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                  | Der 
                    Autor Leif GW Persson |  |  Zwischen Fiktion und Wirklichkeit - Leif GW Persson und der Mord an Olof PalmeAuf der LitCologne stellte Leif GW Persson seinen 
          ersten Roman seit 20 Jahren vor, "Zwischen der Sehnsucht des Sommers 
          und der Kälte des Winters". Mit dem Literaturportal schwedenkrimi.de 
          sprach der Professor für Kriminologie und ehemalige Berater des 
          Landespolizeichefs über das schwedische Trauma des ungeklärten 
          Mordes an Schwedens Premier Olof Palme 1986 und warum es in Schweden 
          niemanden aufregt, dass er Olof Palme als westlichen Spion der USA enttarnt.
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 "Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters" 
          ist Ihr erstes schönliterarisches Buch seit 20 Jahren. Warum haben 
          Sie als Schriftsteller so lange pausiert?
 
 Leif GW Persson:
 Ich habe während der Zeit etwa 20 andere Bücher geschrieben, 
          Fachbücher, auch ein Kochbuch und Bücher über männliche 
          Probleme, über Männer in Niederlagen. Außerdem habe 
          ich auch viele Filmmanuskripte geschrieben. Ich habe also nicht 20 Jahre 
          geschlafen. Ich hatte einfach keine Lust, einen Roman zu schreiben.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Was war das für ein Kochbuch, das Sie geschrieben haben?
 
 Leif GW Persson:
 Ein schwedisches Kochbuch für Männer. Ich beschreibe darin, 
          wie man Fisch, Fleisch und vor allem Wild brät. Ich selbst bin 
          ja passionierter Jäger. Es heißt "Männens kokbok" 
          und war in Schweden sehr populär.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Worin unterscheidet sich denn ein Kochbuch für Männer von 
          einem Kochbuch für Frauen?
 
 Leif GW Persson:
 Ja, also, in meinem finden sich auch eine ganze Reihe Rezepte für 
          starke Getränke. Männer mögen es im Allgemeinen etwas 
          deftiger als Frauen.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Hat das Kochbuch auch damit etwas zu tun, dass Sie vor einigen Jahren 
          Ihren Lebensstil radikal geändert haben?
 
 Leif GW Persson:
 Ja, das Problem mit diesem Kochbuch ist, dass man nicht sehr alt wird, 
          wenn man nur nach diesen Rezepten lebt.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Was war das denn für ein Gefühl, sich nach 20 Jahren wieder 
          hinzusetzen und einen Roman zu schreiben?
 
 Leif GW Persson:
 Das war ein ziemlich gutes Gefühl. Das Wichtigste, wenn man ein 
          Buch schreiben will, ist, dass man wirklich Lust dazu hat, und das hatte 
          ich. Das hat so viel Spaß gemacht, dass ich kurz darauf noch ein 
          Buch geschrieben habe, das wohl nächstes Jahr in Deutschland erscheint, 
          und dann habe ich sogar noch eins geschrieben. Das erscheint im Herbst 
          in Schweden.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Wann und wie bekamen Sie denn eigentlich die Idee dazu, einen Roman 
          über den Palme-Mord zu schreiben, denn davon handelt "Zwischen 
          der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters" ja?
 
 Leif GW Persson:
 Sofort als Olof Palme 1986 ermordet wurde. Ich habe ziemlich viel darüber 
          nachgedacht, wie ich das Thema literarisch handhaben sollte. Ein wichtiger 
          Punkt ist, dass der Mord noch immer nicht aufgeklärt ist. Das ist 
          für die Schweden dieselbe Art Trauma wie für die Amerikaner 
          der Mord an John F. Kennedy 1963. Viele Menschen wissen eigentlich immer 
          noch nicht, was und wie genau das damals zuging, und sind sehr dankbar, 
          dass ich darüber einen Roman geschrieben habe.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Wie lang haben Sie denn für den Roman recherchiert?
 
 Leif GW Persson:
 Der Vorteil bei mir ist, dass ich seit 1967 bei der Polizei gearbeitet 
          habe. Ich weiß also, wie die Polizei arbeitet und muss das nicht 
          erst lang recherchieren. Von 1980 bis 1991 habe ich außerdem im 
          Justizministerium gearbeitet und hatte so von Anfang an vollen Einblick 
          in die Ermittlungen. Wichtig ist, dass man eine interessante und spannende 
          Geschichte entdeckt und beim Erzählen noch genug Raum für 
          die Fantasie lässt.
  Literaturportal schwedenkrimi.de:Was ich mich frage, ist, ob es nicht einige Leute gab, die es lieber 
          gehabt hätten, wenn Sie keinen Roman über den Mord an Olof 
          Palme geschrieben hätten. Schließlich konfrontieren Sie Ihre 
          Landsleute mit einem ganz anderen und neuen Bild von Olof Palme.
 
 Leif GW Persson:
 Ja, das ist richtig. Als Olof Palme ermordet wurde, da glaubten viele, 
          dass er russischer Spion war, was völlig undenkbar war. Im Gegenteil, 
          er hat nämlich, seit er ein junger Mann war, für die westlichen 
          Geheimdienste spioniert. Tja, und die schwedische Neutralität
 
          Olof Palme war jedenfalls stark involviert in der geheimdienstlichen 
          Zusammenarbeit mit den USA und der NATO, was für mich nicht besonders 
          neu war, was aber viele Schweden nicht wussten. Und in dieser Geheimdienstarbeit 
          liegt letztlich auch das Motiv für seinen Mord.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 War das denn ein Schock für die Schweden, als sie das erfahren 
          haben? Haben sie sich aufgeregt?
 
 Leif GW Persson:
 Nein, nein, niemand hat sich aufgeregt. Die Schweden regen sich ohnehin 
          recht selten auf - was recht praktisch ist
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 "Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte
 des Winters" ist aber nicht einfach ein Buch. Dafür ist doch 
          das Thema zu brisant. Was bedeutet dieses Buch denn für Sie persönlich?
 
 Leif GW Persson:
 Ja, ich finde vor allem, dass es eine gute Geschichte ist. Es ist doch 
          so: Alle haben gedacht, Olof Palme sei, da er doch sozialdemokratischer 
          Premier war, Spion für die Russen gewesen. Dabei hat er tatsächlich 
          eng mit dem amerikanischen Geheimdienst zusammengearbeitet. Meine Geschichte 
          dazu ist teilweise wahr, teilweise nicht wahr. Es kommt darauf an, Glaubwürdigkeit 
          zu schaffen: So hätte es zugehen können. Die besten Geschichten 
          sind doch die, wo man nicht genau weiß, was daran wahr ist und 
          was nicht.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Und als Leser darf man jetzt rätseln, was fiktiv ist und was nicht?
 
 
 
                  
 
                    | Buchtipp |  
                    |  |            Leif GW Persson:Autorin:Ja, genau. Dann wird es doch erst spannend. Ich mag solche Bücher 
          selbst sehr gern. Autoren wie James Ellroy oder John Le Carré 
          sind meine Favoriten, wo man nie weiß, was ist wahr und was nicht. 
          Ich schreibe überhaupt nur Bücher, die ich selbst gerne lesen 
          möchte.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Das Buch hat sich bisher in Schweden 400.000 Mal verkauft. Wie, glauben 
          Sie, wird das Buch in Deutschland ankommen?
 
 Leif GW Persson:
 Keine Ahnung. Ich hoffe natürlich, dass es sich hier auch gut verkauft. 
          Aber ich habe kurz darauf noch ein weiteres Buch geschrieben, dass das 
          deutsche Publikum vielleicht mehr interessieren wird. Es handelt von 
          der Besetzung der westdeutschen Botschaft 1975 in Stockholm durch westdeutsche 
          Terroristen. Es wäre natürlich albern, wenn ich sagen würde, 
          dass es mich nicht interessieren würde, wie meine Bücher sich 
          verkaufen. Aber wenn ich an einem Buch schreibe, ist es für mich 
          vor allem wichtig, dass ich selbst die Geschichte mag, dass es eine 
          spannende und gute Story ist - Eine gute Geschichte, Spannung, Vergnügen.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Ich muss aber sagen, dass ich, als ich mich auf das Interview vorbereitete, 
          festgestellt habe, dass "Zwischen der Sehnsucht des Sommers und 
          der Kälte des Winters" zwar von den Literaturkritikern sehr 
          gelobt wurde, dass aber viele Leser im Internet geschrieben haben, das 
          Buch sei zwar eine gute Idee, doch schlecht ausgeführt worden; 
          es war ihnen - ich zitiere - zu "zäh", zu "trocken" 
          oder einfach zu dick.
 
 Leif GW Persson:
 Haben sie das geschrieben? Na ja, aber das Buch ist immerhin das meistverkaufte 
          in Schweden der letzten zehn Jahre. Es wäre komisch, wenn es allen 
          gefallen würde. Ein Buch, das ich persönlich ganz fürchterlich 
          finde, das sich aber auch sehr gut verkauft, ist Dan Browns "Da 
          Vinci Code", aber ich würde nicht im Traum daran denken, das 
          im Internet zu schreiben. Unter den 400.000, die mein Buch gekauft haben, 
          gibt es sicherlich auch etliche, die es gut fanden. Ich jedenfalls bin 
          ziemlich überzeugt von meinem Buch, aber ich kann verstehen, dass 
          es Leute gibt, denen es nicht gefällt. Es ist schon etwas kompliziert 
          und anspruchsvoll.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Dabei hat der Roman Züge, die an einen klassischen, schwedischen 
          Polizeiroman à la Sjöwall/Wahlöö denken lassen. 
          Was halten Sie eigentlich von den schwedischen Krimis der Gegenwart? 
          Mögen Sie Typen wie Wallander, Van Veeteren oder Annika Bengtzon?
 
 Leif GW Persson:
 Ich kenne alle Autoren, Håkan, Liza, Henning, die ganze Gang. 
          Ich finde, sie erzählen gute Geschichte. Ich finde auch, dass es 
          nicht so gewöhnlich ist, dass Journalistinnen Verbrechen aufklären. 
          Das macht meistens die Polizei. Ich finde vielleicht nicht, dass Wallander 
          der beste Polizist der Welt ist, aber ich kann verstehen, warum die 
          Leute diese Bücher mit großem Vergnügen lesen. Håkans 
          Bücher mag ich sehr. Ich finde, sie sind sehr unterhaltsam, lustig 
          und humorvoll. Ich glaube nicht, dass diese Bücher eine große 
          Rolle in der Literaturgeschichte spielen werden, aber das ist auch nicht 
          so wichtig. Ich finde, es ist nichts Verkehrtes daran, den Leuten ein 
          paar Stunden gute Unterhaltung zu schenken. Meine Romane sind komplizierter 
          als ihre, aber ich habe praktisch einen Roman nach dem Vorbild Sjöwall/Wahlöö 
          geschrieben, ein Roman, mit einer einfachen, schnörkellosen Geschichte. 
          Der Roman erscheint im Herbst - bin gespannt, was die Leute davon halten.
 Alexandra Hagenguth/
 © März 2005 - Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur 
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