Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch des Autors Åke Edwardson.
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ISBN: 3546002350
Gebunden 527 Seiten
Claassen Verlag
Übersetzung:
Wolf-Dietrich Müller
Kurzbeschreibung

Am Stadtrand von Göteborg wird eine junge Frau brutal ermordet aufgefunden. Eine Frau ohne Papiere, die keiner kennt und die scheinbar keiner vermisst. Kommissar Winter macht sich an die Aufklärung des mysteriösen Falls. Doch wo soll er mit der Suche beginnen? Auch die gerichtsmedizinische Untersuchung hilft zunächst nicht weiter..."Winter konnte die Blaulichter von weitem sehen, als er den Hügel Richtung Delsjömotet hinauffuhr. Ihr Schein schien östlich von ihm in der Luft zu rotieren. Fehlt nur noch ein Hubschrauber, dachte er. Ein junger Polizist in Uniform wartete mit blassem Gesicht an der Absperrung. Winter zeigte seinen Ausweis vor. Ein leiser Wind kam von Süden herauf. Der Tag war nah.

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Leseprobe

Winter konnte die Blaulichter von weitem sehen, als er den Hügel Richtung Delsjömotet hinauffuhr.
Ihr Schein schien östlich von ihm in der Luft zu rotieren. Fehlt nur noch ein Hubschrauber, dachte er. Ein junger Polizist in Uniform wartete mit blassem Gesicht an der Absperrung. Winter zeigte seinen Ausweis vor. Ein leiser Wind kam von Süden herauf. Der Tag war nah.
»Warst du als Erster hier?«
»Ja. Als der Notruf eingegangen ist, sind wir sofort losgefahren.«
»Der Anrufer. Ist er hier?«
»Er sitzt dort drüben.«
Mit einem Nicken wies der junge Streifenpolizist ins Dunkel. Im Licht der Morgendämmerung erkannte Winter die Silhouette eines Kopfes vor der helleren Fläche des Morgenhimmels. Winter war mit einem Mal kalt. Die Reaktion seines Körpers auf die Erkenntnis, warum er hier war und was noch vor ihm lag. Er verspürte große Lust, sich einen Zigarillo anzuzünden, ließ es aber bleiben. Er brauchte dringend eine Tasse Kaffee. Wieder spürte er den Wind, der über die Haare an seinen Oberschenkeln strich. Er trug Shorts, das Hemd hing locker darüber.
»Wo kann ich langgehen?«
»Bitte?«
»Wo beginnt der gesicherte Pfad?«
Der junge Polizist verstand offenbar nicht. Winter sah sich um. Die meisten Aktivitäten konzentrierten sich auf eine Stelle in fünfzig Meter Entfernung, vielleicht siebzig. Es war schwierig, da noch etwas zu erkennen. Er winkte, und drüben entdeckte ihn einer. Der Mann löste sich aus der Gruppe und kam auf Winter zu.
»Ich bin auch gerade erst eingetroffen«, sagte Kriminalkommissar Göran Beier. »Sie liegt dort drüben.«
Winter folgte ihm. Sie gingen geradeaus über den Parkplatz, zwischen zwei Autos hindurch, wandten sich nach links und vorsichtig weiter auf dem breiten Pfad zu einem breiten Graben, der von einer Kiefer und mehreren Birken teilweise verdeckt war. Der Pfad. Die Techniker hatten einen sicheren Weg markiert, an den sich alle halten sollten. Winter hörte ein Auto und blickte sich um. Ein paar Autoscheinwerfer, die nur wenig ausrichteten, nun, da der Himmel langsam hell wurde. Es war Ringmars Wagen. Ringmar stieg aus. Er würde den Zeugen vernehmen. Winter wandte sich wieder dem Graben zu. Unten lag eine Frau auf dem Rücken hinter der Kiefer. Er trat näher heran, damit er ihr Gesicht deutlicher sehen konnte. Sie konnte fünfundzwanzig oder dreißig oder sogar fünfunddreißig Jahre alt sein.

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Ihr Haar wirkte hell, aber das war schwer zu entscheiden, da es feucht war vom Morgentau. Sie trug einen kurzen Rock, eine Bluse und eine Strickjacke. Ihre Kleider schienen nicht in Unordnung zu sein. Sie starrte zu dem fahlen Himmel empor. Winter beugte sich näher über sie und glaubte, die kleinen roten Pünktchen an ihren Ohren und die kleinen geplatzten Äderchen in ihren offenen Augen zu erkennen. Sie war erwürgt worden, vermutete er. Aber er war kein Fachmann. Das Licht der Dämmerung reichte aus, um zu sehen, dass ihr Gesicht verfärbt und geschwollen war. Die Zähne lagen frei, als hätte sie gerade etwas sagen wollen. Die Techniker von der Spurensicherung hatten sofort die Gerichtsmedizinerin zum Fundort gerufen. Winter nickte Pia Erikson Fröberg zu. Sie stand unten im Graben und las ihr Fieberthermometer ab. Es sah aus, als wartete die Tote auf das Ergebnis. Winter konnte die Augen nicht von der toten Frau abwenden.
Sie schien den Blick vom Himmel abgewandt und auf Pias routinierte Bewegungen gerichtet zu haben. Sie ist in guten Händen, dachte Winter. Ihr Körper ist in guten Händen. Nach zwei Stunden waren die Einsatzkräfte mit der vorläufigen Arbeit fertig. Es war noch früh am Morgen. Die Leute von der Spurensicherung bedeckten den ganzen Körper der Toten mit einer durchsichtigen Klebefolie und warteten auf den Leichenwagen. Als das Auto ankam, legten sie den Körper in einem Plastiksack auf die Bahre und transportierten ihn in die Pathologie des Östra-Krankenhauses. Bald würde das neue Gebäude der gerichtsmedizinischen Abteilung auf dem Medicinarberg fertig sein, aber vorerst war noch das Östra zuständig, wenn Verdacht auf ein Verbrechen bestand. Die Frauenleiche lag nun auf einem rostfreien Tisch. Die Lampen ersetzten das Morgenlicht, das Winter geblendet hatte, während er hinter dem Leichenwagen hergefahren war. Hier drinnen schien der Tod endgültig besiegelt. Im hellen Kunstlicht war es, als stürbe die Frau einen zweiten Tod. In dem verdammten Graben draußen, dachte Winter, gab es sie noch, aber jetzt ist es endgültig vorbei. Das Gesicht der Toten schien obszön zu leuchten, und die Haut war gespannt, schimmerte durchsichtig. Als der Körper nackt war, begann Pia Erikson mit der Obduktion, zunächst mit der äußeren Besichtigung, während die Assistenten die Leiche aus jedem erdenklichen Winkel fotografierten.
Pia Erikson beschrieb laut alle sichtbaren Verletzungen.
Auch sie sprach in ein Diktiergerät. Winter hörte, wie sie die Verletzungen aufzählte, die er selbst an den Unterarmen der Leiche bemerkt hatte und die wahrscheinlich von Gegenwehr herrührten. Er konnte die Punkteinblutungen sehen, die entstanden waren, als der Blutdruck gestiegen war, weil die Gefäße vom Kopf abgeschnürt wurden und als das Zungenbein gebrochen und sie zu Tode gewürgt worden war - wenn das tatsächlich die Todesursache war. Pia sprach von Würgemalen an der Kehle. Sie hatten sie vorher nicht sehen können, weil die Frau ein Polohemd getragen hatte. Nun fanden sich an ihrem Hals deutlich blaue Flecken. Dazu hatte sie weiße Flecken auf Bauch und Brust und an der Vorderseite der Oberschenkel. Sie hatte auf dem Rücken gelegen, als sie aufgefunden worden war. Das bedeutete, man hatte sie erst an den Fundort gebracht, als sie schon tot war.
Winter konnte also ausschließen, dass sie Selbstmord begangen hatte und hinterher von jemand anders weggebracht worden war. Oder konnte es trotzdem so gewesen sein? Winter antwortete nicht. Er schaute sich noch einmal das Gesicht der Toten an und versuchte, es sich in Bewegung vorzustellen, als noch alle Nerven und Muskeln unter der Oberfläche funktionierten, alles, was für ein Lächeln, eine Grimasse erforderlich war.
»Wie alt ist sie?«, fragte er. »Ungefähr dreißig, würde ich jetzt sagen. Aber du musst dich noch gedulden. Sie kann auch älter oder jünger sein, einige Jahre mehr oder weniger. Die Haut ist recht zart. Glatt um den Mund und an den Augen.«
»Keine Lachfalten?«
»Vielleicht hatte sie nicht so viel, worüber sie sich freuen konnte«, sagte Pia Erikson Fröberg, und Winter grübelte kurz, warum sie wohl so eine Bemerkung fallen ließ. »Aber nun ist Schluss mit der Traurigkeit. Bleibst du da, wenn ich mit der medizinischen Untersuchung beginne?«, fuhr Pia Erikson fort. »Ich bleibe noch ein wenig«, sagte Winter. »Ich hab noch etwas für dich«, sagte Pia Erikson. »Damit du mehr zum Denken hast. Die Frau hat Kinder geboren.« »Sie hat Kinder?«, wiederholte Winter. »Ich weiß nicht, wie es jetzt steht, aber sie hat Kinder geboren. Eins, vielleicht mehrere.« »Wann denn?« »Das kann ich nicht beantworten, wenigstens jetzt noch nicht. Aber es zeigt sich an ihren ...« »Erspar mir lieber die Details«, bremste Winter sie, »jedenfalls für den Augenblick.« Er spürte einen Schauder über seine Kopfhaut laufen. Es gab vielleicht ein kleines Kind da draußen.
Das konnte eine Hilfe bei der Fahndungsarbeit bedeuten - oder Anlass zu Frustration. Vielleicht Schlimmeres. * Mama ließ den Wagen an, und sie fuhren los. »Fahren wir jetzt heim?« »Bald«, sagte Mama. »Wir müssen nur vorher noch etwas erledigen.« »Ich möchte aber heim.« »Wir fahren ja nach Hause. Aber wir müssen erst noch was anderes erledigen«, sagte Mama, dann hielt sie den Wagen wieder an, stieg aus und setzte sich neben sie auf den Rücksitz. Mamas Gesicht war nass.
»Bist du traurig, Mama?«


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

»Nein. Das ist vom Regen. Hör mir jetzt gut zu. Wir fahren erst zu einem anderen Haus und holen ein paar Onkel ab. Hörst du, was ich sage?«
»Wir holen ein paar Onkel ab.«
»Ja. Die Onkel werden angerannt kommen, wenn sie uns sehen, das ist nämlich ein Spiel. Sie springen ins Auto, wenn es noch gar nicht richtig gehalten hat. Verstehst du?«
»Die springen ins Auto?«
»Wir fahren langsamer, sie springen ins Auto, und wir fahren wieder los.«
»Fahren wir dann heim?«
»Etwas später, ja.«
»Ich will aber jetzt heimfahren.«
»Das machen wir auch bald. Aber vorher spielen wir noch dieses kleine Spiel.«
»Können wir nicht morgen spielen, wenn es heller ist? Ich bin müde. Das ist ein doofes Spiel.«
»Es muss aber sein. Wichtig ist vor allem, dass du dich auf den Boden legst. Das gehört zum Spiel. Du musst dich auf den Boden legen, wenn ich es sage. Verstehst du?« Sie nickte. »Probier es mal aus.« »Aber du hast gesagt, dass ...« »Leg dich hin!« Mama fasste sie hart an. Es tat weh im Nacken. Sie legte sich auf den Boden, der schlecht roch und kalt und nass war. Das Atmen fiel ihr schwer. Sie hustete und lag auf dem kalten Boden. Der Arm tat ihr weh. Mama ging zurück zum Vordersitz und ließ den Motor an. Da richtete sie sich wieder auf und blieb sitzen, bis Mama sagte, dass sie sich auf den Boden legen sollte. »Geht es jetzt los?«
»Ja. Liegst du?«
»Ich bin ganz unten.«
»Du darfst dich nicht aufrichten«, befahl Mama. »Das kann sehr gefährlich sein.« Und Mama sagte immer wieder, wie gefährlich es war. »Du musst auch ganz still sein.« Sie fand gefährliche Spiele doof, aber sie wagte es nicht zu sagen.
»Still jetzt!«, befahl Mama in bösem Ton, obwohl sie gar nichts gesagt hatte. Sie lag ruhig da und lauschte den Geräuschen unter sich. Es war, als läge sie fast auf der Straße, rattatirattatiratt, und sie dachte wieder, es klingt wie ein Lied, als das Auto die Fahrt verlangsamte; rattatirattat... und plötzlich hörte sie einen Schrei und noch einen, und Mama rief etwas. Die Tür über ihr wurde aufgerissen.
Etwas Schweres drückte sie nach unten, und sie wollte schreien, aber es ging nicht. Vielleicht traute sie sich auch nicht. Die Türen flogen auf und wurden zugeschlagen und wieder geöffnet und zugeschlagen, und sie hörte, dass es knallte, als eine Tür vorn gegen das Auto schlug, wie ein Feuerwerk klang es, und es war, als ob der Regen jetzt viel härter auf das Auto trommelte. Sie schielte nach oben und sah, dass das Glas im Fenster gesprungen war, aber es hielt dennoch irgendwie.
Es fiel kein Glas auf sie oder auf den Rücksitz.
Alle schrien, doch sie verstand nicht, was die Stimmen sagten. Sie horchte, konnte aber ihre Mama nicht hören. Sie wollte sich aufsetzen, aber das ging nicht.

Danke an den Claassen Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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