vom 02.02.05)
          
          Akte Napoleon - Carr erbte das Flugzeug auf dem Vatnajökull, 
          als er zu Beginn der achtziger Jahre zum Direktor des militärischen 
          Geheimdienstes aufstieg. Während seiner Einarbeitungszeit weihten 
          ihn seine Vorgänger nach und nach in das Geheimnis des deutschen 
          Flugzeugs auf dem Gletscher ein. Es hatte über fünf Jahre 
          gedauert, bis Carr alles erfahren hatte, was es über die Maschine 
          und ihre Fracht zu wissen gab. Er wußte, wie zu reagieren war, 
          falls das Flugzeug auf dem Gletscher gefunden werden sollte. Dazu gab 
          es einen präzise ausgearbeiteten Plan, den Carr in regelmäßigen 
          Abständen überprüfte, Nur einige wenige Personen in den 
          höchsten Positionen der amerikanischen Militärbehörden 
          waren über dieses Flugzeug und den Plan informiert. Es war gelungen, 
          dieses Wissen über all die Jahre hinweg innerhalb dieses engen 
          Zirkels zu halten. Es wurde persönlich weitergegeben, wenn es einen 
          Wechsel in den höchsten Ämtern gab, und eine Generation nach 
          der anderen hatte die ganzen vierundfünfzig Jahre geschwiegen, 
          die seit dem Absturz des Flugzeugs vergangen waren. Aus sehr verständlichen 
          Gründen war es das bestgehütete Geheimnis des amerikanischen 
          Militärs. Sogar Carr wußte nicht bis ins letzte Detail, welchem 
          Zweck das Flugzeug gedient hatte, aber er wußte trotzdem genug. 
          Carr wagte nicht, sich die Konsequenzen vorzustellen, wenn eines Tages 
          herauskäme, was das Flugzeug zu verbergen hatte.
          
          Washington - Die zurückgehaltenen Informationen sollen an-geblich 
          zeigen, daß die US-Regierung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 
          engere Kontakte zu ehemaligen Nazis unterhielt, als sie heute zuzugeben 
          bereit ist. Ein Sprecher des amerikanischen Geheimdienstes CIA wies 
          die Vorwürfe zurück. (SZ ebenda)
          
          Akte Napoleon - "Vorgestern habe ich zum ersten Mal in meinem 
          Leben Berlin gesehen. Ich glaube es war vorgestern. Seltsam, mitten 
          im Krieg nach Berlin zu kommen. Da siehst du, was dabei herausgekommen 
          ist, mich über den Atlantik zu schicken. Was steckt dahinter? Wollen 
          sie sich mit den Nazis arrangieren? Versuchen sie, den Krieg schneller 
          zu beenden? Wird es eine Offensive gegen Rußland geben? Man hat 
          so vieles gehört. Die Deutschen wollen sich nicht dazu äußern. 
          Ich weiß, daß sie zu einer Verhandlungskommission gehören, 
          aber worum geht es bei diesen Verhandlungen?
          
          Man merkt diesem Buch an, daß Arnaldur Indriðason jahrelang 
          als Filmkritiker bei der isländischen Tageszeitung Morgunblaðið 
          tätig war. Zu sehr erinnert das Buch an Filme, wie zum Beispiel 
          an Alfred Hitchcocks "Der Mann, der zu viel wußte" oder 
          "Der unsichtbare Dritte". Filme, in denen normale, unbescholtenen 
          Menschen, plötzlich in internationalen Affären verstrickt 
          werden. So ist es kein Wunder, daß der isländische Regisseur 
          Snorri Thórissson, daran arbeitet, eine internationale Produktion 
          für "napóleonsskjölin" auf die Füße 
          zu stellen.
          
          "Es waren absurde, völlig unbegreifliche Minuten, ein einziger 
          Albtraum. So etwas gab es gar nicht. Nicht in Island. Nicht in Reykjavik. 
          Nicht in ihrem Leben."
          
          Krístin, beschäftigt im Außenministerium, erhält 
          einen Anruf ihres Bruders, der auf dem Vatnajökullgletscher eine 
          Winterübung abhält. Er erzählt ihr von vielen Soldaten 
          auf dem Gletscher als die Verbindung plötzlich abbricht. Kurz darauf 
          erhält sie Besuch von zwei Männern, die versuchen sie umzubringen. 
          Nur knapp entkommt sie ihnen. Ein Toter bleibt in ihrer Wohnung zurück. 
          Sie weiß, daß sie die Wahrheit auf dem Gletscher findet 
          ...
          
          Wie es sich für einen Thriller gehört, ist sehr viel Aktion, 
          Gewalt, schneller Schauplatzwechsel, eine großartige Naturkulisse, 
          der Vatnajökull, und eine gute Story in diesem Buch. Und natürlich 
          eine tragische Liebesgeschichte und von Indriðason so bisher noch 
          nicht gelesen, auch ein wenig Sex. Aber auch ein kleiner Exkurs über 
          die Geschichte Islands nach dem Zweiten Weltkrieg und über die 
          Stationierung der Amerikaner in Keflavik. Über das ambivalente 
          Verhältnis der Isländer zu dieser Stationierung.
          
          "Ich bin gegen diese Basis. Ich bin in keinem Verein und keiner 
          Organisation, es geht mir nur um das, was ich selber empfinde. Mir ist 
          dieser Gedanke an diese Truppen hier auf Island zutiefst zuwider. Mir 
          ist es völlig egal, ob sie amerikanisch sind, englisch, französisch, 
          russisch oder chinesisch, ich werde sie niemals akzeptieren. Nie im 
          Leben werde ich mich damit abfinden. Und je mehr sich hier bei uns die 
          Diskussion um Geld dreht, um Arbeitsplätze, Kündigungen, die 
          volkswirtschaftliche Lage, desto fester wird meine Überzeugung. 
          Mir ist es vollkommen unbegreiflich, wie die Diskussion auf dieses Niveau 
          herabsinken konnte. Das hätte nie passieren dürfen. Ich begreife 
          nicht, warum Island jetzt auf einmal aus finanziellen Gründen das 
          Militär brauchen sollte. Wer sind wir eigentlich? Was ist aus uns 
          geworden? ... Wir wollen uns nur an diesem Stützpunkt bereichern. 
          Diese ganze Scheißnation besteht aus lauter Schmarotzern."
          
          Akte Napoleon - "Die Stadt lag völlig im Dunkeln. Diese 
          seltsame Stille über allem. Sie wissen, dass alles vorbei ist. 
          Ich begreife nicht, was sie da zwischen sich aushandeln. Geht es um 
          das Kriegsende? Wollen sie den Krieg auf dem Verhandlungswege beenden? 
          Wir wissen, daß es nicht mehr lange dauern wird. Können sie 
          das abkürzen? Es würde Tausende von Menschenleben retten. 
          Die Russen werden vor uns in Berlin sein. Geht es darum? Wir haben etwas 
          gehört über einen Ein-marsch in Rußland. Du hast gesagt, 
          daß Patton die Russen angreifen will. Es heißt, Churchill 
          sei nicht dagegen, er habe schon eine Strategie entwickeln lassen. Warum 
          diese geheimen Gespräche mit den Nazis? Sollen sie mit uns gegen 
          die Russen kämpfen?"
          
          Washington - Laut der "New York Times", die an diesem 
          Wochen-ende als erste über das Thema berichtete, soll die US-Regierung 
          mittels des CIA Kriegsverbrecher und ehemalige Nazikollaborateure angeheuert 
          haben. (SZ ebenda)
          
          Akte Napoleon - "Das waren seinerzeit strategische Erwägungen 
          der Militärs", sagte Miller schließlich. "Wir machen 
          für die Politiker den Dreck weg. Haben immer für sie den Dreck 
          wegmachen müssen." "Das ist mir klar. Trotzdem meine 
          ich, daß es sich eher um einen Augenblick geistiger Verwirrtheit 
          gehandelt hat. Am Ende des Krieges sind Dinge vorgefallen, die sich 
          kein Krimiautor ausdenken könnte." ... "Es ist nicht 
          unsere Aufgabe Geschichte zu schreiben", sagte er. "Nein unsere 
          Aufgabe ist es, sie wieder auszuradieren und umzuschreiben", gab 
          Carr zurück. "Es gibt heutzutage nichts mehr, was man historische 
          Wahrheit nennen könnte. Wir haben soviel geheim gehalten, so viel 
          gelogen, so viel erfunden, die Wahrheit über die Lüge erzählt 
          und über die Wahrheit gelogen. Einen Teil herausgenommen und einen 
          anderen an seine Stelle gesetzt. Das ist unsere Aufgabe. Irgendjemand 
          hat einmal gesagt, daß die Menschheitsgeschichte nur eine Kette 
          von Verbrechen und Katastrophen sei, aber sie ist auch eine Kette sorgfältig 
          arrangierter Lügen". (Ein Schelm ist, wer dabei nicht oder 
          gerade an den Irak Krieg denken muß).
          
          Washington - Die frühere Abgeordnete und Mitarbeiterin der 
          Arbeitsgruppe Elizabeth Holtzman sagte: "Ich glaube, daß 
          die CIA das Recht verletzt und damit den Holocaust verharmlost hat". 
          Dies sei ein Schlag gegen die Überlebenden des Holocausts und die 
          Amerikaner, die ihr Leben im Zweiten Weltkrieg verloren hätten. 
          (SZ ebenda)
          
          Akte Napoleon - "Wie ist es Napoleon ergangen?", sagte 
          Miller auf einmal. "Ergangen?..." "Fragen sie sich doch 
          einmal, was mit Napoleon geschehen ist." "Was mit Napoleon 
          geschehen ist?" Er starb isoliert im Exil auf der Insel St. Helena. 
          Das weiß doch jeder." "Genau dasselbe haben sie damals 
          auch gemacht." Krístin starrte den alten Mann fassungslos 
          an. "Was sagen sie da"? flüsterte sie. "Das ist 
          der Grund dafür, daß die Operation den Namen Napoleon erhielt." 
          "Napoleon?" "Ihm sollte gestattet werden, seinen Hund 
          mitzunehmen. Einen deutschen Schäferhund ..."
 "Nordermoor" 
          von Arnaldur Indriðason
 "Nordermoor" 
          von Arnaldur Indriðason|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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Von Anfang an ist es da, dieses fröstelnde Gefühl. Vielleicht, weil es so oft regnet in der Geschichte, ganz sich aber, weil es dem Autoren gelingt, persönliche Anteilnahme zu erzeugen. Das unstete und problematische Leben des gestressten Kommissars sorgt in seiner detaillierten und präzisen Charakterdarstellung zudem für reale Nähe. Ein unspektakulärer Mord deutet auf die Normalität auf dem grünen Eiland hin. Andererseits umwirkt die vom Mörder bei der Leiche zurückgelassene, unverständliche Mitteilung das Geschehen geheimnisvoll. Die perverse Sammelleidenschaft des Ermordeten, kombiniert mit der häufig vorherrschenden Düsternis auf der friedlich-einsamen Insel, begleitet einen während der gesamten Ermittlungen mit einem steten Schaudern. Die Spannung steigt zwar nicht dauernd an, aber beispielsweise lösen die eingestreuten Erkenntnisse einer Genanalyse oder die Gewissheit, dass hier ein Fall gelöst, der seit einem Vierteljahrhundert auf ein Ende wartet, anhaltenden Lesereiz aus. Ob Arnaldur Indridason für dieses Buch den Titel Bester skandinavischer Kriminalroman zu Recht erhielt, möge jede und jeder selbst bewerten  meiner Ansicht nach gab es zumindest noch ein paar weitere, ebenfalls dafür prädestinierte Kanditatinnen und Kanditaten. Aber sicher ist: Nichts an der Geschichte ist kompliziert, aber auch nichts ist banal. Der Roman verfügt über eine ausgezeichnete Geschwindigkeit, hat trotz vieler Dialoge keine Längen und bietet beste Krimi-Unterhaltung und das auch noch zu einem angenehm geringen Preis.
Vielen Dank an Uli Geißler, Freier Journalist und Autor aus Fürth / Bayern "Nordermoor" 
          von Arnaldur Indriðason
 "Nordermoor" 
          von Arnaldur Indriðason|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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Nordermoor wurde zum besten Kriminalroman des Nordens 
          2002 gewählt und mit dem renommierten "Glasnyckel" ausgezeichnet. 
          Das hat seine guten Gründe. Ein alter und wie sich schnell herausstellt, 
          perverser Mann wird tot in seiner Wohnung im Reykjaviker Viertel Nordermoor 
          aufgefunden. Gleich zu Beginn des Falles wird unsere Neugier vom Autor 
          auf seine spezielle Art und Weise angestachelt. Auf der Leiche wird 
          eine Nachricht bestehend aus drei Wörtern gefunden. Nur das letzte 
          Wort wird nach einigen Seiten preisgegeben. Immer wieder kommt die rätselhafte 
          Nachricht ins Spiel. Sie ist auch Hinweis darauf, dass dies kein typisch 
          isländischer Mord ist. Denn der wird mehrfach als schäbig, 
          sinnlos und schlampig bezeichnet. Wer hätte gedacht, dass es landestypische 
          Morde gibt. Die Suche nach dem Mörder, die weit in die Biografien 
          von Opfer und anderer Beteiligter zurückgreift, und das private 
          Desaster von Ermittler Erlendur Sveinsson sind allein schon packend 
          und das Lesen wert. Aber dieses Buch hat eine ganz besondere Stimmung. 
          Eigentlich müsste man sich in den Film "Sieben" versetzt 
          fühlen, denn es regnet und stürmt jeden Tag ununterbrochen. 
          Die ganzen Ermittlungen finden in Dunkelheit und Dauerregen statt. Hinzu 
          kommt, dass Erlendur gesundheitliche Probleme hat, seit 20 Jahren geschieden 
          ist und wahre "Problemkinder" hat. Kaum Kontakt zum trinkenden 
          Sohn und von seiner drogenabhängigen Tochter in eine seelische 
          Berg- und Talfahrt geschickt wird.
          
          All dies kann nicht wirklich Düsternis bei mir erzeugen. Dafür 
          gibt es zwei Lösungen für mich. Immer wenn man Mitleid mit 
          dem arg mitgenommenen, vom Sesselschlaf zerknautschten Erlendur hat, 
          reagiert er körperlich oder verbal so kraftvoll, dass es einen 
          Ruck gibt, und man weiß, der macht das schon. Der zweite Grund 
          für die besondere Stimmung in dem Buch ist, dass einfach jeder 
          jeden sofort duzt. Es gibt kein Sie. Hört sich einfach an, aber 
          ich hab mir vorgestellt, wie es wäre, wenn es an der Tür klingelt, 
          ein 50jähriger Kommissar der Kripo vor mir steht und Du sagt.Und 
          dieses Phänomen auf den gesamten Tagesablauf übertragen macht 
          eine so vertraute, intime Grundstimmung, als würden die Stimmen 
          viel weicher, tiefer und wärmer klingen. Merkt man es ja schon 
          beim Sprechen von Du und Sie. Dieses Buch ist nicht laut und reißerisch. 
          Es hat eine große Tragik, viel Spannung und liest sich sehr schnell, 
          wenn man sich an Namen und Schreibweisen gewöhnt hat. Eine Auszeichnung 
          wert.