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| Wo  bleibt die Moral?
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 "Totenmesse" 
          von Arne Dahl
 "Totenmesse" 
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 "Totenmesse" 
          von Arne Dahl
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 "Ungeschoren" 
          von Arne Dahl (Hörfassung)
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 "Ungeschoren" 
          von Arne Dahl
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Eine kurdische junge Frau, die unter neuer, geschützter Identität in Stockholm lebt, wird unter dem Verdacht, ihren Bruder erstochen zu haben verhaftet. Lars-Inge Rundström, Fernsehkritiker, sitzt zu dieser Zeit bereits in Haft, da er den Chef eines Schund-Fernsehsenders erschossen haben soll. Dann wird eine polnische Krankenschwester mit einer Axt ermordet, die, um ihr karges Gehalt aufzubessern, ihrerseits Patienten getötet hat. Schließlich ermordet eine Prostituierte einen moldawischen Schwimmträger, und Jon Anderson, gemobbter, homosexueller Neuzugang der A-Gruppe, wird in Polen niedergestochen. Gleichzeitig ermittelt Paul Hjelm, der nun Leiter der Stockholmer Abteilung für Interne Ermittlungen ist, gleich in seinem ersten Fall gegen seinen Freund und ehemaligen Kollegen Jorge Chavez. Zunächst hat es den Anschein, dass alles habe nichts miteinander zu tun, doch dann führen kaum sichtbare Tätowierungen in den Kniekehlen der Ermordeten die A-Gruppe um Kerstin Holm schließlich auf die Spur des Mörders. Es ist Puck, Shakespeares flüchtiger, unberechenbarer, wilder Geist aus dem „Sommernachtstraum“, der in der mythologisch aufgeladenen Mittsommerwoche sein Unwesen treibt, dabei vier Menschen tötet und damit denen, die allen Grund gehabt hätten, zu morden, die Tat quasi abnimmt. Mit seinen „gerechten“ Morden greift er Recht und Gesetz an, eine Gesetzgebung, der der „Geist“ abhanden gekommen ist, die nur noch buchstäblich verfährt, ohne Rücksicht auf die Menschen, für die sie eigentlich gemacht ist. Was das aber mit den Ermittlungen gegen Jorge Chavez zu tun hat? Alles. Der ahnungslose, sich im Vaterschaftsurlaub befindende Kriminalist ist der Auslöser der Mordserie, die die A-Gruppe moralisch und existentiell auf die Probe stellt.
Was dem 400 Seiten starken Werk vor allem Kohärenz verleiht, sind immer wiederkehrende Metaphern wie das Spinnennetz in Kerstin Holms neuem Büro, das Irrationale und Magische der Mittsommernacht und die Duplizität der Ereignisse, die die Mitglieder der A-Gruppe miteinander verbindet. Mehrfach werden Szenen – ein Telefonat oder ein Kneipenbesuch, bei dem sich die Wege von Kerstin und Paul zufällig kreuzen, ohne dass sie sich dessen richtig bewusst werden – jeweils zwei Mal mit exakt denselben Worten erzählt, obwohl doch aus zwei vermeintlich unterschiedlichen Perspektiven. So ergibt sich ein dichtes Netz aus Verweisen und Hinweisen, die kunstvoll wie Kerstins Spinnennetz miteinander verwoben sind, dem Roman eine poetische Aura verleihen, wie es dem nordischen Mittsommer gebührt, und für den Leser Spuren auslegen. Vieles wird erst im Nachhinein und im Rückblick vollständig verständlich. Ein und dieselbe Szene bildet Anfang und Ende des Romans, und beim zweiten Mal, am Ende der Geschichte, wird man sie, um einige Erfahrungen reicher, mit ganz anderen Augen lesen. Verwirrung und Entwirrung, wie in Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“, ist Leitmotiv und Erzählprinzip in „Ungeschoren“. Alles hängt mit allem zusammen. Am Ende stürzt der Mörder die A-Gruppe selbst in ein ethisches und moralisches Dilemma, aus dem keines der Teammitglieder unbeschadet hervorgeht.
 "Rosenrot" 
          von Arne Dahl (Hörfassung)
 "Rosenrot" 
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Arne Dahls neuester Fall erzählt von der Liebe und ihren seltsamen Kindern: ein rasanter, tiefgründiger Fall, der im Milieu illegaler Einwanderer beginnt. Dag Lundmark war Leiter einer rasch und effektiv durchgeführten Razzia. Winston Modisane musste dabei sterben - aber war der Tod des Südafrikaners wirklich unvermeidlich? Paul Hjelm und Kerstin Holm stoßen auf jede Menge Ungereimtheiten und aus einer Routinebefragung wird bald Kerstins persönlichster Einsatz. steinbach sprechende bücher bleibt sich auch bei dieser Arne Dahl-Hörbuchfassung treu und vertraut zu Recht voll und ganz auf Till Hagens sonore und nie übertrieben artikulierte Stimme. Passend zum kühlen Intellekt der Bücher Dahls verzichtet steinbach sprechende bücher zudem auch hier wieder auf störende dramatische Elemente wie musikalische Arrangements oder Hintergrundgeräusche. Das verschafft gleichzeitig Till Hagen als Sprecher den nötigen Raum, mit nur kleinen stimmlichen Veränderungen Wegmarken zu setzen und zu artikulieren. Kurz: Wieder eine gelungene Umsetzung des Romans von Arne Dahl.
Vielen Dank an Alexandra Hagenguth "Rosenrot" 
          von Arne Dahl
 "Rosenrot" 
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 Großer 
          Lauschangriff: Aktuelle Hörbücher von Arne Dahl
 Großer 
          Lauschangriff: Aktuelle Hörbücher von Arne Dahl|  |    | 
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Der Sommer kann mir gestohlen bleiben - jedenfalls, 
          wenn Arne Dahls Romane weiterhin von steinbach sprechende bücher 
          vertont werden und lange, kalte Wintersonntagnachmittage zum spannenden 
          Erlebnis machen. Winter - oder zumindest ein verdammt verregneter Sommer 
          - sollte es dann aber auch sein, wenn man sich die drei Produktionen 
          "Misterioso", "Böses Blut" und "Tiefer 
          Schmerz" vornimmt, denn alle haben nicht weniger als 7 CDs mit 
          einer Gesamtlänge von je rund 580 Minuten. Das sind also 29 Stunden 
          Krimispannung auf CD gebrannt, was schon eine gehörige Portion 
          Ausdauer erfordert, auch wenn Till Hagen, Sprecher aller Hörbücher, 
          seinen Job wirklich gut macht. Er variiert Stimme und Tonlage gerade 
          genug, um Nuancen und unterschiedliche Charaktere und Stimmungen herauszuarbeiten, 
          ohne jedoch zum "Alleinunterhalter" zu mutieren. Äußerst 
          begrüßenswert finde ich, dass auf ablenkende oder die Dramatik 
          unterstreichenden Mittel wie Musik und Hintergrundgeräusche verzichtet 
          wurde. Das würde Arne Dahls stets beklemmenden und die Psyche stark 
          in Anspruch nehmenden Krimis nur schaden. Sie wirken am besten ganz 
          "nackt".
          
          Wenn ich mir aber was wünschen dürfte, dann wären es 
          doch gekürzte Hörbuchfassungen der Romane. Denn was mir beim 
          Lesen der Krimis von Arne Dahl nie als Längen vorgekommen ist, 
          macht mich gähnend vor Langeweile bei den Hörbüchern. 
          Das sind alle die kleinen Exkurse und Passagen, in denen nicht die eigentliche 
          Handlung im Vordergrund steht, sondern die Reflexionen und Emotionen 
          der Protagonisten. Was beim Lesen wahrscheinlich gerade die richtige 
          Mixtur aus Spannung und Entspannung, aus Klimax und Antiklimax ausmacht 
          und dem Leser notwendige Verschnaufpausen verschafft, irritiert beim 
          Hören, wirkt ablenkend und - schlicht langweilig. Sonst aber gibt's 
          nichts zu mäkeln an den einwandfrei und schnörkellos umgesetzten 
          Hörbuchproduktionen.
 "Tiefer 
          Schmerz" von Arne Dahl
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Aufgehängt mit dem Kopf nach unten und ein spezielles 
          Stück Draht durch die Schläfe in das Schmerzzentrum des Gehirns 
          gebohrt - grausamer kann kein Mensch zu Tode gepeinigt werden. Doch 
          warum wurde dies einem beinah 90-jährigen Nobelpreiskandidaten 
          angetan, der noch dazu als anerkannter Überlebender des KZs Buchenwald 
          weltweit allergrößte Wertschätzung genoss? Doch womöglich 
          noch eigenartiger ist die für die Stockholmer Sonderermittler der 
          A-Gruppe augenscheinliche Verbindung zu einem anderen Mordopfer: Ein 
          brutaler Zuhälter ist in das Gehege von Vielfraßen gestoßen 
          worden und wurde von ihnen nahezu restlos einverleibt.
          Arne Dahl alias Jan Arnald legt mit "Tiefer Schmerz" seinen 
          vierten Roman um die A-Gruppe vor, die als Team höchst individualistischer 
          wie kreativer Ermittler diesen Fall aufzulösen hat. Auch ohne Kenntnis 
          der vorangegangenen Romane ist man schnell mit seinen Protagonisten 
          vertraut und lässt sich von dem raffiniert ausgestalteten Plot 
          durch die Seiten treiben. Unterhalten auf hohem Niveau, wenn auch zuweilen 
          dank schon sehr "zufällig" gefundener Assoziationsketten 
          und einer nicht immer glücklichen Übersetzung auf den ersten 
          Seiten (z.B. "öffentliches" statt "offenes Geheimnis"), 
          besticht dieser Roman nicht zuletzt durch die Einbettung historischer 
          Bezüge, die an die dunklen Seiten Schwedens rühren, als es 
          u.a. bereits vor Hitlers Machtergreifung mehr als hilfreicher Ungeist 
          für rassistische wie antisemitische "Forschungen" war. 
          Hier scheint sich bei schwedischen Kriminalautoren seit Kurzem ein längst 
          fälliger Trend abzuzeichnen, der Schweden als Teil Europas nur 
          gut tun kann.
          "Tiefer Schmerz" jedenfalls macht neugierig auf die noch kommenden 
          aber auch auf die früheren Romane Arne Dahls.
 "Tiefer 
          Schmerz" von Arne Dahl
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Es ist ein lauer Maiabend in Stockholm und der junge Grieche zieht sich genüsslich ein paar Gramm Koks rein. Kurz darauf wird er in das Vielfraß-Gehege von Skansen getrieben und von den lieben Tierchen mit Haut und Haaren verspeist. Es ist kein schöner Anblick, der sich Paul Hjelm und seinem Kollegen Jorge Chavez bietet, als sie zum Tatort gerufen werden. Außerdem haben die Vielfraße gründliche Arbeit geleistet. Es gibt kaum verwertbare Spuren, nur eine dünne Metallnadel und die mysteriöse Botschaft des Toten: Epivu. Zur selben Zeit an einem anderen Ort: Acht Ukrainerinnen, Zwangsprostituierte, verschwinden plötzlich und scheinbar spurlos bei Nacht und Nebel aus ihrem Asylantenheim. Sara Svenhagen und Kerstin Holm sind zunächst mindestens ebenso ratlos wie ihre Kollegen Hjelm und Chavez. Nur etwas später wird schließlich ein bald neunzigjähriger jüdischer Hirnforscher und Nobelpreiskandidat auf dem jüdischen Friedhof kopfüber an einem Baum hängend ermordet aufgefunden. In seiner Schläfe steckt eine dünne Metallnadel, die direkt ins Schmerzzentrum des Hirns führt, was maximalen Schmerz und in Folge dessen den Tod auslöst. Was hat der jüdische Hirnforscher und KZ-Überlebende Sheinkman mit dem griechischen Zuhälter Nikos Voultsos gemein? Warum mussten beide auf dieselbe grausame Weise sterben? Erst als der Klein-Kriminelle und Handydieb Hamid an der Stockholmer U-Bahn-Station Odenplan von einer "Ninja-Feministin" brutal zusammengeschlagen und vor die herannahende U-Bahn gestoßen wird, ergibt sich ein Muster und eine erste, vage Spur für das Stockholmer A-Team. Arto Söderstedt, eigentlich im toskanischen Familienurlaub, wird kurzerhand zum "Europa-Bullen" erklärt, denn was folgt, ist eine Jagd durch halb Europa und durch ein halbes Jahrzehnt: Mailand, Odessa, Weimar - 2000 und 1945.
Die Ermittlungen führen das A-Team in die Zeit 
          des Zweiten Weltkrieges und konfrontieren es mit einem für Schweden 
          schwierigen und tabuisierten Thema: der eigenen, schwedischen nationalsozialistischen 
          Vergangenheit. Paul Hjelm graut es davor, "die Judenvernichtung 
          und die Konzentrationslager und den europäischen Antisemitismus 
          ansprechen zu müssen. Er war nämlich Schwede, und Schweden 
          mögen solch tabuisierte Themen nicht. Wir kriegen Schweißausbrüche." 
          Und Arne Dahl bohrt den Finger noch tiefer in die zwar gern verdrängte, 
          doch eiternde, schwedische Wunde: "Wir waren nicht dabei, wir können 
          es nie verstehen, wir haben mit der Sache nichts zu tun (
)." 
          Er entlarvt diese gebräuchliche Ausrede als: "Schwedische 
          Geschichtslosigkeit und vorgetäuschte Neutralität in einer 
          unheiligen Allianz. Wir waren in höchstem Maße dabei. 
          Wir haben in allerhöchstem Grad mit der Sache zu tun. Wir 
          können sie in allerhöchstem Grad verstehen. Wir müssen. 
          Weltmeister im Unter-den-Teppich-Kehren." Dabei bleibt Arne Dahl 
          nicht im Abstrakten, sondern als Literat, der sich in der Nachfolge 
          Sjöwall/Wahlöös sieht, macht er das Private zum Politischen 
          wie das Politische zum Privaten und transferiert die schwedische Verstrickung 
          in den Nationalsozialismus auf eine persönliche und damit nachvollziehbare 
          Ebene. Das dürfte für viele schwedische Leser beinahe so schmerzhaft 
          sein wie die grausame Tötungsmethode in "Tiefer Schmerz", 
          deren Ursprung in den bestialischen medizinischen Experimenten der SS-Ärzte 
          zu suchen ist.
          
          Dabei gelingt Dahl das Kunststück, die Vergangenheit mit aktuellen 
          Themen wie dem europäischen Frauenhandel der Gegenwart kenntnisreich 
          und ohne die Opfer des Nationalsozialismus als Mittel zum Zweck zu diskreditieren, 
          zu verbinden. Heraus kommt dabei wie immer bei Arne Dahl ein höchst 
          komplexer, anspielungsreicher, intelligenter wie moralisch herausfordernder 
          Text mit diversen Subtexten, der jedoch nie vergisst, was er seinen 
          Krimilesern schuldig ist: eine spannende Story, die fesselt und bewegt 
          mit Protagonisten, die sympathisch, glaubwürdig und "echt" 
          sind. Seit Sjöwall/Wahlöö hat es damit keinen besseren 
          Grund gegeben, Schwedisch zu lernen, wie Katharina Granzin (taz) ganz 
          richtig bemerkt. Denn in Schweden erscheint im Sommer bereits der achte 
          Fall für das Stockholmer Team um Paul Hjelm und Chef-Ermittler 
          Jan-Olov Hultin - viel spannende und zum Nachdenken anregende Lektüre 
          also für alle Ungeduldigen, die nicht wieder ein Jahr bis zur nächsten 
          Übersetzung warten wollen.
 "Falsche 
          Opfer" von Arne Dahl
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In der Stockholmer Kneipe Kvarnen geschieht ein Totschlag. Es kommt zum Tumult, einige Gäste können den Tatort, ungehindert von den Türstehern, verlassen. Andere werden zu Zeugen. Wie Per Karlsson. Der vorgibt, nichts gesehen und gehört zu haben. So vertieft sei er gewesen, in Ovids Metamorphosen. Kurz darauf wird im Hochsicherheitsgefängnis in Kumla der Drogendealer Lordan Vukovic in seiner Zelle von einer Bombe in Stücke zerfetzt. Am Abend des schwedischen Mittsommer ereignet sich schließlich ein weiteres Verbrechen, das mehrere Tote fordert: Zwei verfeindete Banden wollen einen mysteriösen Aktenkoffer an sich bringen, der den Schlüssel zu einem Banksafe enthält. Doch die Übergabe misslingt, und der Aktenkoffer ist verschwunden. Für Paul Hjelm und seine Kollegen von der A-Gruppe beginnt damit eine dramatische und blutige Jagd nach jugoslawischen Kriegsverbrechern, Drogendealern, Pädophilen, Nazis und - Orpheus und Eurydike.
| Buchtipp | 
|  | 
 Damit liegen Arne Dahls drittem Roman über die A-Gruppe gleich 
          zwei antike Themen zugrunde, nämlich Ovids Metamorphosen sowie 
          die griechische Sage um Eurydike und Orpheus. Wie in der griechischen 
          Mythologie sind auch Arne Dahls Orpheus und Eurydike zwei Liebende, 
          die in den finstersten und tiefsten Raum der Unterwelt geblickt haben. 
          Doch ist die Geschichte von Orpheus und Eurydike auch die Geschichte 
          von Eros und Thanatos (Tártaros), von den beiden stärksten 
          Trieben des Menschen, dem Lebens- und dem Todestrieb, und von der Liebe, 
          die den Tod überwindet. Damit findet "Falsche Opfer" 
          nach einer Blutorgie doch noch ein versöhnliches Ende. Zumindest 
          für einige der Beteiligten ist Gerechtigkeit geschaffen worden.
          
          Die Metamorphose betrifft wiederum jedes Mitglied der A-Gruppe auf seine 
          Weise und letztlich uns alle. Es geht um die gesellschaftliche Metamorphose 
          und den Feind in uns selbst. Kratzen wir an der Oberfläche, müssen 
          wir nicht sonderlich besorgt sein, was nazistische Parteibildung angeht. 
          "(...) doch seit einigen Jahren zeigt sich ein Unterschied. Es 
          scheint plötzlich bedeutend leichter geworden zu sein, andere Menschen 
          als Objekte zu sehen. Als Nicht-Menschen. Als Menschen, die nicht das 
          gleiche rote Blut haben wie wir. Ist die ethnische Säuberung im 
          Kosovo und in Bosnien eine strikt innere, historische Angelegenheit 
          des Balkan, oder hat sie trotz allem mit einer breiteren Veränderung 
          der (...) aufgeklärten Mentalität zu tun. Wie groß ist 
          eigentlich der Schritt von da, dass man alle Einwanderer nach Rinkeby 
          oder Kammarkullen oder Rosengård schickt, zu dem Punkt, dass man 
          Menschen aus ihrer Heimat vertreibt?" (S.197) 
          
          Doch erzählt Arne Dahl nicht nur in der Weise einer Parabel die 
          Geschichte von Ovids Metamorphosen sowie von Eurydike und Orpheus neu, 
          sondern "Falsche Opfer" enttäuscht auch als Thriller 
          nicht. Erst allmählich findet die A-Gruppe, aufgelöst nach 
          dem Debakel um den Kentucky-Mörder, wieder zueinander und ebenso 
          sukzessive wie stetig werden Muster sichtbar, bis die Spannung schier 
          ins Unerträgliche steigt. 
          
          Und Arne Dahl wäre nicht Arne Dahl, wenn es ihm am Ende nicht gelänge, 
          alle Erzählstränge, sowohl die offensichtlichen als auch die 
          metaphorischen, zu einem Ganzen zusammenzufügen, das nachdenklich 
          stimmt. Doch ist Arne Dahl kein Kulturpessimist, sondern optimistischer 
          Realist. Es gibt Hoffnung in seinen Romanen, gerade auch in "Falsche 
          Opfer", so grausam die Realität auch sein mag. Das tut gut, 
          denn selten ist die Realität nur schwarz oder weiß. Dabei 
          ist "Falsche Opfer" ungeheuer spannend und intelligent erzählt. 
          Arne Dahl hat sich mit seinem dritten Roman um Paul Hjelm und die A-Gruppe 
          unzweifelhaft an die Spitze der internationalen Thriller-Autoren geschrieben 
          und ist mit Abstand das Beste, was Schweden momentan in diesem Genre 
          zu bieten hat!
 "Falsche 
          Opfer" von Arne Dahl
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WOW! Das ist ein Buch. Es hat alle Erwartungen erfüllt! 
          Schon nach dem Lesen von böses blut (weiter unten) 
          hatte ich das Gefühl, dass die Bücher von Arne Dahl immer 
          besser werden würden. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an 
          falsche opfer.
          Los geht's mit einem aufgelösten Ermittlerteam (der ehemaligen 
          A-Gruppe) und mehreren Todesfällen, die nichts miteinander zu tun 
          haben :-) Die Ermittlungen ergeben aber dann doch Zusammenhänge. 
          Wie das geschieht und welche Zusammenhänge das sind, da war ich 
          beim Lesen schon manchmal sprachlos. Alles ist anders als es scheint, 
          trotzdem hat man nie das Gefühl hinters Licht geführt zu werden. 
          Die Phase des Wiederaufbaus der A-Gruppe ist ebenfalls sehr gut beschrieben. 
          Die Mitglieder haben aus ihren anderen Tätigkeiten oder aus dem 
          Privatleben Ballast an Bord und der Autor nutzt all das immer um die 
          Handlung voranzubringen. Wenn man schon beim letzten Buch an Sjöwall/Wahlöö 
          denken mußte, so kann man den Bezug hier nur noch mal bestärken. 
          Für mich einer der Höhepunkte der Kommissar Beck Reihe war 
          Die Terroristen. Es läßt sich nicht bestreiten, 
          das Arne Dahl dieses Buch gelesen hat. Sowohl die Verweise auf die Konflikte 
          im ehemaligen Jugoslawien oder auf rechtsextreme Tendenzen in der schwedischen 
          Gesellschaft sind eine starke Parallele. Natürlich gibt es ein 
          Ultimatum, das Spannung erzeugt, Liebe, Mißbrauch,Verrat und weitere 
          Überraschungen. Aber sie sind nicht plumpe Rechtfertigungen sondern 
          Aspekte, die das Geschehen erläutern und begründen. Wie Dahl 
          dann einen Roman zum Ende führt ist einzigartig. Es gibt eine Auflösung, 
          Gerechtigkeit und Zufriedenheit beim Leser, all das ohne Happy End. 
          Hut ab dafür! Wenn es etwas auszusetzen gibt an diesem für 
          mich herausragenden Buch, dann sind es die Ansätze tiefgründige 
          Prosa über die verzweifelte Liebe in einem brutalen Umfeld unterzubringen. 
          Das war nicht richtig passend, hat aber die großartigen Beschreibungen 
          von Stimmungen und Innenwelten der Hauptdarsteller nicht gestört.
          Fazit: Pflichtlektüre für Krimileser, Leser, Mankell-Leser 
          die sich die Ermüdung des Meisters bewußt machen möchten, 
          Sjöwall/Wahlöö-Fans und alle, die die Hoffnung auf Besserung 
          schon fast aufgegeben hatten.
 "Böses 
          Blut" von Arne Dahl
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          Blut" von Arne Dahl|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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Eine Ermittlungsgruppe für besondere Gewaltverbrechen 
          von internationalem Charakter, aber nix zu tun. Der Einstieg in 
          den Fall gelingt dem Buch mit einer mißlungenen Aktion der A-Gruppe. 
          Auf dem Flughafen entwischt ein aus NewYork angereister Serienmörder, 
          der dann erst einmal untertaucht. Also noch immer nichts Richtiges zu 
          tun. Aber dennoch Zeit, die Ermittler bei den Einstiegsarbeiten in diesen 
          komplexen Fall (denn das wird er werden) kennenzulernen. Es handelt 
          sich um interessante Charaktere, die sehr interessant entwickelt sind. 
          Richtige Typen eben, dabei aber nur wenig überzeichnet und in einer 
          richtigen Umwelt agierend. Dies drängt den zwar mittlerweile schon 
          totgerittenen aber durchaus als kompliment gemeinten Vergleich zu Maj 
          Sjöwall, Per Wahlöö auf.
          Die sehr gut erzählte Handlung ist dabei aber moderner erzählt 
          und hat viele Bezüge zur oben schon erwähnten richtigen 
          Umwelt. Nichts ist einfach aber es macht beim Lesen nicht den 
          Eindruck als ob es nur zum Selbstzweck verdreht wurde. Die Lösung 
          ist nachvollziehbar und logisch, dadurch wird das Buch etwas besonderes 
          im Kreis der Serientäter. Ja, auch hier ist es nicht ein alleinstehender 
          Roman, sondern Teil einer Serie, die einmal eine ähnliche Dimension 
          wie die Reihe um Kommisar Beck erreichen soll. Es ist nicht zu erwarten, 
          dass Paul Hjelm (als Teil nicht als Leiter der Ermittlergruppe) auch 
          einen ähnlichen Stellenwert erreicht, aber das liegt meiner Meinung 
          nach nur daran, das Kommissar Beck einige Jahrzehnte früher auf 
          der Bildfläche erschien und Sjöwall/Wahlöö damit 
          gezeigt haben, das ein Krimi durchaus einem Land und seiner Gesellschaft 
          den Spiegel vorhalten kann. In böses Blut geschieht 
          das sogar für zwei sehr unterschiedliche Länder, weil ein 
          wesentlicher Teil der Ermittlung in New York stattfindet. Das ist elementar 
          für die Hnadlung und geht über Sightseeing weit hinaus. Das 
          Buch ist spannend, gut formuliert und war ein Genuß. Die Entwicklung 
          der Lösung, einige Überraschungen und wechselnden Kombinationen 
          der Ermittler sind herausragend aus dem Einerlei der in letzter Zeit 
          erschienen Krimis (siehe vorherige Artikel). Als es durchgelesen war, 
          habe ich sofort den gerade erschienen neuen Band falsche opfer 
          gekauft. Der erste Band der Serie (böses blut ist der zweite) misterioso 
          ist ebenfalls uneingeschränkt empfehlenswert und nimmt stark Bezug 
          auf die Musik, die Paul Hjelm hört. Das der Jazz im Leben eines 
          Polizisten eine Rolle spielt hat man zwar auch in letzter Zeit öfter 
          gelesen (Peter Robinson, Ake Edwardsson, Michael Connelly) aber hier 
          passt gut zur Atmosphäre.
          Uneingeschränkt empfehlenswert!
 "Böses 
          Blut" von Arne Dahl
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Ein schwedischer Literaturkritiker wird auf dem Flugplatz 
          in New York hingerichtet. Sein Mörder bucht sich auf den nunmehr 
          frei gewordenen Platz der SAS-Maschine nach Stockholm ein - Schweden 
          ist dabei, seinen ersten Serienmörder zu importieren. Die schwedische 
          Polizei und vor allem die A-Gruppe um Chef Hultin wird informiert und 
          eingeschaltet. Alles deutet darauf hin, dass der Kentuckymörder, 
          der nach 15 Jahren Pause wieder zuschlägt, der Vietnam-Veteran 
          Wayne Jennings ist, denn den Opfern werden auf ganz spezielle und grausige 
          Weise die Stimmbänder durchtrennt. Doch Wayne Jennings kam angeblich 
          bei einem Unfall vor Jahren ums Leben. Drei weitere Menschen sterben. 
          Paul und seine Kollegin Kerstin werden in die USA geschickt, um direkt 
          mit dem FBI und vor allem mit FBI-Agent Larner, der Wayne Jennings seinerzeit 
          zur Strecke brachte, zusammenzuarbeiten. Hier nähern sie sich dem 
          Zentrum des Orkans, doch auch an der Heimatfront in Schweden spitzt 
          sich die Lage dramatisch zu.
          
          "Böses Blut" ist der zweite Roman Arne Dahls um Paul 
          Hejlm und die A-Gruppe. Wie schon in "Misterioso" werden im 
          Laufe der Geschichte allerlei Motive und Handlungsfäden eingeführt, 
          so dass sich wieder ein großes, weltumspannendes und in diesen 
          Tagen vor einem drohenden Irak-Krieg brandaktuelles strategisches Szenario 
          entfaltet. Am Ende führt Dahl alle Puzzleteile konsequent zusammen, 
          so dass ein äußerst dichter, spannender und bedeutungsreicher 
          Roman entsteht.
          
          Krimi - Politthriller trifft es vielleicht besser - ist "Böses 
          Blut" nur auf der Oberfläche. Dadrunter brodelt es gewaltig. 
          Das zentrale Motiv, das alle Handlungen entscheidende Moment, ist ein 
          archaisches, wie es schon in der griechischen Mythologie vorkommt: Ein 
          Vater-Sohn-Konflitk, ein Vatermord, ein Ödipus-Komplex, der sich 
          hier jedoch in sein Gegenteil verkehrt. Dabei spielt dieser Konflikt 
          auf allen Ebenen eine Rolle: Paul erwischt seinen Sohn wie er mit einem 
          Kumpel Drogen handelt, der ermordete Literaturkritiker Lars-Erik Hassel 
          hat, wie sich herausstellt, Sohn und Frau im Stich gelassen und ein 
          menschliches Wrack hinterlassen, Norlander trauert seinem ungeborenen 
          Sohn nach und nutzt einen One-Night-Stand um das Geschlecht am Leben 
          zu erhalten, Nyberg hat ebenfalls zwei verlorenen Kinderseelen auf dem 
          Gewissen und nicht zuletzt ist die Geschichte um den Kentuckymörder 
          ein sowohl privater als auch politischer Vater- bzw. Sohnmord. Nicht 
          nur der Kentuckymörder hat sich an seinem Sohn schuldig gemacht, 
          auch er ist Opfer: Opfer seines leiblichen Vaters und Opfer von "Vater 
          Staat".
          
          Es ist vor allem diese zweite Ebene, die stark an die psychoanalytisch 
          ausgerichtete Literatur der Zwischenkriegszeit in Skandinavien erinnert 
          (v.a. Sigurd Hoels 'Begegnung am Meilenstein' (Møte ved milepelen)), 
          die dem Roman ein zusammenhängendes, kohärentes Inneres verleiht, 
          aus dem "Böses Blut" ungeheure Kraft und Spannung zieht. 
          Das Private bleibt nicht länger privat, das Öffentliche, das 
          Politische wird privat. Gut und Böse kann dabei nicht immer eindeutig 
          unterschieden werden. Es geht um das immer gleiche Muster, das scheinbar 
          nicht durchbrochen werden kann. So wird stets neuer Hass gesät, 
          aber auch die vermeintlich Unschuldigen sind schuldig. Hass, Gewalt, 
          Krieg - sie alle sind unser "uneheliches Kind", um mit einer 
          passenden Metapher Sigurd Hoels zu sprechen. Die Gemeinsamkeiten im 
          Motiv und in der thematischen Aufbereitung sind augenfällig, aber 
          das mindert Arne Dahls Roman nicht im geringsten. Arne Dahl holt diese 
          Problematik für uns in unsere Gegenwart und zeigt auf fürchterliche 
          Art, wie aktuell sie immer noch ist.
          
          Ging es bei Hoel um den Faschismus in Europa zu Anfang des 20. Jahrhunderts 
          und um den 2. Weltkrieg, so sind hier isalmistischer Fundamentalismus 
          - der Golfkrieg von 1991 stand hier Pate - und amerikanischer Kapitalismus 
          die Antagonisten. Dahl zeigt den Machtmissbrauch auf beiden Seiten: 
          Sowohl Saddam Hussein als auch die USA züchten Mordmaschinen heran, 
          die nichts und niemand mehr aufhalten kann - Das liest sich vor allem 
          in diesen Tagen besonders beklemmend. Gibt es Hoffnung auf eine Alternative 
          zwischen beiden Extremen? Bei Dahl jedenfalls gibt es sie. Am Ende steht 
          die Verzeihung. Es gibt ein besseres Morgen.
 "Misterioso" 
          von Arne Dahl
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Was hatten die drei schwedischen Geschäftsmänner 
          gemeinsam, die auf dieselbe Weise kaltblütig hingerichtet worden 
          sind? - Nicht genug, daß Paul Hjelm tief in einer Ehekrise steckt, 
          jetzt ist er auch noch jenem Sonderkommando der Kripo zugeteilt worden, 
          das "besondere Fälle" lösen soll. Und der mysteriöse 
          Mord an den Geschäftsleuten gehört dazu. Eine erste Spur, 
          die zu einer Geheimloge führt, erweist sich als Sackgasse. Daß 
          die russische Mafia in den Fall verwickelt ist, scheint ebenfalls eine 
          unhaltbare Hypothese. Paul Hjelm tappt im dunkeln. Wenn nicht seine 
          attraktive Kollegin Kerstin wäre, hätte er längst das 
          Handtuch geworfen. Doch dann die heiße Spur: ein Jazzstück 
          mit dem Titel "Misterioso" ...
          
          "Misterioso" ist der erste von zehn Bänden des Autors 
          Arne Dahl um Kriminalkommissar Paul Hjelm und der A-Gruppe, dem Sonderkommando 
          der schwedischen Kripo. Hier fällt vor allem auf, wie akribisch 
          durchdacht das gesamte, auf zehn Bände hin komponierte, "Projekt 
          Paul Hjelm" sein muss. "Misterioso" ist in dieser Hinsicht 
          als Auftakt zu verstehen; der Autor nimmt sich die Zeit, die A-Gruppe 
          zu gründen und die Charaktere peu à peu einzuführen 
          und vorzustellen. Erst allmählich formt sich so beim Leser ein 
          Bild von Protagonist Paul Hejlm und seinen Kollegen und man spürt 
          intuitiv, dass die Zukunft Größeres verspricht. Jeder der 
          Mitglieder der A-Gruppe scheint eine Leiche im Keller zu haben, die 
          ihn für das Sonderkommando prädestiniert hat. Spannung(en) 
          darf man wohl zukünftig auch an dieser "Front" erwarten!
          
          Der Roman selbst wirkt mit all seinen Erzählsträngen, Motiven 
          und Spuren wie ein großes strategisches Szenario. Steckt die russische 
          Mafia hinter den Morden? Ist eine Geheimloge verantwortlich für 
          den Tod an drei Top-Managern der schwedischen Wirtschaft? Sind sexuelle 
          Perversionen das Motiv für die Morde? Oder liegt des Rätsels 
          Lösung im wirtschaftlichen Bereich? Es zeigt sich, dass alle drei 
          Wirtschaftsbosse Herrscher eines Imperiums waren, das in seinen wirtschaftlichen 
          und politischen Verwicklungen kaum zu durchschauen ist.
          
          Hier glänzt vor allem der Autor als Intellektueller mit profunden 
          wirtschaftlichen und politischen Kenntnissen der Verhältnisse Schwedens 
          Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre, der Zusammenhänge zur und 
          Auswirkungen für die Gegenwart - der Roman spielt im Jahr 1999 
          - deutlich macht. Aber auch sonst muss das Pseudonym Arne Dahl über 
          breites (Spezial-)Wissen verfügen: Von Jazz über Geheimorden 
          bis hin zu Gepflogenheiten der russisch-estnischen Mafia zeigt er sich 
          bestens informiert und macht hier ein breites Spektrum an Motiven auf.
          
          Diese Vielzahl an Motiven, die zum einen in einer relativ anspruchsvollen 
          Sphäre spielen und zum anderen tiefgehend und detailliert durchleuchtet 
          werden, verlangt dem Leser mehr Konzentration und Mitdenken ab, als 
          man es gemeinhin von anderen Vertretern schwedischer Krimis gewohnt 
          ist. Erst gegen Ende kristallisiert sich immer mehr nur eine mögliche 
          Spur als die richtige heraus. Das allerdings ist eine Spur, die erst 
          sehr spät und fast schon zufällig eingeführt wird, weshalb 
          "Misterioso" dann doch nach 3/4 des zurückgelegten Weges 
          stark konstruiert wirkt. Das ist schade, denn was vielversprechend begann, 
          endet schwach. Neben der ganz persönlichen Enttäuschung ist 
          es vor allem auch Zufall oder das Schicksal, wie der Täter später 
          berichten soll, das ihn Amok laufen lässt. Denn, so heißt 
          es im Roman weiter, die Grenze zwischen Zufall und Schicksal ist "haarfein". 
          Das Motiv des Zufalls bzw. des Schicksals muss nicht schlecht sein, 
          sondern kann außerordentliche Kraft entfalten, wie es Thornton 
          Wilders "Brücke von San Luis Rey" beweist. Leider aber 
          nimmt sich Arne Dahl nicht die Zeit, dieses Motiv langsam zu entfalten 
          und ihm so Stärke zu verleihen. Aber ich bin sicher, dass das, 
          was sich in "Misterioso" an Strategie und Thematik bereits 
          abzeichnete, in den nachfolgenden Romanen noch besser herausgearbeitet 
          wird und eine neue, andere Seite schwedischer Kriminalliteratur eröffnet.
 "Misterioso" 
          von Arne Dahl
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Paul Hjelm, Inspektor der Stockholmer Polizei, in einer 
          Ehekrise steckend, wird überraschend zu einer Sondereinheit der 
          Reichskripo berufen: Drei erfolgreiche Geschäftsleute wurden durch 
          gezielte Kopfschüsse hingerichtet während der Täter einem 
          Jazzstück namens "Misterioso" lauschte.
          
          Neben Hjelm sind dem Fall vier weitere Inspektoren, drei Männer 
          und eine Frau, zugeordnet. Gemeinsam oder jeder für sich verfolgen 
          sie Spuren, die unter anderem auf die russische Mafia hindeuten. Letztlich 
          zeigt sich aber ein frustrierter entlassener Bankangestellter für 
          die Taten verantwortlich. Das Motiv: Rache an der Geldmacht Schwedens.
          "Misterioso" könnte ein besserer Roman sein, hätte 
          sich Dahl auf weniger Ermittler und einen geradlinigeren plot beschränkt. 
          So aber verliert der Leser schnell den Überblick über die 
          vielen Ermittlungsfäden und Spuren. Die indirekte Verstrickung 
          der russischen Mafia in den Fall wirkt konstruiert und an einigen Stellen 
          reißerisch. Paul Hjelms sexuelle Phantasien schließlich 
          sollen das Ganze mit einer Prise Erotik würzen.
          Doch: Ein präziseres Abschmecken hätte "Misterioso" 
          gut getan.