Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
-
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch des Autors Frank Heller.
Des Kaisers alte Kleider Des Kaisers alte
Kleider

Taschenbuch
300 Seiten
Achilla Presse Hamburg
Erscheinungsdatum:
Juli 1997
ISBN: 3928398369
Übersetzung:
Marie Franzos
Kurzbeschreibung

Eine hübsche Idee! denkt sich der Detektivautor Hegel, als er auf der Suche nach einem geeigneten Kostüm einen alten chinesischen Kaftan ( das Erbstück seines Onkels ) entdeckt. Auf dem Maskenball gerät er so völlig ahnungslos in den Mittelpunkt des Interesses anderer Maskierter und undurchsichtiger Gestalten. Der Franzose Laplace, ein englischer Privatdetektiv und ein schwedischer Professor für chinesische Literatur eröffnet daraufhin in Kopenhagen die Jagd auf Hegel und den Kaftan, dessen Vergangenheit und Geschichte. Erst als der Held Herr Collin alias Professor Pelotard ( ein Robin Hood des guten Geschmacks, ein Gentleman und Schlitzohr, ein Sieger voraus ist ) in Erscheinung tritt scheint sich das Geheimnis zu lüften ...

Leseprobe

Die Bodega Quo vadis?
und gewisse Konsequenzen


I.

Über die Auffassung, die Eltern von ihren Kindern haben, ließe sich viel schreiben. Pauls Vater hatte sicherlich keine besondere Meinung von seinem Sohne, als er ihn aussandte, um seine Eselinnen zu suchen; und doch kehrte er mit einer Königskrone zurück. Mein Vater pflegte von mir zu sagen, wie Gustav III. von seinem Sohne:
“Mit dem wird es ein böses Ende nehmen. Er ist zu frech und faul, um irgend etwas zu werden.“
Dies sage ich nicht, um mich mit Paul, der König wurde, oder Gustav IV.-Adolf, der abgesetzt wurde, zu vergleichen; ich sage es nur, um zu zeigen, daß man nie wissen kann, wie es geht.
Mein Vater betrachtete mich als unmöglich und hielt den Grund für atavistisch: Ich erinnerte in allem und jedem – Frechheit, Eigensinn und Faulheit – an seinen Bruder John. Diesen machte er zu meinem geistigen Urheber und zu dem, der vor der Nachwelt die Verantwortung für mich tragen mußte wie für eine eigene Schuld. Onkel John starb, als ich zehn Jahre alt war, kurz nachdem er aus dem Ausland zurückgekehrt war. Onkel John hatte meiner Familie große Enttäuschungen bereitet. In seiner Jugend hatte er sehr rasch all sein Hab und Gut durchgebracht. Dazu brauchte er nur ganz wenige Jahre. Die Familie mußte eingreifen, und Onkel John wurde in verschiedenen Berufszweigen untergebracht. Er zeigte einen totalen Mangel an Neigung für alle und die größte Abneigung gegen alles, außer jeden Monat um Geld zu schreiben. Er ging seinen Gang durch die Familie auf seiner Suche nach Geld wie die Sonne ihren Gang durch den Tierkreis. Als das nicht länger möglich war, ging er zur See, und als ein Jahr nach dem anderen verschwand, ohne daß er um Geld schrieb, zog man den einzig denkbaren Schluß: Onkel John lebte im Wohlstand im Ausland. Daß er lebte, ging aus der einen oder anderen Ansichtskarte hervor. Es erregte darum Gefühle, deren ich mich noch entsinne, als Onkel John plötzlich heimkam und starb, ohne etwas anderes zu hinterlassen als drei Packlisten voll Kuriositäten. Da waren Götzen aus Australien, China und Mexiko und Waffen aus China, Mexiko und dem Kongo. Meine Familie, die ganz ohne ethnologische Interessen war, betrachtete diese Erbschaft mit Kälte. Man sprach von Onkel John als von einem Menschen, auf den man Hoffnungen gesetzt hatte, die von ihm schmählich enttäuscht worden waren. Ein einfacher Grabstein wurde auf dem Friedhof für ihn errichtet.

  Frank Heller bei schwedenkrimi.de
Biografie
Buchvorstellungen
Leseprobe

Soviel von Onkel John, meinem geistigen Vater. Ich erinnere mich seiner dunkel aus meiner Kindheit als eines langen, sehnigen Mannes mit einem buschigen Schnurrbart. Besser erinnere ich mich seiner drei Packkisten aus denen wir Kinder uns lange alles holten, was wir für unsere Spiele brauchten. Bei uns war Onkel John populär. Nach und nach, als die Zeit verging und ich älter wurde, erkannte ich, daß sich unter Onkel Johns Reliquien möglicherweise recht interessante und wertvolle Dinge befanden. Ich dekorierte das Zimmer, das mir so allmählich zu Hause eingeräumt wurde mit einem Teil davon, und als ich nach der Auflösung des Heims in die Welt hinauszog, hatte ich noch einige der Reli-quien als Erinnerung an ihn mit. Ich wollte eine solche Erinnerung haben. Er war es ja, der die Verantwortung für meinen Charakter trug – Faulheit, Frechheit und Eigensinn, alles komplett. Ich werde den Leser nicht mit einer Aufzählung der Lebensbahnen ermüden, auf denen ich diese Eigenschaften fruchtbringend zu betätigen versuchte. Ich will gleich zur Hauptsache kommen. Nachdem ich mich als Apotheker, Journalist und Zollbeamter versucht hatte, wurde ich Sensationsschriftsteller.
Bei diesem Punkt angelangt, werfe ich einen Blick zurück und finde, daß der Leser mich eines Verstoßes gegen die Logik beschuldigen kann. Ich sagte, man könne nie wissen, wie es geht. Der Leser kann sagen: Wenn man unter solchen Voraussetzungen anfängt wie Sie, ist es wahrscheinlich, daß man das wird, was Sie wurden. Ihr Vater hat richtig prophezeit. Man muß faul sein, um keinen anderen Beruf finden zu können, frech, um sich ihm zu widmen, und eigensinnig, um dabei zu bleiben.
Dies ist an und für sich unzutreffend. Wäre ich von einer höheren Plattform gestartet, hätte ich auch Assessor und Reichstagsabgeordneter werden können. Aber ich bin großgesinnt und verzichte darauf, weiter darüber zu diskutieren. Jedenfalls bereitete mir mein erster Sensationsroman eine angenehme Überraschung. Er war das erste sichtbare Resultat meiner Gegenwart auf Erden. Ich hatte schon aufgehört, irgendeinen Beweis dafür zu erhoffen. Ich war mit meinem Roman zufrieden. Ich fand ihn amüsant und originell. Ich schrieb noch ein Buch und noch mehrere. Ich entdeckte in mir Tiefen einer verbrecherischen Phantasie, die ich mit einem Gemisch von Entzücken und Grauen erforschte. Onkel Johns Erbe schien doch umfassender gewesen zu sein, als mein Vater oder ich geglaubt hatten. Ich schwelgte in Schilderungen mystischer Ereignisse; ich erdachte die kühnsten Abenteuer, und wenn meine Helden sich in spannenden Situationen befanden, trat mir mit ihnen der kalte Schweiß aus den Poren. Wenn ich schrieb, war die Welt, in der ich lebte, weniger wirklich als diese andere. Und doch –


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Es gab ein großes: Und doch. Das war das Leben, das ich in Wirklichkeit liebte. Das ernüchterte mich jedesmal, wenn ich dazu zurückkehrte, wie eine kalte Dusche. Es war das Leben eines gewöhnlichen Spießbürgers. Ich bewegte mich in einem Kreislauf vom Tisch zum Bett. Ich schlief, aß und trank zu bestimmten Stunden. Ich hatte regelmäßige Einkünfte wie ein Spießbürger. Mein Verkehr war der eines Spießbürgers. Die Abenteurer und Verbrecher, von denen ich dichtete, hatte ich mit keinem Auge gesehen. Das Leben, das sie lebten, war nie mit meinem zusammengestoßen. Ich war nicht einmal bestohlen worden. Ich wurde von einem wachsenden Widerwillen vor mir selbst ergriffen. Tief in meinem Inneren – vermutlich ein Erbteil meines lebenden Vaters – wohnte eine Stimme, die sagte: “Du hast ärger geendet, als ich glaubte. Du lebst von einer Lüge! Zwischen deiner Lehre und deinem Leben klaffte jener Zwiespalt, der die Auflösung so mancher Kirchengemeinde herbeigeführt hat. Nicht genug, daß du frech, faul und eigensinnig bist; du bist feig –“
Hier wollte ich nicht länger auf die Stimme hören. Da ich sie in keiner anderen Weise zum Schweigen bringen konnte, beschloß ich, ins Ausland zu reisen, um neue Gesellschaft zu finden und gleichzeitig eine der Städte zu sehen, die ich beschrieben hatte. Ich fuhr nach Kopenhagen.
Ich fand eine bunte Gesellschaft, aber Erlebnisse, wie ich sie selbst geschildert hatte, fand ich nicht; denn jene Bequemlichkeit, die die Stimme in meinem Innern Feigheit genannt, bewirkte es, daß ich mich auch weiter an ruhige und bürgerliche Lokale hielt. Bis es eines Tages geschah, daß mir das Schicksal gewissermaßen lächelnd ein Abenteuer sandte, phantastischer als alle, die ich zusammengedichtet hatte. Es war, als hätte es gesagt: Jetzt sollst du einmal sehen, wie es zugeht!
Das war im Herbst 1912.

Danke an den Achilla Presse Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
© 2001 - 2016 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
Ein Portal der n:da - nordpower design agentur
[ Start ] | [ Autoren A-Z ] | [ Kontakt ] | [ Forum ] | [ Impressum ] | [ Sitemap ] | [ Datenschutz ]
Startseite Autoren Specials Forum Krimilinks Hörbücher Sitemap - Inhaltsverzeichnis