| Stella Blómkvist oder die Gelegenheit, smarte weibliche Fußtritte großartig auf einige männlichen Hintern loszulassen."Stella Blómkvist, die große Unbekannte in 
          der isländischen Krimiszene, legt auf Deutsch ihren vierten Band 
          "Der falsche Mörder" vor. In Island erscheint im November bereits 
          das fünfte Buch der saloppen Rechtsanwältin und Geldeintreiberin 
          - "Morðið i Drekkingarhyl". Jetzt ist es dem Literaturportal schwedenkrimi.de 
          gelungen, ein Interview mit "Stella" zu führen.
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Wer ist Stella Blómkvist? ...(That's a joke). Aber warum schreibt 
          "Stella Blómkvist" unter Pseudonym?" Der deutsche 
          Verlag schreibt: "Stella Blómkvist" ist das Pseudonym 
          einer bekannten isländischen Persönlichkeit des öffentlichen 
          Lebens". Und im Lexikon findet man unter Pseudonym: "Pseudonyme 
          werden aus den verschiedensten Gründen gewählt, z.B. aus Familien- 
          und Standesrücksichten, zur Vermeidung von Verwechslungen, des 
          besseren Klangs wegen, zur Irreführung des Publikums, aus Vorsicht 
          bei politischen, satirischen oder erotischen Schriften, in scherzhafter 
          Absicht, oft aus bloßem Spieltrieb. Was trifft für Dich zu?
 
 Stella Blómkvist:
 Das ist immer die erste Frage, die ich von Interviewern gestellt bekomme. 
          Fair genug, schätze ich, denn obwohl viele Autoren Pseudonyme benutzen 
          (Namen wie John le Carre, Mickey Spillane, Ruth Rendell, Richard Bachman, 
          Mary Westmacott, Jack Higgins, Ed McBain, Barbara Vine, Anne Rice, Bo 
          Balderson kommen mir in den Sinn), ist in den meisten Fällen ihre 
          wirkliche Identität ebenso bekannt, aber meine ist immer noch ein 
          Grund für Spekulationen. Also, warum machte ich meine Heldin "Stella 
          Blómkvist" zum offiziellen Autor der Bücher über 
          sie?
 Die Antwort ist eng verbunden mit dem Prozess der Entstehung. Als ich 
          die Heldin der Stella Blómkvist Geschichten in meinem Kopf erschaffen 
          hatte und beschloss, die erste Geschichte zu schreiben, "Die Bronzestatue" 
          mit ihrer sehr eigenen Stimme, mit ihrer einzigartigen Stimme, dem "Ich" 
          der Geschichte, erschien es nur natürlich, einen Schritt weiter 
          zu gehen und sie auch zum offiziellen Autor zu machen. Alles im Buch 
          wird gesehen, gefühlt, gedacht oder getan aus ihrer Perspektive. 
          Sie ist das A und O der Erzählung. Für mich ist es ganz einfach 
          ihr Buch. Warum sie also mit einem anderen Autor belasten?
 Übrigens, diese Entscheidung sollte nur die postmoderne literarische 
          Clique zufriedenstellen. Es scheint mir, ihre ultimativen nassen Träume 
          sind, den Autor ganz abzuschaffen. Ist das nicht ungefähr das, 
          was ich getan habe?
 Wahrscheinlich ist mir meine Entscheidung umso leichter gefallen, da 
          die ersten Kriminalgeschichten, die auf isländisch während 
          der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts geschrieben wurden, 
          alle unter Pseudonymen veröffentlicht worden sind, obwohl diese 
          zu den Namen der Hauptpersonen unterschiedlich waren, und in mindestens 
          einem Fall wußte nie jemand sicher, wer der wirkliche Autor war. 
          Es gab eine Tradition hier, genauso wie heute.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Meines Wissens nach ist "Stella Blómkvist" der einzige 
          Autor auf Island, die/der unter Pseudonym schreibt oder geschrieben 
          hat. Weil Du unter Pseudonym schreibst, hast Du gewissermaßen 
          eine Art zweites Rätsel und natürlich ein größeres 
          Interesse an Deinen Romanen geschaffen. Eine Marketingstrategie?
 
 Stella Blómkvist:
 Ich habe in keiner Weise das große Interesse an meinem ersten 
          Stella Blómkvist Roman erwartet noch diesen Grad an Verlangen, 
          herauszufinden, wer der wirkliche Autor ist. Da eine andere isländische 
          Novelle unter einem Pseudonym veröffentliche wurde, kurz bevor 
          ich "Die Bronzestatue" schrieb, ohne für so viel Aufruhr 
          gesorgt zu haben, kam all diese Aufmerksamkeit und Spekulation überraschend 
          für mich.
 Du musst erkennen, dass, als der erste Stella Blómkvist Roman 
          in Island 1997 veröffentlicht wurde, Kriminalgeschichten auf Island 
          jahrelang nicht geschrieben worden waren. Tatsächlich lachten viele 
          isländische Verleger über die Idee einer isländische 
          Kriminalgeschichte, da sie diese als ein Widerspruch in sich selbst 
          ansahen. Jedes Jahr veröffentlichten sie ihre üblichen Übersetzungen 
          von Alistair Mclean, Desmond Bagley, Hammond Innes und Agatha Christie, 
          und das war es auch schon. Das ist es, was unsere Leser wollen, sagten 
          sie, keine unrealistischen Geschichten über Verbrechen in unserem 
          beinahe Verbrechen freien Island! Wie falsch sie lagen, aber ich wußte 
          dies 1997 noch nicht, darum hatte ich auch keine großen Erfolgserwartungen, 
          als ich schließlich, nach vielen Jahren, einen Verleger fand, 
          der mutig genug war, mein Manuskript für eine Veröffentlichung 
          zu akzeptieren.
  Literaturportal schwedenkrimi.de:Es gab verschiedene Spekulationen, wer "Stella Blómkvist" 
          ist. Darunter werden verschiedene Autoren, der Außenminister von 
          Island, Davíð Oddsson, und viele mehr vermutet. Macht es 
          ein heimliches Vergnügen, diese Gerüchte zu verfolgen?
 
 Stella Blómkvist:
 Ja, um ehrlich zu sein, erlaube ich mir manchmal ein oder zwei private 
          Gluckser, da die isländischen Medien durch die Jahre viele verschiedenen 
          Autoren genannt haben als mögliche Kandidaten und sogar einige 
          Politiker, obwohl es ziemlich offensichtlich sein sollte, wenn man die 
          Romane ließt, dass Stella Blómkvist nicht besonders beeindruckt 
          ist von der politischen Klasse. Aber dennoch, vielleicht halten meine 
          schlauen Freunde von den Medien diese Tatsache für eine absichtliche 
          Ablenkung von meiner Seite. Wer weiß.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Aber wie ist das Gefühl unter Pseudonym zu schreiben. Nicht sagen 
          zu können schaut her, dass sind meine Bücher. Als Mensch, 
          als Schriftsteller, braucht man, so glaube ich, auch die Anerkennung 
          der Leser. Vermisst Du das?
 
 Stella Blómkvist:
 Nein, ich vermisse den Pomp und die Öffentlichkeit der Buchindustrie 
          nicht. Warum? Nun, vielleicht weil ich schon diese Art der Aufmerksamkeit 
          für meine anderen Lebensbereiche bekomme. Zum Beispiel weiß 
          ich, wie es ist, ein Buch im eigenen Namen veröffentlicht und es 
          mit den Lesern, Journalisten und Kritikern besprochen zu haben, somit 
          vermisse ich diesen Teil eines Schriftstellerlebens mit den Stella Blómkvist 
          Romanen nicht. Dennoch, was mir am meisten an diesem Geschäft gefällt, 
          ist die Handlung und das Schreiben des Romans. Wenn das getan ist, ist 
          meine Arbeit getan, und die Bücher stehen für sich. Und sie 
          tun es sehr gut, was heißt, sie brauchen mich nicht wirklich, 
          und ich kann ihnen still bei ihren Fortschritten folgen, in der gleichen 
          Art und Weise, wie Eltern ihren erwachsenen Töchtern folgen, die 
          weggezogen sind, um irgendwo ein eigenes Leben zu leben.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Wie ist die Figur Stella Blómkvist entstanden, wie bist Du auf 
          den Namen gekommen?
 
 Stella Blómkvist:
 Früher wollte ich einen Roman schreiben, der grundverschieden von 
          allem war, was in der isländischen Literatur bis dahin geschrieben 
          worden ist. Sicher keine leichte Aufgabe, die ich da in Angriff nahm. 
          Ich wählte die Form des Kriminalromans, da dieses Genre auf vielerlei 
          Weise noch jungfräuliches Gebiet in Island war.
 Von Beginn an war mir klar, dass der Schlüssel zum Erfolg dieses 
          Projektes, nur die Erschaffung eines einprägsamen Helden oder Heldin 
          sein konnte. Ganz schnell gab ich die Idee eines klugen, mürrischen 
          isländischen Kriminalinspektors mit Familienproblemen als zu konventionell 
          auf und entschied mich statt dessen für einen ungebärdigen 
          Außenseiter, der gegen das Establishment kämpft. Ich fand 
          die Verkörperung so einer Person in dieser einmaligen Heldin. Als 
          ich ihre Charakterisierung in meinem Kopf gezeichnet hatte, kam alles 
          an seinen Platz, so wie der Erzählton, den einige Kritiker lieben 
          zu hassen; aber es ist natürlich eine realistische Spiegelung der 
          Persönlichkeit der Heldin. Ein Roman, der diesem Charakter gerecht 
          wird, kann auf keine andere Art und Weise geschrieben werden.
 Danach kam der Vorgang der Namensgebung. Ich war zu der Zeit in Brüssel, 
          hatte noch ein paar Stunden bevor der Zug ging. Nach dem Einkaufsbummel, 
          setzte ich mich in ein Straßencafé im Stadtzentrum, beobachtete 
          die Menschen und durchsuchte mein Gehirn für einen brauchbaren 
          Namen für meine neue Heldin, einen Namen, der mit der isländischen 
          Namenstradition vereinbar, doch zur gleichen Zeit einzigartig war. Jemand 
          am Nebentisch hatte ein appetitlich kühles Bier. Ich sah die Marke 
          auf der Flasche: Stella Artois, und dachte: Stella? Das bedeutet ein 
          Stern. Was für ein großartiger Vorname!
 Den Nachnamen zu finden war ein klein wenig schwieriger, aber als mir 
          der Kinderbuchdarsteller Kalle Blomqvist von Astrid Lindgren ins Gedächtnis 
          kam, erinnerte ich mich daran, dass eine Version dieses Nachnamens, 
          Blómkvist, von ein paar Menschen in Island benutzt worden war.
 Stella Blómkvist? Eureka!
 Über die köstliche Ironie nachdenkend, meine freche Heldin 
          nach einer belgischen Biermarke verbunden mit dem Nachnamen von diesem 
          süßen und unschuldigen schwedischen Jungen zu benennen, feierte 
          ich diese Namensgebung mit der Bestellung meiner eigenen Flasche von 
          Stella Artois.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Wenn man die bisher erschienenen Bücher dem Erscheinungsjahr nach 
          liest, fällt einem natürlich auch die Entwicklung von Stella 
          auf. Auch gibt sie immer mehr aus Ihrer Vergangenheit preis. Der Vorhang 
          über ihre Vergangenheit hebt sich von Roman zu Roman und man erkennt 
          immer mehr von der Persönlichkeit Stellas. Gibt es noch mehr Rückblicke 
          auf diese Vergangenheit?
 War Dir von vornherein klar, welche Entwicklung Stella nehmen würde 
          oder entwickelt sich ihr Charakter von Buch zu Buch quasi unter der 
          Feder?
 
 Stella Blómkvist:
 Alle Hauptaspekte ihres Charakters und ihrer Persönlichkeit waren 
          von Anfang an für mich klar, aber die feinen Details ihrer Geschichte 
          wurden erarbeitet als ich jedes neues Buch schrieb. Ich mag es, dass 
          die Leser, immer etwas mehr über ihre Vergangenheit wissen, wenn 
          wir weitergehen, besonders über ihre ziemlich albtraumhafte Kindheit, 
          denn dies ist wirklich das, was ihren Charakter geprägt hat und 
          sie so wütend, unabhängig, einfallsreich und allein gemacht 
          hat. Du wirst mehr über diesen Albtraum Kindheit erfahren in dem 
          Buch "Der falsche Mörder", das Random House (btb) in 
          Deutschland im Oktober veröffentlicht hat. In gewisser Hinsicht 
          werden diese alten Geister wahrscheinlich im fünften Stella Blómkvist 
          Roman ad acta gelegt, der in Island im November dieses Jahres erscheinen 
          wird.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Jetzt zu den Büchern. Im Oktober erscheint der vierte Roman von 
          Dir in Deutschland "Der falsche Mörder" "Morðið 
          í Hæstarétti". Eigentlich der dritte in der 
          "Stella"- Reihe. Kannst Du uns ein wenig darüber erzählen?
 
 Stella Blómkvist:
 Gut, Stella trifft einige brutale Gestalten in diesem Buch, und der 
          eine verrückter als der andere, aber aus meiner Sicht, ist dies 
          hauptsächlich eine Geschichte über den Missbrauch der Macht. 
          Jeden Tag kannst Du in Island, wie auch in allen anderen Ländern, 
          eine Bestätigung des alten Sprichworts finden, das Macht korrumpiert, 
          ob es nun politische, finanzielle, juristische oder was auch immer ist. 
          In "Der falsche Mörder" ist der Mann auf der Anklagebank, 
          sozusagen, ein Mitglied des Hohen Gerichts, der, so scheint es, über 
          Jahre hinweg von einem ernsthaften Fehlurteil gewusst aber beschlossen 
          hatte, nichts dagegen zu tun.
 Es mag für meine deutschen Leser von Interesse sein, dass einer 
          meiner Personen in diesem Roman ein wirklicher Mann ist, der eines abends 
          in den Siebzigern verschwand und von dem man nie wieder etwas hörte. 
          Der Fall um sein Verschwinden wurde zu einem politischen Skandal, das 
          die isländische Gesellschaft für Jahre erschütterte. 
          Schließlich wurde ein pensionierter deutscher Polizeiinspektor 
          von den isländischen Behörden eingeladen, um diesen vermeintlichen 
          Mordfall zu lösen, und er tat gerade dies zur Zufriedenheit der 
          Gerichte, indem sie sechs junge Menschen ins Gefängnis steckte. 
          Jedoch basierte der Fall für die Strafverfolgung ausschließlich 
          auf Geständnissen, da es keinen direkten Beweis für ein Verbrechen 
          gab. Wurde dieser Kerl wirklich ermordet? Wer weiß? In "Der 
          falsche Mörder" spiele ich mit der Idee, das er vielleicht 
          überhaupt nicht getötet wurde.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Daran diese Frage: Gibt es eine Planung, wie groß die Reihe der 
          "Stella"- Romane werden soll?
 
 Stella Blómkvist:
 Nachdem der vierte Roman im Jahre 2002 in Island veröffentlicht 
          wurde, nahm ich eine Pause wegen anderer dringender Projekte, aber nun 
          bin ich wieder dabei.
 Das fünfte Buch wird gedruckt, schon während wir sprechen 
          und wird in Island im November zu kaufen sein. In diesem neuen Roman 
          "Morðið i Drekkingarhyl" was ins Deutsche übersetzt 
          bedeutet: "Mörder am Ertränkungspfuhl", wird Stella 
          Blómkvist mit einem möglichen "Ehrenmord" konfrontiert, 
          als ein junges kurdisches Mädchen tot im berüchtigten "Ertränkungspfuhl" 
          in Thingvellir gefunden wird, wo in den alten Zeiten Frauen wegen Ehebruchs 
          durch öffentliches Ertränken zu Tode gebracht worden sind.
 Ich habe schon genaue Skizzen für den sechsten Stella Blómkvist 
          Roman gemacht, tatsächlich schon die ersten Kapitel geschrieben, 
          und es gibt Entwürfe in meinem Laptop für ein paar mehr, aber 
          nur die Zeit wird zeigen was geschieht. Wir leben in einer unberechenbaren 
          Welt, oder wie Stella Blómkvist es in ihrem neuen Roman ausdrückt: 
          Heute Leben, Morgen Tod. Uff!
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Wenn man die "Stella" - Romane als Pulp-Literatur bezeichnen 
          würde? Wärst Du damit einverstanden?
 Populärliteratur ist ja nicht abwertend gemeint. Sie soll ja unterhaltend 
          sein. Und die "Stella" - Romane kann man als Unterhaltung 
          bezeichnen. Spaß, Sex und Crime sind die Mixturen. Psychologischer 
          Aufbau, eine allzu komplizierte Handlung sind nicht das, was man bei 
          Dir findet. Was ja auch in Ordnung ist. Solange es gut unterhält. 
          Siehst Du Dich auch eher bei dieser Populärliteratur oder eher 
          bei der literarischen Kriminalliteratur?
 
 Stella Blómkvist:
 Literarische Klassifizierungen und Marken wie diese sind das Vorrecht 
          von Literaturprofessoren, Kritikern und Marketingleuten aber ich denke, 
          offen gesagt, nicht in diesen Kategorien.
 Was die Stella Blómkvist Romane betrifft; Hauptsache ist, der 
          Vision und der Wirklichkeit der Heldin gerecht zu bleiben. Es würde, 
          zum Beispiel, vollkommen fehl am Platze sein, Stella Blómkvist 
          einen verwickelten psychologischen Thriller erzählen zu lassen, 
          das ist ganz einfach nicht ihre Sache. Wenn ich so einen Roman schreiben 
          wollte, müßte ich jemanden anderen die Geschichte erzählen 
          lassen oder einen anderen Helden/Heldin erfinden.
 Ich glaube, meine Bücher sind eine Kombination aus vielerlei Dingen; 
          teils leichtverständliche und literarische Dichtung, teils Sozialkritik, 
          teils Spaß und Spiel. Die Handlung ist temporeich, wie es in Kriminalromanen 
          sein soll, aber in Verbindung mit einer kritischen Sicht auf einige 
          der mehr unerfreulichen Seiten der modernen isländischen Gesellschaft, 
          alles gesehen durch die Augen und Handlungen dieser wunderbaren unabhängigen 
          und ein wenig exzentrischen Heldin, die entschlossen ist, Erfolg zu 
          haben, in einer von Männern beherrschten Welt, und nicht davor 
          zurückschreckt, ein paar der groben Methoden zu benutzen, die es 
          dem männlichen Geschlecht ermöglicht hat, die menschliche 
          Gesellschaft seit undenklichen Zeiten zu beherrschen.
 Menschen lesen Bücher aus vielerlei Gründen; um unterhalten, 
          aufgeklärt oder herausgefordert zu werden und alle diese Gründe 
          sind gleich wichtig. Hoffentlich beurteilen viele Leser jedes Buch das 
          sie lesen, dem Buch entsprechend, denn jedes einzelne und alle Bücher, 
          gut oder schlecht, sind eine Klasse für sich und sollten als solches 
          genossen oder kritisiert werden. Aus meiner Sicht benötigen weder 
          die Schreiber noch die Leser diese breite Klassifizierung der Bücher 
          in Kategorien, die sich sehr einfach ausmachen, angesichts der enormen 
          Verschiedenheit der gedruckten und veröffentlichten Romane.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Dennoch sind die Themen Deiner Romane keine "leichten". Korruption, 
          Mädchenhandel, Drogenhandel, Rechtsradikalismus, um nur einige 
          zu nennen. Auch die Tatorte sind exklusiv, Parlament, Gerichte, Fernsehstudio; 
          der Täterkreis besteht aus Richtern, aus Politikern, Wirtschaftsleuten 
          und der Unterwelt von Reykjavik. Warum dieser Personenkreis und diese 
          Gesellschaftsschicht?
 
 Stella Blómkvist:
 In den fünf Romanen, die bisher geschrieben wurden, sind die Morde 
          in den Schlagzeilen mit einem besonderen Ort der Macht verbunden, dem 
          Konferenzraum der Regierung, dem Parlamentsgebäude, dem Gebäude 
          des Hohen Gerichts, Fernsehstudio und dem Hinrichtungsplatz in Thingvellir, 
          wo sich das isländische Parlament 930 zum ersten Mal versammelt 
          hat. Das ist beabsichtigt, natürlich, und nur einer der Wege, wie 
          die Bücher ein Kommentar auf die Amoralität von Politik und 
          Macht sind. Als ich meinen ersten Stella Blómkvist Roman plante, 
          wollte ich über die Korruption von Politikern schreiben und über 
          ihre dreckigen Verbindungen mit zwielichtigen Finanzjongleuren, einfach 
          nur darum, weil ich eine Menge Informationen darüber hatte, wie 
          diese Hinterzimmerpolitik in meinem Land funktioniert. Auch war es die 
          Zeit, als die Erotikindustrie gewaltig nach Reykjavik kam; Erotiknachtclubs 
          schossen überall aus dem Boden, hauptsächlich vollgestopft 
          mit Mädchen, importiert aus Osteuropa. Das ist natürlich ein 
          Schema, das auf dem europäischen Kontinent wohlbekannt ist, aber 
          zu dieser Zeit war es eine neue Entwicklung auf Island. Gleichzeitig 
          stieg der Gebrauch von Drogen, wie Ecstacy, Kokain und Amphetamine dramatisch 
          an. Deshalb war es nur natürlich für mich, all diese Sachen 
          in den Büchern von Stella Blómkvist zusammenzufügen.
 Seit ich das erste Buch geschrieben habe, hat sich die Situation in 
          gewisser Hinsicht zum schlechteren verändert, das Drogenproblem, 
          zum Beispiel, ist außer Kontrolle und führt zur Zunahme von 
          brutaler Gewalt. So habe ich immer noch gute Gründe über die 
          zwielichtige Welt der Macht und Korruption in Island zu schreiben.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Als ich zum ersten Mal Island bereist habe, ist mir erzählt worden, 
          dass Prostitution, Sexclubs usw. kein Thema auf Island sei. Das war 
          Anfang der 1990er Jahre. Inzwischen hat sich die Situation wohl geändert. 
          Auch Drogen, in jedweder Form, scheint immer mehr zum Problem zu werden. 
          Ändert sich die isländische Gesellschaft, die Menschen oder 
          ist es ein Zeitphänomen?
 
                  
 
                    | Buchtipp |  
                    |  |            Stella Blómkvist:Autor: Jürgen Ruckh/ EsslingenWährend der letzten 10 Jahre hat sich die isländische Gesellschaft 
          dramatisch verändert, in gewisser Hinsicht bis zur Unkenntlichkeit. 
          Wir wurden ganz einfach in den Mahlstrom der wirtschaftlichen Globalisierung 
          und in die aggressive amerikanische Massenkultur gezogen und haben es 
          mehr oder weniger ganz hingenommen.
 Einige dieser Veränderungen waren zum Guten, hauptsächlich 
          im wirtschaftlichen Bereich, aber wenn Du die Türen zu Deinem Haus 
          weit offen stehen lässt, bekommst Du nicht nur Besuch von Deinen 
          guten Nachbarn, die bösen Kerle sind sehr schnell, eine gute Gelegenheit 
          aufzuspüren, um Profit zu machen. Jüngste Polizeiberichte 
          behaupten zum Beispiel, dass das organisierte Verbrechen in Osteuropa 
          ihren Einfluss auf den isländischen Drogenmarkt vergrößert 
          hat. Ich bin nicht überrascht, da ich doch schon über diese 
          Gefahren in meinen Kriminalromanen geschrieben habe.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 In Deinem Buch las ich auch zum ersten Mal über Rechtsradikalismus 
          auf Island, den aus der Vergangenheit und den Gegenwärtigen. Ist 
          dies ein Thema auf Island, auch die beschriebene Fremdenfeindlichkeit, 
          oder war es nur ein dramaturgischer Griff, um ein Thema aufzugreifen, 
          das in vielen europäischen Ländern, auch in den nordeuropäischen, 
          ein Thema ist und in den schwedischen, norwegischen und dänischen 
          Kriminalromanen häufig beschrieben wird?
 
 Stella Blómkvist:
 Island ist heute eine multikulturelle Gemeinschaft und die Mehrheit 
          der Isländer betrachten dies als eine positive Entwicklung. Diese, 
          die das nicht tun, die ultrarechten Gruppen, sind sicherlich klein in 
          der Anzahl und haben keinen direkten politischen Einfluss, aber ihre 
          Propaganda wird gesehen und gehört und hat möglicherweise 
          mehr Einfluss auf die öffentliche Meinung als vermutet. Ich finde 
          es zum Beispiel besonders beunruhigend, eine neue Meinungsumfrage zu 
          lesen, die enthüllt, dass 22,2% der Nation es nicht möchten, 
          eine muslimische Familie als direkte Nachbarn zu bekommen. Diese Haltung 
          gegen muslimische Einwanderer ist, nebenbei, ein wichtiger Bestandteil 
          des fünften Stella Blómkvist Romans.
 Die Aktivitäten dieser Art von Gruppierungen in Island in der Vergangenheit 
          sind nun Teil der historischen Akten und schon der Gegenstand einer 
          Anzahl von Sachbüchern. Aber was ich noch interessanter finde an 
          dieser Vergangenheit, ist, wie zu Ende des zweiten Weltkrieges einige 
          dieser Leute in die isländische Machstrukturen integriert wurden, 
          durch die Hintertür, wenn Du so willst, wie erwähnt in "Der 
          falsche Zeuge". Das ist wirklich gruselig.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Island stellt sich gerne als eine der ältesten Demokratien, mit 
          dem ältesten Parlament, dar. Wenn man Deine Romane liest, liest 
          man von Korruption, wie Geld Einfluss nimmt auf Recht und Politik und 
          wie man von oben nach unten tritt. Überzeichnet oder passt sich 
          hier Island dem ganz normalen und überall auf der Welt üblichen 
          politischen Zustand an?
 
 Stella Blómkvist:
 Korruption ist überall in der menschlichen Gesellschaft, aber sie 
          nimmt verschiedene Formen von einem Land zum anderen an, allein schon 
          wegen der unterschiedlichen nationalen Traditionen und Entwicklungen.
 Seit die Unabhängigkeit im letzten Jahrhundert zurückgewonnen 
          wurde, wurde praktisch alles, was in Island passierte, von den herrschenden 
          politischen Parteien kontrolliert. Trotz der wirtschaftlichen Umorganisierung 
          der letzten paar Jahre, ist unsere Gesellschaft immer noch eine, die 
          von der Politik beherrscht wird. Ich werde Dir nur eines von vielen 
          der jüngeren Beispiele geben; als die staatliche Bank vor ein paar 
          Jahren privatisiert wurde, regelten es die regierenden Politiker auf 
          solche Weise, dass die Banken in die Hände ihrer politischen Kumpels 
          in der Finanzwelt fielen. Erinnert Dich das an die kriminellen Privatisierungen 
          in einigen osteuropäischen Ländern, ja?
 Ich bin ziemlich ernüchtert von den Politikern, da sie irgendwie 
          alle zu dem gleichen fragwürdigen Menschenschlag zu gehören 
          scheinen, wenn sie die Zügel der Macht erreicht haben. Aber natürlich 
          sind einige Länder unglücklicher in der Wahl ihrer Führer 
          als andere, und ich vermute Island ist nicht in der ersten Reihe der 
          schmierigen politischen Korruption, wenn man auf Europa als ganzes schaut. 
          Aber die Tatsache, dass die Situation in einigen benachbarten Länder 
          noch schlimmer ist, macht es nicht besser.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Die isländische Wirtschaft ist im Kaufrausch. Isländische 
          Investoren tummeln sich auf dem internationalen Markt. Gerade wurde 
          die dänische Fluggesellschaft Maerst Air gekauft und die isländische 
          Baugur Group hat 30% der Aktien des dänischen Immobilienunternehmens 
          Keops gekauft. Viele befürchten, dass die Baisse eines Tages wie 
          eine Seifenblase platzen wird, da vieles auf Finanzierungen beruht. 
          Siehst du auch Gefahren darin?
 Nach einer Statistik hat sich das verfügbare Einkommen pro Person 
          in den Jahren 1995-2003 auf Island fast verdoppelt. Dazu gehört, 
          daß der Finanzsektor die Fischindustrie als die Branche mit dem 
          höchsten Pro-Kopf-Einkommen ersetzt hat. Die Fischerei war bisher 
          der wichtigste Industriezweig Islands. Jetzt ist es der Finanzsektor. 
          Neu überholt alt oder Geld regiert die Welt. Ist Stella ein Produkt 
          dieser Entwicklung. Sie rennt ja, als Torpedo, als Geldeintreiber, hinter 
          den Schuldnern her. Also noch mehr Stoff für Deine Romane?
 
 Stella Blómkvist:
 Du hast recht, natürlich, das Geld regiert die Welt heutzutage. 
          Das goldene Kalb des "freien" Marktes ist der neue Gott und 
          einige isländische Finanzgladiatoren durchwandern den europäischen 
          Kontinent wie die Wikinger in den alten Zeiten, Ausschau haltend nach 
          einem profitablen Abschuss. Auf ihre Art ist Stella Blómkvist 
          eine von ihnen, immer dabei, schnelles Geld zu verdienen.
 Dieser neue und expandierende, finanzielle "Kindergarten", 
          wo die Spieler jung und ambitioniert sind, der Einsatz extrem hoch und 
          der Druck die Regeln zu biegen oder zu brechen groß ist, wird 
          sicherlich ein verführerischer Gegenstand für ein Stella Blómkvist 
          Roman irgendwann in der Zukunft.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Würdest du uns verraten wer "Mama" ist, die durch Stella, 
          mit Ihren manchmal tiefsinnigen, manchmal aber auch etwas oberflächlichen 
          Sprüchen, die Handlung kommentiert und zusammenfaßt und für 
          jede Lage einen Spruch parat zu haben scheint?
 
 Stella Blómkvist:
 Mama ist Mama, natürlich!
 Aber jetzt ernsthaft, menschliche Beziehungen sind immer komplex und 
          schwierig, aber ich denke, dass die symbiotische Liebe-Hass Beziehung 
          zwischen Mutter und Tochter eine Klasse für sich ist. Wie Du vom 
          Lesen der Bücher weißt, lebt Stella Blómkvists Mutter 
          in Amerika. Sie hatten nur sehr wenig direkten Kontakt, seit Stella16 
          Jahre alt geworden ist. Aber natürlich denkt Stella viel an ihre 
          Mutter, wie alle Töchter. Manchmal in einer besonderen Situation, 
          erinnert sie sich an die Ansicht ihrer Mutter oder nimmt vorweg, was 
          sie sagen würde, wenn sie da wäre. Zu anderen Zeiten benutzt 
          Stella diese Erinnerungen auf eine sarkastische, zynische Weise, oder 
          kreiert diese mit Absicht selber.
 Ich habe diesen literarischen Kunstgriff von Anfang an benutzt, da ich 
          es faszinierend fand, zu zeigen, wie sogar diese extrem unabhängige 
          und selbständige Frau, die sich immer wieder einredet, dass sie 
          es mag, alleine zu sein, belastet ist mit dem urzeitlichen Bedürfnis, 
          getröstet oder ermahnt zu werden von ihrer abwesenden Mutter.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Die sexuelle Ausprägung von Stella hat sich ja auch geändert. 
          Hat Sie früher Männer, ganze Kerle, bevorzugt, mehr als Lustobjekte 
          als für eine dauerhafte Partnerschaft, so scheint Sie jetzt die 
          Frauen zu bevorzugen, da Frauen ihre Gefühle mehr ansprechen, wobei 
          auch durchscheint, dass hier auch Liebe im Spiel sein könnte?
 
 Stella Blómkvist:
 Stella Blómkvist war natürlich von Beginn an bisexuell. 
          Im ersten Roman war sie vielleicht, wie Du vermutest, mehr den Männern 
          zugeneigt, aber mehr im Sinne von: Benutze sie, verlasse sie. Sie erwog 
          keine ernsthafte Beziehung mit diesen Kerlen. In einigen der späteren 
          Büchern lehnt sie sich vielleicht mehr an andere Frauen an, aber 
          sei nicht verzweifelt; in "Der falsche Mörder" zeigt 
          Stella unverkennbar, dass sie immer noch die feinen Berührungspunkte 
          des männlichen Geschlechts bevorzugt!
 Aber ist Liebe in der Luft! Nun, in "Der falsche Zeuge" trifft 
          sie ein Mädchen aus Riga, eine wirkliche Tigerin, und unzweifelhaft 
          ist etwas seltsames in der Luft. Vielleicht ist es Liebe. Du hast vielleicht 
          eine Gelegenheit, ein klein wenig mehr darüber im fünften 
          Roman zu lesen.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Alle Mordopfer in Deinen Romanen sind Frauen. Junge, aufstrebende Frauen. 
          Hat das eine tiefere Bedeutung oder ist es Zufall?
 
 Stella Blómkvist:
 In gewisser Hinsicht wollte ich in den ersten Büchern Wert darauf 
          legen, das brutale Schicksal, das manchmal junge, kluge und tüchtige 
          Frauen erwartet, aufzuzeigen, die versuchen, an die Spitze in einer 
          Welt zu gelangen, die lange und immer noch von Männern beherrscht 
          wird. Glücklicherweise stoßen die Männer an der Macht 
          sie nicht mehr in den Ertränkungspfuhl; aber doch noch zu oft verpassen 
          diese gescheiten Frauen ihre verdienten Belohnungen und werden abgewiesen 
          und erniedrigt.
 Nebenbei, die Opfer im fünften Roman sind auch junge Mädchen 
          aber sie sind weder berufstätig noch einflussreich. Und im sechsten 
          Roman kann eines der Opfer sogar ein Junge sein.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Man könnte den Eindruck haben, dass in Deinen Büchern die 
          Regeln des hard-boiled Krimis, in dem die harten Männer die Hauptrollen 
          spielen, einfach umgekehrt werden. Eine trinkfeste, mit einem rotzfrechen 
          Mundwerk ausgestattete Frau übernimmt diese Rolle. Trinkt ihren 
          Jackie, schläft sich durch die Betten, kümmert sich aber durchaus 
          für Recht und Ordnung, beißt sich fest, auch wenn es fast 
          ans Leben geht. Hat ein Herz für die Schwachen in der Gesellschaft. 
          Immer mit einem sentimentalen Einschlag und nicht immer mit durchschlagenden 
          Erfolg. Ich nehme an, dieses Spiel, diese Anlehnung an den hard-boiled 
          Krimi auch wenn er manchmal ziemlich überspitzt ist in der Ausführung, 
          fast satirisch, ist erwünscht?
 
 Stella Blómkvist:
 Du hast wieder recht, das ist ganz bewusst in den Stella Blómkvist 
          Romanen so angelegt. Ich habe mich für diese Art von Hauptdarstellerin 
          entschieden, anstelle einer mehr traditionellen Heldin, die im System 
          arbeitet, einerseits bekomme ich auf diese Weise die Gelegenheit, einen 
          smarten weiblichen Fußtritt großartig auf einige männlichen 
          Hintern loszulassen, andererseits auch zu zeigen, dass auch Frauen diese 
          ausgebuffte Rolle in der Kriminalliteratur ganz erfolgreich spielen 
          können.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Stella als weibliche Version von Philip Marlowe oder doch eher eine 
          Verwandte von V.I. Warshawski? Wenn man die Bücher von Dir liest, 
          fällt einem spontan die Privatdetektivin aus Chicago ein. Spitzzüngig 
          und mit dem Kopf voran stürmt Warshawski durch Chicago und Stella 
          durch Reykjavik. Sind Dir die Bücher von Sara Paretsky bekannt?
 
 Stella Blómkvist:
 Ich hörte von den Sara Paretsky Büchern erst, als ich das 
          Manuskript des ersten Buches meinem isländischen Verleger gegeben 
          hatte und er Stella Blómkvist als eine isländische Sara 
          Paretsky ankündigen wollte. Später las ich ein paar Bücher 
          von ihr und fand sie großartig. Aber es ist doch so gewesen, als 
          ich den erste Stella Blómkvist Roman plante, wunderte ich mich, 
          warum ich keine weibliche Heldin in solchen hard-boiled Kriminalgeschichten 
          finden konnte, die ich schon gelesen hatte. Und ich dachte: Was wäre, 
          wenn Sam Spade oder Philip Marlowe jüngere Schwestern hätten, 
          was könnte von diesen Kerlen übernommen werden? Wie würden 
          sie sich in diesem Job verhalten und in ihrem Privatleben? Im Lauf der 
          Zeit hat sich Stella Blómkvist aus vielen verschiedenen Stückchen 
          und Teilen entwickelt zu ihrem eigenen unverkennbaren Selbst und sie 
          wurde eine Schwester, auf die sogar Philip Marlowe stolz sein könnte.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Noch ein Autor fällt mir ein. Für viele vielleicht etwas übertrieben 
          aber ich stelle es einfach mal so in den Raum. Mickey Spillane
. 
          Hart, kurz und deftig. Irre ich mich?
 
 Stella Blómkvist:
 Spillane ist roher und brutaler als Hammett oder Chandler, aber folgt 
          in vielerlei Hinsicht ihren Fußspuren. Ich würde diese Geschichten 
          mehr mögen, wenn einiger seiner Helden Frauen wären, aber 
          das ist wahrscheinlich nach dem Unmöglichen verlangen. Jedoch, 
          ich kann mir leicht das Ende von "I, the Jury" ausmalen, mit 
          einem Mädchen, die Waffe auf einen Kerl gerichtet. Keine schlechte 
          Idee, oder?
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Vigdís Grímsdóttir. Sie wird in "Morðið 
          í Sjónvarpinu" (Das ideale Verbrechen) erwähnt. 
          Zitat: "Schenke mir selber ein Buch zu Weihnachten. Oft das neueste 
          von Vigdís Grímsdóttir. Sie ist wirklich gut." 
          Kannst Du sie empfehlen? Bisher ist ein Buch von ihr in Deutschland 
          erschienen "Stúlkan í skóginum" auf deutsch 
          "Das Mädchen im Wald".
 
 Stella Blómkvist:
 Vigdís ist eine unserer größten Schriftstellerinnen 
          und wird es für viele Jahre bleiben. Ihre Bücher können 
          manchmal verwirren, aber sie sind aller Bemühungen wert. Ich finde 
          es seltsam, dass nur eines ihrer Bücher ins Deutsche übersetzt 
          worden ist.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Viktor Arnar Ingolfsson habe ich gefragt, welches Buch, welche CD und 
          welchen Film er auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Darf ich 
          Dich das auch fragen?
 
 Stella Blómkvist:
 Aha, die berühmte Einsame-Insel-Frage. In meinem Fall muss es definitiv 
          ein Buch sein. Auch wenn Du an diesem verlassenen Platz einen Film oder 
          eine CD abspielen kannst, finde ich doch die meisten Filme ziemlich 
          langweilig, nachdem Du sie mehr als einmal gesehen hast und sicherlich 
          einer der paar Vorteile auf einer einsamen Insel gestrandet zu sein, 
          ist der Frieden und die Stille, so bitte keine Musik. Aber nun, welches 
          Buch?
 Nun, ich kann mir vorstellen, auf einem hohen Kliff zu stehen, die brutalen 
          Wellen weit unten zu hören, die an die gespenstische Küste 
          hämmern, und dort brülle ich aus vollem Hals mit wütender 
          Stimme:
 
 Out of the ash
 I rise with my red hair
 and I eat men like air
 
 Richtig, mein einsames Inselbuch sind die gesammelten Gedichte meiner 
          Lieblingsautorin Sylvia Plath.
 
 Literaturportal schwedenkrimi.de:
 Danke für das Interview.
 
 © November 2005 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
 |